Unser Grundwasser – Kein Grund zur Sorge oder doch ein Problem?

Interview und Vortrag zum Weltwassertag - mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Neckar-Zeitung

Weltweit hat etwas mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung keinen Zugang zu sauberem und somit sicherem Wasser. Um der lebenswichtigen Ressource Beachtung zu schenken und auf Missstände in der Wasserversorgung hinzuweisen, wird seit 1993 jährlich der Weltwassertag begangen. Dieses Jahr widmet sich der 22. März dem unsichtbaren Schatz aus der Tiefe: dem Grundwasser. Auch die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) setzt sich für den achtsamen Umgang mit Wasser ein. Prof. Dr.-Ing. Jens Bender, Studiengangsleiter Bauingenieurwesen - Öffentliches Bauen und Professor für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der DHBW Mosbach, spricht in einer virtuellen Vortragsreihe in Kooperation mit der DHBW Mannheim über "Unser Grundwasser – Kein Grund zur Sorge oder doch ein Problem?" Im Interview beleuchtet er das Thema.

Stichwort Nitrat: Wie steht es um die Grundwasserqualität bei uns im landwirtschaftlich geprägten Neckar-Odenwald-Kreis (NOK)?

Die Nitratbelastung des Grundwassers im Necker-Odenwaldkreis variiert. So reichen aktuelle Messungen von 10 mg/l bis hin zu 35 mg/l. Der Großteil unserer Wasserschutzgebiete im Neckar-Odenwald-Kreis können als gering belastete Gebiete klassifiziert werden. Lediglich in drei Gebieten wurden leicht erhöhte Nitratwerte gemessen. Diese Gebiete gilt es genauer im Auge zu behalten. Gegebenenfalls können behördliche Vorgaben in Kraft treten, die die Verwendung von Düngern einschränken oder andere Schutzmechanismen verordnen. Es ist jedoch auch zu erwähnen, dass die Nitratbelastung eines Grundwasservorkommens von vielen Faktoren abhängt, wie beispielsweise die geologischen Gegebenheiten aber natürlich auch der direkte Eintrag von Stickstoff, z.B. durch landwirtschaftliche Aktivitäten. Insgesamt ist die Qualität des Grundwassers im Hinblick auf die Nitratbelastung im Neckar-Odenwaldkreis aber als gut bis sehr gut einzustufen.

Was muss getan werden, um die Nitratbelastung zu verringern?

Die Nitratbelastung des Grundwassers hängt von verschiedenen Faktoren ab. Daher lässt sich nicht pauschal sagen was an anderer Stelle schlecht und was im Neckar-Odenwald-Kreis gut läuft. Man kann aber in der gesamten Europäischen Union erkennen, dass die europäischen Anstrengungen zur Verbesserung des Grundwassers wirken. In der gesamten Europäischen Union kann eine Verbesserung der Grundwasserqualität beobachten werden, wobei Deutschland den übrigen Staaten leider noch etwas hinterherhinkt.

Auch von Mikroplastik und Medikamentenrückständen im Trinkwasser liest man immer häufiger. Spielen solche Verunreinigungen im NOK auch eine Rolle?

Mikroplastik spielt nach derzeitigem Wissensstand im Grundwasser keine entscheidende Rolle, da Plastikpartikel durch das Gestein auf natürliche Weise recht gut herausgefiltert werden. Aber auch das ist ebenfalls von den geologischen Gegebenheiten abhängig. Auch im Bodenseewasser wurden bislang nur geringsten unbedenklichen Mengen von Mikroplastikteilchen nachgewiesen. In der Wasseraufbereitungsanlage des Bodensees wird das Wasser zudem gefiltert, wodurch Teilchen die größer als 15 Mikrometer sind zurückgehalten werden. Arzneimittelrückstände die im Trinkwasser nachgewiesen werden können, sind in der Konzentration äußerst gering und nach heutigem Kenntnisstand ebenfalls unbedenklich. Außerdem wird in den Kläranlagen daran gearbeitet neue Verfahren zu entwickeln um solche Spurenstoffe effektiv aus dem Abwasser zu entfernen, so dass sie gar nicht in den natürlichen Wasserkreislauf gelangen.

