Ordensregeln als Unternehmenskultur

Abt Winfried referierte an der DHBW Mosbach

Im Rahmen eines Studium Generale - Vortrags zum Thema „Nachhaltigkeit“ war Abt Winfried Schwab (OSB) an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach zu Gast.

Mehr als 100 Zuhörerinnen und Zuhörer waren gekommen, um dem Vortrag im Studiengang BWL – Handel Internationaler Handel beizuwohnen. Abt Winfried Schwab ist seit wenigen Monaten der neue Abt im Stift Neuburg in Heidelberg und will nach benediktinischer Tradition nicht nur die Türe des Klosters stets offen halten, sondern auch außerhalb der Klostermauern, in der Region, die Regel des Heiligen Benedikt bekannt machen. Er nimmt sich dabei selbst in die Pflicht: „Wenn die moderne Umsetzung der Regel stimmt, werden wir in Neuburg Erfolg haben. Wenn wir uns irren, werde ich in fünf Jahren nicht mehr hier vor Ihnen stehen“, so der aus Fulda stammende Benediktiner.

„Sehr viele Teile dieses kleinen, knapp 150 Seiten umfassenden Büchleins waren ihrer Zeit weit voraus und sind heute aktueller denn je“, beginnt Abt Winfried seinen Vortrag und hält ein schwarz gebundenes, kleines Buch hoch. Am Beispiel der Nachhaltigkeit erläutert Winfried Schwab, was von den Ideen Benedikts auch heute noch Aktualität besitzt. Das Thema Nachhaltigkeit ist für den Benediktiner getragen von Erfahrung, denn „zum Thema Nachhaltigkeit ist die katholische Kirche kompetent, da sie trotz Kriegen, Krisen, Konflikten bisher schon 2000 Jahre überstanden hat“, so Abt Winfried.

Der Abt aus Heidelberg übersetzt auch gleich die Inspiration der einzelnen Regeln in das betriebliche Personalwesen: Setze jeden dort ein, wo er seine persönlichen Fähigkeiten und Stärken hat, dies fördert die Motivation des Einzelnen. „Wenn er sich hingegen zu sehr hervorheben möchte, nimm ihn heraus aus dem Bereich, damit er lernt, dass er Teil eines großen Ganzen ist und es nicht nur um seine Eitelkeiten geht“, so der aus Fulda stammende Abt.
Die unternehmerische Fehlerkultur der Benediktiner übersetzt Winfried Schwab den Zuhörerinnen und Zuhörern folgendermaßen: „Stelle niemanden bloß, rede mit ihm einmal, zweimal und gehe erst beim dritten Mal an die Öffentlichkeit, damit er merkt, dass sein Handeln auch Konsequenzen hat. Im Kloster sollen ‚Ältere‘ dann mit der Person sprechen“, so Abt Winfried, „doch wenn alles nichts hilft, trenne Dich von der Person. Wirf allerdings die Tür nie ganz zu, denn jeder der gehen musste darf bis zu dreimal wieder in die Gemeinschaft zurückkommen.“ Eine deutliche Inspiration für „den Personalchef im Unternehmen Kloster“.

Auch zur Leitung und Führung ist in der Regel der Benediktiner ein zeitloser Rat zu finden: „Übernimm Verantwortung, wenn Du dazu in der Lage und dafür geeignet bist. Und vertraue, dass diejenigen, die Dich als Führung gewählt haben, auch hinter Dir stehen.“ Auch muss der Abt in seiner Leitungsfunktion nicht alles selber können: „Hol dir Rat von außen, hol dir Hilfe von Dritten“, so die benediktinische Regel in zeitgemäßen Worten.
„Ordensregeln unterstützen das Zusammenleben, sie sind so etwas wie eine Unternehmenskultur“, so Abt Winfried Schab zum Ende seines Vortrags. „Sie ermöglichen und erleichtern das Zusammenarbeiten in einer Gemeinschaft, einem Unternehmen, einer Hochschule - nicht mehr und nicht weniger.“