Forschung im Fokus

40 Jahre DHBW am Standort Mosbach, zehn Jahre gesetzlicher Auftrag zu kooperativer Forschung: der Forschungstag passe so richtig gut an den nördlichsten der neun DHBW-Standorte, fand deren Rektorin Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann. „Was kann die Entwicklung – auch der Forschung an den DHBW-Standorten – besser zeigen als der Forschungstag?“ Ende Januar 2020 war es bereits das dritte Mal, dass die DHBW zu einem solchen Tag einlud, nur hieß der bisher Fachtag und wurde 2018 in Heidenheim und 2019 in Heilbronn veranstaltet. Das Motto des Tages – Vernetzung von Forschung und Lehre – ist zugleich Auftrag.

Vernetzen wollen, sollen, dürfen sich zum einen die daran Beteiligten von der Professorin bis zum wissenschaftlichen Mitarbeiter, zum anderen Forschung und Lehre. Denn im Vergleich mit Universitäten und Fachhochschulen ist der Forschungsauftrag der DHBW noch jung und weniger bekannt als das duale Studienprinzip. Auch das soll der Forschungstag ändern. „Wir haben ein besonderes Verständnis von guter Lehre – Forschung gehört dazu“, beschrieb Jeck-Schlottmann „ihren“ Hochschultypus. Und: „Geforscht haben wir auch schon als Berufsakademie“, warf sie einen Blick zurück auf die Kinderschuhe, denen man einerseits entwachsen sei, andererseits sieht sie „das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht“.

Forschung - Innovation - Transfer

Die DHBW vermittle nicht nur Wissen, sondern schaffe auch selbst Wissen, so DHBW-Präsident Prof. Arnold van Zyl. Als ein weiteres wichtiges Stichwort in dem Zusammenhang nannte er: Transfer. Durch ihre besondere Beziehung zu den Dualen Partnern und das einzigartige erfahrungsbasierte Lernmodell, sei die Hochschule besonders gut aufgestellt um neues Wissen sowohl in die Anwendung als auch in die Lehre zu übertragen. Dieses Alleinstellungsmerkmal gelte es auszubauen. „Dazu haben wir eine FIT-Strategie (Forschung, Innovation und Transfer) entwickelt, die zu uns passt. Auf dieser Basis entwickeln wir die notwendige Befähigung in Form von Unterstützungsstrukturen und hochschulrechtlichen Satzungen und die benötigten Ressourcen, also vor allem mehr hauptamtliche Hochschullehrende und Forschende."

Mit der Einrichtung des Support Center Forschung (SCF) hat die DHBW vor einigen Jahren eine Informations- und Beratungsstelle innerhalb des Präsidiums geschaffen. Gemeinsam mit den Ansprechpersonen für Forschung an den einzelnen Standorten, bietet das SCF einen umfassenden Forschungsupport an, unterstützt bei der Ideenentwicklung und Forschungsförderung, beraten bei der Antragsstellung oder in Fragen des Transfers von Forschungsergebnissen und des Marketings von Forschungsleistungen. Der Forschungstag war ebenso eine DHBW-weite Veranstaltung – gemeinsam organisiert vom SCF und der DHBW Mosbach. Lokal wie zentral unterstützt der Forschungssupport, nach Kräften, frei nach dem Motto: Forschen Sie, wir kümmern uns um den Rest.

Forschung unterstützt Lehre

Dass der DHBW-Klang von den Instrumenten Forschung – Lehre – Transfer bestimmt wird, ist Konsens. Dass die Lehre den zentralen Platz einnehme, unterstrich in seiner Begrüßung Prof. Dr. Peter Väterlein. Er ist der „Neue“ im Präsidium, Vizepräsident seit 11. November 2019. „Lehre ist und bleibt unser Markenkern. Die Forschung ist kein Selbstzweck, sondern dient dazu, die Lehre zu untersützen.“Der promovierte Physiker sieht sehr wohl einen Unterschied zu den Unis, aber keinen Nachteil darin, sondern Chancen. „Die duale Hochschule ist einerseits in der Wissenschaft und andererseits in der Wirtschaft verankert, wo Innovation und Ideen in konkrete Formen gegossen werden.“ 9000 Partner, wer sonst habe die? Wer sonst könne auf eine solche Bandbreite der Expertise zurückgreifen?