Und wie sieht es mit dem Grundwasserspiegel aus? Hat der nach den Trockenjahren 2018/19/20 im NOK noch einen guten Stand?

Die Grundwasserstände im Neckar-Odenwald-Kreis haben sich durch den recht feuchten Sommer 2021 und die regenreichen vergangenen Monate recht gut erholt und liegen an den meisten Messstellen wieder im Bereich des langjährigen Mittels. Dies gilt übrigens für den Großteil der Messstellen in Baden-Württemberg. Es bleibt abzuwarten wie trocken der nächste Sommer werden wird.

Wo überall wird überhaupt Grundwasser im NOK gefördert?

Der Neckar-Odenwaldkreis verfügt insgesamt über 35 festgesetzte Wasserschutzgebiete in denen Wasser für die Trinkwasserbereitstellung gewonnen wird. Nach den mir vorliegenden Unterlagen werden in diesen Wasserschutzgebieten 26 Tiefbrunnen betrieben, aus denen Grundwasser- bzw. Uferfiltrat gefördert wird. Hinzu kommt noch eine Vielzahl kleinerer Quellen. Bei Uferfiltrat handelt es sich im Übrigen um Brunnen, die in unmittelbarer Nähe zu einem Oberflächengewässer gebaut wurden, wie beispielsweise dem Neckar. Man nutzt die natürliche Reinigungskraft des Bodens und nutzt letztlich das durch den Boden gereinigte Oberflächenwasser. Die Qualität des Uferfiltrats wird aber maßgeblich durch das Oberflächengewässer geprägt.

Viel Wasser kommt aber auch vom Bodensee über Pipelines bis zu uns. Wird das immer so bleiben können?

Die genauen Mengen für den Landkreis kann ich Ihnen gar nicht sagen. Das Bodenseewasser trägt etwa mit zwei Drittel zur Wasserversorgung über die Stadtwerke Mosbach bei. Das übrige Wasser wird als sogenanntes Eigenwasser aus den Brunnen und Quellen zugemischt. Bisher deutet nichts darauf hin, dass durch den Klimawandel oder andere Einflüsse die zukünftige Wasserversorgung über den Bodensee in Gefahr ist.

Wie lässt sich einfach der eigene Wasserverbrauch reduzieren?

Wassersparen ist natürlich eine großartige Sache und jeder kann durch einige Änderungen seiner Gewohnheiten dazu beitragen. Beispielsweise sollte eine Dusche dem Vollbad vorgezogen werden, bei der Toilettenspülung kann durch eine Sparspültaste die Wassermenge dem Geschäft angepasst sein. Es ist aber auch hilfreich, wenn wir unseren Rasen nicht jede Woche mähen, da er so eine deutlich größere Wassermenge benötigt. Die Liste der Möglichkeiten zur Wassereinsparung ist sehr lang. Ich denke, wenn man einfach mal versucht ganz bewusst mit der Ressource Wasser umzugehen, wird jeder individuelle Möglichkeiten finden, mit sehr wenig Aufwand weniger Wasser zu verbrauchen.

Zum Original-Artikel: https://www.rnz.de/nachrichten/mosbach_artikel,-neckar-odenwald-kreis-das-grundwasser-im-kreis-ist-sehr-gut-und-wichtig-_arid,847495.html

Mitschnitt des Vortrags

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Kontakt

Prof. Dr.-Ing. Jens Bender
  • Studiengangsleitung Bauingenieurwesen - Öffentliches Bauen
  • Professor für Wasserbau und Wasserwirtschaft

Neckarburkener Str. 8
74821 Mosbach

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