Wirtschaftlich erfolgreich im Zeitalter der Digitalisierung

Fachtagung Branche meets Hochschule am 12.09.2019

Die Digitalisierung in der Baubranche stand im Fokus der 4. Fachtagung „Branche meets Hochschule“ an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach. Über 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten am 12. September 2019 gemeinsam mit den Studiengängen BWL-Holzwirtschaft, BWL-Branchenhandel Bau, Haustechnik, Elektro sowie BWL-Branchenhandel Wohnen über Chancen und Risiken der digitalen Transformation.

„Gerade beim Elektrogroßhandel ist die Gefahr durch neue Wettbewerber mit reinen Online-Shops und durch Amazon am größten“, erklärte Studiengangsleiter Prof. Dr. Alexander Neumann. „Die meisten Produkte über den Versand leicht beziehbar, im Gegensatz zu vielen Haustechnik-, Holz- und Baustoff-Produkten.“ Die Digitalisierung durchzieht aber auch die anderen Bereiche wie die Planung neuer Häuser und Bäder.

Im Mittelpunkt der Tagung stand eine Unternehmensbefragung, die die Studierenden des Studiengangs BWL-Branchenhandel Bau, Haustechnik, Elektro im Rahmen einer Vorlesung zu Marktforschung durchgeführt hatten. Sie befragten dafür über 240 Unternehmen aller Stufen des dreistufigen Vertriebsweges, also vom Hersteller über Fachgroßhandel und Handwerk/Bauunternehmen bis hin zum Endkunden. Die Studie untersucht Risiken und Erfolgsfaktoren für den Vertrieb. „Die Hersteller werden sich mit einer Innovations- oder Preisstrategie als Eigenmarkenproduzent entweder eine Nische suchen müssen“, erklärt Alexander Neumann, „oder sich unabhängig vom Großhandel als Komplettanbieter über die eigene, bei Planer, Handwerk und Endkunden bekannte Marke positionieren.“ Nur über die Marke bilden die großen Hersteller einen erfolgreichen Kontrapunkt zu den Eigenmarken, auf die der Großhandel setzt.

Für den Großhandel hat der Studiengang zwei Erfolgsparameter identifiziert: eine differenzierte Preispolitik abhängig vom eigenen Dienstleistungsumfang sowie eine optimale EDV-Anbindung gerade kleinerer Handwerker über eigene Softwareangebote. „Der Großhandel sollte über einen ganzheitlichen Omni-Channel-Ansatz mit entsprechenden, auch digitalen, Dienstleistungen ein attraktiver Partner für das Handwerk bleiben“, bekräftigt Neumann. Das Handwerk muss sich als leistungsfähiger Ausführender im Partnerverbund oder als eigenständiger Marktbearbeiter klar positionieren. Über solche Partnerschaften über den dreistufigen Vertriebsweg könne man den neuen digitalen Wettbewerbern wie Amazon, aber auch internet-gestützten Großhandwerkern wie Thermondo und Banova entgegentreten.

Im Anschluss an Neumanns Ausführungen präsentierte Thomas Brückle, Bereichsleiter Marketing bei Geberit, mit vielen Beispielen aus dem Unternehmensumfeld das Spannungsfeld, trotz des Trends zur Digitalisierung die bisherigen Erfolgsfaktoren nicht zu vernachlässigen. Das Thema Persönlichkeit und Emotionalität sei wichtig für seine Marke, nicht alles aber gleichermaßen im digitalen Umfeld und Medium transportierbar und erlebbar, so Brückle. Im digitalen Bereich fördert Geberit auch die kooperierenden Handwerker sehr stark, beispielsweise über die Plattform "WirsindHandwerk", um mit diesen gemeinsam „Markt zu machen“. Andreas Owen, Gründer und Geschäftsführer von WirsindHandwerk, stellte im Anschluss seine Plattform vor, über die Handwerker digital sichtbar werden und über die ein positives Empfehlungsmanagement entsteht.

Marc-Oliver Windbacher, Personalleiter BAUKING, zeigte die aktuellen Herausforderungen des Baustoff-Fachhandels auf: Trotz aller digitalen Veränderungen beispielsweise in der Logistik durch GPS und die Verfolgung der Touren bleibe letztendlich doch der Mensch und sein Auftreten beim Kunden wichtig, sei aktuell aber vielfach der Engpassfaktor ist. Die Menschen müssen bei der Digitalisierung mitgenommen werden, damit diese erfolgreich ankommt, so Windbachers Erkenntnis.

Als letzter Vortragender zeigte Ulrich Bergmann, Geschäftsführer von BADnet und Lehrbeauftragter an der DHBW Mosbach auf, dass für das Handwerk in der Digitalisierung eine enorme Chance stecke, die Effizienz in allen Phasen zu erhöhen, vom Angebotswesen bis zur späteren Ausführung. Damit könne es dem Handwerk gelingen, mit einer weitgehend automatisierten Arbeitsplanung und einem höheren Anteil der Vorfertigung schneller und einfacher die Abwicklung auf der Baustelle durchzuführen, so Bergmann. Am Beispiel eines Badprojektes mit der anspruchsvollen und komplexen Elektro-Vorinstallation veranschaulichte er seine These plastisch.

Am Nachmittag gab es dann Workshops für die drei Wertschöpfungsstufen, in denen Unternehmensvertreter und Studierende die Chancen und Risiken der Digitalisierung intensiv diskutierten. Die Vorträge der Tagung und die Ergebnisse der Workshops sind unter www.mosbach.dhbw.de/bhe-veranstaltungen abrufbar, Online-Seminare der Studierenden folgen in Kürze. Studiengangsleiter Prof. Dr. Alexander Neumann steht bei Fragen jederzeit unter der 06261-939-113 bzw. über alexander.neumann@mosbach.dhbw.de für einen Austausch bereit und freut sich sehr auf die weitere Zusammenarbeit mit der Bau-, Haustechnik- und Elektro-Branche.

Über das Baukompetenzzentrum

Ziel des Baukompetenzzentrums der DHBW Mosbach ist ein Angebot aus einer Hand für Bachelor- und Masterangebote, Weiterbildung, Forschung und Wissenstransfer für die gesamte Baubranche. Um den Themenkomplex Bau und Holz haben sich seit mehreren Jahrzehnten technische und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge entwickelt und gruppiert. Aktuell deckt der BWL-Branchenhandel mit den Profilen Holzwirtschaft, Bau/Haustechnik/Elektro und Wohnen die betriebswirtschaftliche Perspektive ab und ist damit, zusammen mit den DHBW-weit einzigartigen technischen Studiengängen Bauingenieurwesen und Holztechnik, profilbildend für die DHBW Mosbach. Der Branchenhandel wird unterstützt von den wesentlichen Branchenverbänden GD Holz, BDB (Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel), VDS (Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft), DGH (Deutscher Großhandel Haustechnik), ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima) und VEG (Bundesverband Elektrogroßhandel). Der Fokus liegt auf einer ganzheitlichen Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette vom Hersteller bis zum Endkunden. Formate wie die Tagungsreihe „Branche meets Hochschule“ oder „Digitalisierung in der Baubranche“ sind Drehscheibe eines Austauschs innerhalb der Branche sowie eine Plattform für Wissenstransfer.