Langweiliges Lockdown-Life? Nicht bei meinen Auslandssemestern in Galway!

Ich schreibe diesen Bericht am Spanish Arch sitzend mit einem Eis in der Hand. Direkt vor mir befindet sich River Corrib, der nicht weit von hier in den atlantischen Ozean mündet. Über mir fliegen Möwen und neben mir unterhalten sich Menschen. Die Sonne scheint und es ist für irische Verhältnisse warm und relativ windstill. So angenehm ist es in hier aber nur manchmal - oft regnet es und Wind ist allgegenwärtig. Ohne dieses Wetter könnte aber das Gras nicht wachsen und Irland wäre nicht die „Grüne Insel“.

Mein Name ist Lisa Geitner und ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen mit der Vertiefung Internationales Technisches Projektmanagement an der DHBW Mosbach. Meine letzten beiden Theoriesemester absolviere ich an der National University of Ireland, Galway.

Seit September 2020 befinde ich mich hier in Galway. Die Entscheidung, beide Semester im Ausland zu absolvieren, habe ich bereits am Anfang meines Studiums getroffen. Die Gelegenheit, mein Englisch zu verbessern, in einem anderen Land zu leben und neue Menschen und Kulturen kennenzulernen, wollte ich mir nicht entgehen lassen. Trotz der Pandemie habe ich mich entschieden nach Irland zu gehen und habe keinen Tag bereut. Im Bus von Dublin nach Galway habe ich sofort eine neue Freundin kennengelernt, die mir am nächsten Tag direkt eine kleine Stadttour gegeben hat. Als ich ankam, hatte ich noch keine Vorlesungen, Pubs und Geschäfte hatten noch geöffnet und das Wetter war schön. So konnte ich viel unternehmen und die Stadt und ihre Einheimischen kennenlernen. Die Atmosphäre an einem sonnigen Tag in der Stadt zwischen (geöffneten) Pubs und Buskers (Straßenmusikern) ist unbeschreiblich. Die Einheimischen sind unglaublich freundlich und immer offen für ein Gespräch.

Leider fanden wegen Corona meine Vorlesungen online statt. Trotzdem konnte ich viele Kontakte knüpfen, etwa im Wohnheim, über meine Freundin vom Bus, durch meine Mitbewohner und Gruppenarbeiten in Vorlesungen. Ich durfte Menschen aus allen möglichen Nationen kennenlernen. Privat und in Vorlesungen wurde sich immer auf Englisch verständigt. Am Anfang war es schwer, den irischen Dialekt einiger Dozenten zu verstehen, doch nach zwei, drei Wochen hat man sich daran gewöhnt. Je länger und öfter man sich unterhält, Vorlesungen verfolgt, englische Essays verfasst (und auch englische Serien und Filme schaut), desto leichter fällt die Kommunikation.

Eine positive Seite hatte das Online-Format des Studiums aber: Ich hatte ich mehr Zeit zur freien Verfügung. Zusammen mit Freunden habe ich County Galway und einige andere Orte wie z.B. Wexford, Waterford, Kilkenny und Dublin erkundet. Leider waren während des Großteils meines Aufenthalts Reisebeschränkungen intakt, was meinen Bewegungsradius enorm eingeschränkt hat. Trotzdem habe ich viel gesehen. Mein Lieblingsort ist die Gegend in und um Connemara im County Galway, da sie landschaftlich so abwechslungsreich ist: blaues Meer, grüne Wiesen, karge Landschaften, steinige Mauern, hohe Berge und massenhaft Schafe. Ein Moment, der mir immer im Gedächtnis bleiben wird, ist als wir am Fuß des Diamond Hill auf den Bus gewartet haben. Eine einzige Ziege ist auf der Straße vorbeigelaufen, als wäre es das Normalste auf der Welt. Laut unseren irischen Freunden war es das auch.

Das Christian Bürkert Stipendium hat mir dabei geholfen, einen kleinen Teil meiner Studiengebühren zu bezahlen, da Erasmus in meinem Studiengang leider nicht greift. Der Auslandsaufenthalt ist zwar noch nicht vorbei, doch bereits jetzt erkenne ich, dass ich selbstbewusster, flexibler und spontaner geworden bin. Dadurch, dass ich im 5. Semester allein hierhergekommen bin, musste ich offener sein und auf Menschen zugehen. Auch habe ich gelernt, es zu genießen, allein zu sein und allein etwas zu unternehmen. An der NUIG musste ich mir neue Arbeitsweisen aneignen und ich konnte fachlich viel lernen.

Meinen Auslandsaufenthalt werde ich nie vergessen, weil es zu viele Momente gibt, die einfach unvergesslich sind. Momente wie Delfine und Seehunde sehen, traditionelle Pubs besuchen, Buskers und Trad Sessions zuhören, im Atlantik baden gehen, den Diamond Hill besteigen, Roadtrips machen, neue Orte sehen, neue Menschen treffen, Freundschaften schließen und ganz viele mehr.