Role Models für mehr Technik-Studentinnen?

Frauen in technischen Studiengängen sind an der DHBW deutlich unterrepräsentiert. Das kann und soll anders werden. Etwa durch Role Models: Mit ihren positiven Studienerfahrungen könnten sie Schülerinnen animieren, ebenfalls ein technisches Studium ins Auge zu fassen.

Die Zahlen sprechen für sich: Im Wintersemester 2020/21, so die Statistik des DHBW-Gleichstellungsberichtes 2020, standen in den technischen Studiengängen 1.484 männlichen Studierenden nur 409 Frauen gegenüber. Immerhin 21,6 % Frauenanteil, allerdings mit starken Unterschieden: Während im Bauingenieurwesen fast 30 % der Studierenden Frauen sind, sind es im Maschinenbau nur rund 14,1 %, bei der Elektrotechnik sogar nur 11,5 %.

„Das werden wir nicht einfach so als gegeben hinnehmen und weiterhin ,business as usual‘ machen“, sagt Gleichstellungsbeauftragte Gudrun Reichert. „Eines unserer Ziele ist es, den Frauenanteil unter den Studierenden gerade in technischen Studiengängen zu erhöhen. Die Zeiten, in denen Hochschulen und Industrie den Frauen eine Berufstätigkeit im Maschinenbau, der Elektrotechnik, Informatik, Mechatronik oder ähnlichen Bereichen schlicht nicht zutrauten, sind längst vorbei. Das Problem ist eher, dass junge Mädchen und Frauen auch heute immer noch Berührungsängste zu solchen Fachgebieten haben. Es ist auch unsere Aufgabe, diese Berührungsängste mit abzubauen.“

Automatisch stellt sich die Frage nach dem „Wie“. Eine Antwort hat die Gleichstellungsbeauftragte: „Durch Role Models, die den künftigen Studentinnen mal aus ihrer Sicht von den Erfahrungen hier an der DHBW berichten und dadurch Interesse wecken“, sagt sie. Sie hat ein Paradebeispiel parat. Es erweist sich momentan für die DHBW als eine Art „Blaupause“, wie das Wirken von Role Models aussehen kann: Laura Eck, eine 27-jährige Absolventin der Hochschule.

Laura Eck – engagiert und interessiert

Laura Eck hat in Mosbach Maschinenbau studiert und 2021 ihren Bachelor gemacht. Das Unternehmen, für das sie während des Studiums arbeitete – der Elektrogerätehersteller Braun aus Kronberg bei Frankfurt – übernahm sie mit „Kusshand“ in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Professor Bernd Bachert, dem Studiengangsleiter für Maschinenbau – Konstruktion & Entwicklung an der DHBW Mosbach, war Laura Eck schon früh aufgefallen: „Sie war als Studentin unheimlich engagiert und interessiert. Als wir unser Maschinenbau-Studienmodell umbauen wollten, wollten wir sie unbedingt beteiligen. Das war am Ende nur aus zeitlichen Gründen nicht möglich.“

Auch sonst erwies sich die junge Studentin als Glücksgriff. Sie hatte bereits Produktdesign in Schwäbisch-Gmünd studiert, wollte aber auch unter die Haube der Fabrikate schauen, um später einmal bessere und langlebigere Produkte herstellen zu können. Ihr Wissensdurst und ihr Einsatz fielen auf – zumal Laura Eck auch das Bedürfnis hatte, ihre Erfahrungen weiterzugeben: „Frau Eck hat in der letzten Praxisphase bei ihrem Arbeitgeber ein Seminar entwickelt, mit dem sie Schülerinnen technische Berufe – und damit idealerweise unsere Studiengänge – näherbringt“, sagt Bachert. „In einfachen Versuchen mit Legosteinen können junge Schülerinnen die Erfahrung machen, dass sie womöglich auch technische Fertigkeiten und Interessen haben, von denen sie noch gar nicht wussten.“

Stereotypen etwas entgegensetzen

Für Gudrun Reichert ist das genau der richtige Ansatz. „Leider gibt es in Kitas, Schulen und Elternhäusern immer noch Geschlechterstereotype, die im Kern besagen, dass Mädchen bzw. Frauen für technische Ausbildungen und Berufe weniger geeignet sind“, sagt sie. „In der Berufswelt ist das nicht so, da sind weibliche Fachkräfte sehr gefragt und umworben. Um also den Stereotypen etwas entgegenzusetzten, müssen wir mit Role Models zeigen, wie Frauen in technischen Ausbildungen Erfolg haben. Damit können wir auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken!“

Die Gleichstellungbeauftragte und auch Studiengangsleiter Bachert haben Ideen dazu. Positive Erfahrungsberichte auf der DHBW-Webseite und in den nach Außen gerichteten Publikationen sowie der Einsatz von Role Models auf Messen und Veranstaltungen für Schulabgänger und Studieninteressierte gehören dazu. „Aber auch ein informativer und unterhaltsamer Kurzfilm, der über den Weg von Frauen wie Laura Eck an der DHBW und bei ihrem Arbeitgeber berichtet, könnte hilfreich sein“, sagt Gudrun Reichert. „Wir müssen dafür sorgen, dass Mädchen und junge Frauen Lust auf ein technisches Studium bekommen.“

Dass derartige Botschafterinnen durchaus Gehör finden würden, hat Bernd Bachert kürzlich erst wieder bei einer Veranstaltung am Ganztagsgymnasium Osterburken erlebt – Thema: „Perspektiven nach dem Abitur“. „Tatsächlich hatten wir dort keine Studentin hingeschickt, sondern es referierte ein Student, der bei einer Firma aus Osterburken arbeitet. Worauf ich hinauswill, ist das Setting: Dort saßen 120 Mütter und Väter von angehenden Abiturientinnen und Abiturienten. Das ist eine unserer Zielgruppen für weibliche Role Models. Man muss sich mal vorstellen, welchen Eindruck es hinterlässt, wenn Absolventinnen wie Laura Eck von ihren Erfahrungen in technischen Studiengängen berichten!“ Dass man bei einem dualen Studium an der DHBW vom ersten Tag an Geld verdient, während man an anderen Hochschulen Gebühren für ein vergleichbares Studium zahlen muss – auch das sei eine wichtige Botschaft.

Geld in die Hand nehmen

Mit „seiner“ Maschinenbau-Ingenieurin hält Bachert den Kontakt. „Wenn sie das möchte und es zeitlich passt, würden wir sie gerne in unsere Aktivitäten einbinden.“ Er und Gudrun Reichert betonen aber unisono, dass man nicht erwarten könne, dass Role Models nach ihrem Studienabschluss ehrenamtlich ihre Freizeit für die DHBW investieren und lange Anfahrtswege in Kauf nehmen. „Wenn wir vor diesem Hintergrund wirklich eine Offensive starten wollen, dann kostet das Geld. Dann müssen wir zum Beispiel die Role Models für ihren Aufwand entschädigen, aber auch für andere Formate Geld in die Hand nehmen“, sagt Reichert. Als Betriebswirtschaftlerin ist sie aber sicher: „Wenn wir das strukturiert und engagiert angehen, gibt es schon bald einen ,Return on Investment‘!“

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