Die Zukunft des ländlichen Raums

IHK-Netzwerkveranstaltung „Initiative Fachkräftesicherung Neckar-Odenwald-Kreis 2030“

Rund 50 Unternehmer aus dem Neckar-Odenwald-Kreis haben sich zum Netzwerk Fachkräftesicherung zusammengeschlossen. Bei einem ersten Netzwerktreffen auf dem Gelände der Dualen Hochschule Mosbach tauschten sie sich über Ideen aus, wie man Fachkräfte für die eigenen Unternehmen gewinnen kann. Dieser zentralen Frage von IHK-Geschäftsführer Dr. Andreas Hildenbrand widmete sich das Netzwerk „Initiative Fachkräftesicherung Neckar-Odenwald-Kreis 2030“ bei seiner ersten Präsenz-Netzwerkveranstaltung.

Hildenbrand wies in seiner Begrüßung auch auf die Ziele der IHK-Vollversammlung hin. Zu diesen gehöre es, einerseits die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen im ländlichen Raum zu verbessern und anderseits auf gleichwertige Wettbewerbsbedingungen zu den urbanen Zentren hinzuarbeiten.

Das Netzwerk der Initiative Fachkräftesicherung hat sich 2020 gegründet. Das Konzept steht auf drei Säulen: An die Politik werden Handlungsfelder adressiert, beispielweise die Infrastruktur der beruflichen Ausbildung im Landkreis zu erhalten oder die DHBW in Mosbach weiterhin vom Land zu unterstützen. Intern eröffnet das Netzwerk Raum für den Austausch von Unternehmern untereinander und bietet Workshops zur Wissensvermittlung. Außerdem betreibt die Initiative gemeinsam Fachkräfte-Marketing. Dafür hat sie die Dachmarke „Ausbildung NOK“ geschaffen. Derzeit läuft zusätzlich eine Artikelserie mit Einblicken in unterschiedliche Ausbildungsberufe. Hildenbrand betonte, die Initiative sei offen für alle Unternehmen, die mitmachen wollen.

„IHK und DHBW haben gemeinsame Ziele“, stellte Professor Dr. Max Mühlhäuser, Prorektor und Dekan der DHBW-Fakultät Technik, fest. „Wir beide wollen Unternehmen im ländlichen Raum halten.“ Er wies auf einen „enormen Bedarf anIngenieurinnen undIngenieuren“ hin, wolle man die Energiewendeund Digitalisierung bewältigen. „Die Generation Z tickt zwar anders“, stellte er fest. „Ihr ist Karriere nicht so wichtig. Sie ist aber leistungswillig und leistungsbereit.“ Er forderte ein Baukompetenzzentrum für Mosbach zur Bewältigung der ökologischen Transformation. Außerdem wünschte er sich mehr Wertschätzung für die berufliche Aus-und Weiterbildung.

Auch Mosbachs Bürgermeister Michael Keilbach und Landrat Dr. Achim Brötel bezeichneten den Fachkräftemangel als große Herausforderung für Unternehmen im ländlichen Raum. Es müsse mehr geschehen und dafür sei der Bottom-up-Ansatz der Fachkräfteinitiativegenau richtig.

Frank-Martin Entzer, Referent des Arbeitgeberverbandes der Metall-und Elektroindustrie (Südwestmetall) Rhein-Neckar-Odenwald, und Ralf Rohmann, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Eirich und Vorsitzender des IHK-Ausschusses für Industrie und Innovation, gaben den rund 50 Unternehmen Denkanstöße zu dem Thema mit. „Wir haben ein Ausbildungssystem, um dasuns jeder in der Welt beneidet. Das machen wir gerade selbst kaputt“, stellte Ralf Rohmann fest. Man müsse Kinder für Technik und praktisches Arbeiten begeistern. In diesem Bereich sieht Rohmann ein „Vermittlungsdefizit“ an den Schulen. Er bemängelte, dass Ministerien ihre Beschlüsse, dies zu ändern, nicht umsetzten. Informationen zu Kooperationen mit Unternehmen kämen oft nicht in den Schulen an. Rohmann kritisierte „Bürokratie und Unwille“ im System Schule. Nur wenn Unternehmen auf „idealistische Lehrer“ stoßen würden, könne eine Zusammenarbeit gelingen.

Entzer verwies auf eine Ausbildungsquote von 4,2 Prozent in den von ihm vertretenen Verbänden hin, der geringste gemessene Wert bisher. Demgegenüber lag der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen bei rund zehn Prozent – ebenfalls ein beunruhigender Höchstwert. „Die Schere geht weiter auf“, stellte Entzer fest. „Je kleiner und in der Bevölkerung unbekannter ein Unternehmen ist, umso schwieriger ist es für dieses, freie Ausbildungsplätze zu besetzen.“ Man müsse die berufliche Orientierung stärken, wie zum Beispielderzeitdurch die PraktikumswochenBW, die von einem breiten Ausbildungsbündnis mit Unterstützung von SCHULEWIRTSCHAFT Baden-Württemberg getragen werden: Jugendliche und Unternehmen lernen sich in einem eintägigen Schnupperpraktikum kennen. Die Jugendlichen wechseln nach jedem Tag das Unternehmen und sammeln so Erfahrungen in verschiedenen Berufen.