Wie der Beton schwimmen lernte

Studierende des Bauingenieurwesens bauen erstes Betonkanu der DHBW Mosbach

„Das kann gar nicht gehen“ und „Das geht sofort unter“: So lauteten die ersten Reaktionen aus dem Kreis von Freunden und Verwandten, als sie von der Betonkanu-Regatta hörten. Hierbei treten Hochschulen mit Kanus gegeneinander an, die von ihren Studierenden selbst entworfen und gebaut sind und – der Name verrät es – größtenteils aus Beton oder Zementmörtel bestehen.

Doch die Studenten Julian Schaber und Konrad Köhler konnten nicht nur ihren Professor Dr.-Ing. Thomas Reinke von der Idee begeistern, sondern auch ein Dutzend ihrer Kommilitonen. „Der Anfang war sehr fordernd“, beschreibt Schaber den Beginn des Projektes. Er studiert wie auch Konrad Köhler im 4. Semester Bauingenieurwesen-Projektmanagement in Mosbach und arbeitet in demselben Bauunternehmen, der Karl Köhler GmbH im schwäbischen Besigheim, die bereits seit mehr als 20 Jahren Dualer Partner der DHBW Mosbach ist. Mit Beton kannten die beiden sich also aus, aber das Projekt war der erste Bootsbau mit diesem Material. Aber nach und nach entwickelten sie ein Konzept und einen Meilensteinplan, die die Teammitglieder davon überzeugten, auch ihre Freizeit in das Projekt zu stecken.

Die Vorteile für die Dualen Partner erklärte Horst Köhler, Geschäftsführender Gesellschafter des Bauunternehmens: „Die aktuellen Studierenden wollten wir mit einem eigenem Projekt fordern und gleichzeitig fördern, denn wir sehen die Absolventen der DHBW zukünftig in verantwortlichen Führungspositionen.“ Das Team könne stolz sein auf seine Leistung, denn „es ist ja auch eine gute Vorbereitung auf die Herausforderungen der Zukunft, in denen sie komplexe und technisch anspruchsvolle Hoch- und Ingenieurbauten realisieren müssen.“

Letztlich fiel die Entscheidung, das Boot in einer Negativschalung zu betonieren. Dazu wurde ein konventionelles Boot in einen Schalungskasten gehängt und dieser ausbetoniert. Dadurch entstand die Negativform als eine Wanne, in der das Team weiterarbeitete.

Als Beton für den Bootskörper wurde ein Feinbeton verwendet, der zusammen mit einem Gittergelege aus Carbonfasern zu einem Verbundwerkstoff mit einer Schichtstärke von zwölf Millimetern verarbeitet wurde. Die Leistungsfähigkeit dieses modernen Werksstoffs gegenüber herkömmlichen Stahlbeton liegt in der Korrosionsbeständigkeit, die deutlich geringere Bauteilstärken und somit ein niedrigeres Gewicht ermöglicht. Im Laminierverfahren, also Schicht für Schicht, wurden die einzelnen Lagen eingebracht und das Boot schließlich nach der Aushärtezeit ausgeschalt und auf den Namen „ZEMENTA“ getauft.

„Ein fantastisches Gefühl“, so beschreibt Konrad Köhler den Augenblick als „ZEMENTA“ zum ersten Mal auf dem Neckar zu Wasser gelassen wurde und die Mühen und zwischenzeitlichen Zweifel vergessen waren. Mit dem Ergebnis bei der 17. Deutschen Betonkanu-Regatta auf der BUGA ist das Team sichtlich zufrieden: Es erreichte in seiner Wettkampfklasse Platz 25 von 60 Booten und verpasste die Zwischenrunde damit nur um einen Platz. „Immerhin konnte das Team, anders als die meisten anderen Hochschulen, auf keinerlei Erfahrung aus den Vorjahren zurückgreifen“, betont DHBW-Betreuer Thomas Reinke. „Zukünftige Studierenden-Generationen werden es leichter haben, und so hoffe ich, dass wir das Projekt wiederholen können.“

Sponsoren und Förderer

Ein belastbares Netzwerk war ein entscheidender Baustein zum Erfolg des Projektes. Neben dem Dualen Partner Karl Köhler GmbH konnten die Studierenden Förderer und Partner überzeugen das Projekt zu unterstützen. Beim Bau des Bootes entschied man sich beim Beton für den Bootskörper für ein PAGEL Feinbeton TF 10, der zusammen mit einem Gittergelege aus Carbonfasern der Wilhelm Kneitz Solutions in Textile zu einem Verbundwerkstoff verarbeitet wurde. Der Dank der Gruppe gilt außerdem den weiteren Sponsoren: Godel-Beton GmbH aus Stuttgart, LIBARE Rückbau GmbH aus Winterlingen und MC-Bauchemie Müller aus Bottrop, ohne die der Bau des Betonkanus nicht verwirklicht hätte werden können.