Kooperation mit den dualen Partnern

Die 9000 Dualen Partner füllen das Konzept der Dualen Hochschule Baden-Württemberg mit anwendungsorientiertem Leben. Ein weiterer Baustein, geradezu Markenkern der DHBW: nicht Forschung und Lehre im Elfenbeinturm, sondern in der Kooperation mit den Dualen Partnern – das ist anwendungs- und transferorientierte Forschung. Prof. Dr. Christian Kuhn hob diesen Gedanken einmal mehr hervor. Kuhn leitet in Mosbach den Studiengang Elektrotechnik und das Industrie 4.0-Labor und hielt mit einer Repräsentantin eines langjährigen Partnerunternehmens und Kollege Prof. Dr. Stephan Hähre, Studiengangsleiter Wirtschaftsingenieurwesen, die Keynote. Laura Kirstätter stellte mit dem Mosbacher Software-Entwickler MPDV zugleich dessen Engagement in der Hochschulwelt und unterschiedliche Wissenschaftskooperationen vor, die bis in die Berufsschulen hineingehen.

Workshops zum Austausch

In insgesamt neun Workshops – verteilt auf Vor- und Nachmittag – wurde das Anliegen des Forschungstages – die Vernetzung von Forschung und Lehre – aus unterschiedlichen Blickwinkeln in den Fokus genommen. Ob nachhaltige Mobilität, künstliche Intelligenz oder transkulturelle Gesundheitsforschung – überall fand Information, Austausch, Vernetzung statt. Mitdenken, Mitarbeit und Mitdiskutieren der Workshop-Teilnehmer war ausdrücklich erwünscht. Von solcher Vielfalt war auch Prorektor Prof. Dr. Max Mühlhäuser beeindruckt. Dass man noch zu wenig voneinander wisse und miteinander mache, daran habe der Forschungstag erneut etwas geändert, resümmierte der Dekan der Fakultät Technik an der DHBW Mosbach und sprach allen Akteurinnen und Akteuren Dank aus.

Und woran wird nun geforscht? Auch darüber gab der Forschungstag in Mosbach Auskunft. Denn auf mehr als zwei Dutzend Postern wurden (Forschungs-)Projekte nahezu aller DHBW-Standorte in Baden-Württemberg vorgestellt. Am Zentrum für Digitale Innovationen an der DHBW Ravensburg, das sich ohnehin als interdisziplinäre Plattform für Lehre, Anwendung und Wissenschaft versteht, werden Methoden der künstlichen Intelligenz auf ihre Praxistauglichkeit hin analysiert und evaluiert. Dafür nahm Prof. Dr. Stephan Daurer einen von drei Posterpreisen entgegen. Den zweiten erhielt das Urban Mobility Lab (UML), ein Kooperationsprojekt der DHBW Stuttgart mit den Studienakademien in Villingen-Schwenningen und Mannheim. Interdisziplinäre Studierendenteams befassen sich mit urbanen Mobilitätskonzepten, ein Thema, das auch in einem der Workshops behandelt wurde. UML-Mitarbeiter Daniel Grühn war derjenige, der den Posterpreis von Prof. Dr. Väterlein überreicht bekam. An Alina Amann als Repäsentantin der DHBW Heilbronn schließlich ging der erste Posterpreis; sie vertrat das Forschungsprojekt „Weinnova“, das die Heilbronner mit dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband und weiteren 34 Partnern der Weinwirtschaft verbindet. Ziel ist die Entwicklung von innovativen Produkten mit verringertem Alkoholgehalt im Segment Wein. Mit einem solchen ließe sich dann unbeschwert auf Gewinner künftiger Posterwettbewerbe anstoßen... Apropos: zum nächsten Forschungstag lädt die DHBW Mannheim ein. Prodekan der Fakultät Technik Prof. Dr. Volker Schulz verkündete, man werde den Forschungstag unter den Titel „Smarte, nachhaltige Zukunft“ stellen.

Laborführungen

Wie forschungsgeleitete Lehre konkret im Hochschulalltag aussieht, auch das konnten die Tagungsteilnehmer in den DHBW-Laboren am Forschungstag verfolgen. Prof. Dr. Carsten Müller ist noch ganz frisch im Mosbacher DHBW-Team und befasst sich mit „schwarmbasierter Logistik“. Mit intelligenten Legosteinen (und der dazugehörigen Software) machte er anschaulich, wie „ein Logistiksystem lernen kann zu entscheiden, was wo hingehört und sich dabei noch selbst optimiert“. Lernendes System? Selbstoptimierung? Die DHBW macht nichts Anderes. Und ein Elfenbeinturm ist sie sowieso noch nie gewesen. Eine besondere Hochschule eben.

Impressionen des Forschungstages

Workshops