„DHBW ist international, digital und nachhaltig gut aufgestellt“

Bad Mergentheimer Schlossgespräche - Präsidentin Martina Klärle wirbt mitreißend für weiteren Ausbau in der Kurstadt

Hybrid und nicht im Schloss, sondern im Kursaal fanden nach zweijähriger Corona-Pause die elften Bad Mergentheimer Schlossgespräche statt, als gemeinsame Veranstaltung des DHBW-Campus und der IHK Heilbronn-Franken.

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Autorin Inge Braune. Erstveröffentlichung des Artikels am 23. Mai 2022 in den Fränkischen Nachrichten: https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim_artikel,-bad-mergentheim-dhbw-ist-international-digital-und-nachhaltig-gut-aufgestellt-_arid,1953613.html

Bad Mergentheim. Zum „endlich auch wieder persönlichen“ Treffen konnten sich Interessenten online zuschalten. Einen ganzen Saal voller VIPs begrüßte der Bad Mergentheimer Campusleiter der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), Professor Seon-Su Kim, zudem am vergangenen Donnerstag – darunter Rektorinnen, Rektoren, Dekaninnen und Dekane Dualer Hochschulen aus Mosbach, Heilbronn und Heidenheim, Vertreter von Kommunen, Kreis, Land und der Wirtschaft.

Besonders herzlich fiel natürlich die Begrüßung für Martina Klärle aus. Seit Februar ist sie sie Präsidentin der mit 34 000 Studierenden mittlerweile größten Hochschule des Landes, der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.

Erfolgsfaktor

Mit einem fröhlichen „Happy Birthday“ gratulierte Elke Döring, Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken, dem Bad Mergentheimer Campus der DHBW Mosbach, der im September sein 20-jähriges Bestehen feiert. Es sei das „D“, das als besonderes Prädikat für das hoch erfolgreiche duale Prinzip stehe, auch in der IHK „Königsdisziplin“ sei und einen „essentiellen Erfolgsfaktor für die Wirtschaft“ darstelle, so Döring. Das „duale“ mache DHBW und IHK zu starken Partnern bei der Ausbildung der Fachkräfte von morgen – gemeinsam mit den Unternehmen als Partner- und Ausbildungsbetrieben und auch den beruflichen Schulen.

Kontinuierlich und kooperierend gelte es, die drei strategischen Zukunftsfelder Fachkräfte, Infrastruktur und Innovation weiter auszubauen, und zwar „von der Schule bis zu den Hochschulen, von der Straße bis zur Glasfaser, von Forschung und Entwicklung bis zu Start-ups.“ Sie verwies auf den enormen Bedarf an jungen Menschen mit Interesse an MINT-Berufen – ein Thema, das vom Kindergarten bis zur Hochschule gemeinsam weiter nach vorne getrieben werden müsse.

Auf Vielfalt bauen

Gabi Jeck-Schlottmann, Rektorin der DHBW Mosbach, setzt zur Bindung von Fachkräften in der Region auf Klärles Vortrags-Schlagworte „international, digital und nachhaltig“ und ergänzt um den Anspruch „divers“: „Wer auf Vielfalt baut, kann Personal besser binden“, weiß sie, und ergänzt, dass divers aufgestellte Teams hoch kreativ, motiviert und innovativ seien, für Unternehmen also durchaus lukrativ, zumal Diversity auch international den Zugang zu neuen Märkten erleichtere. Es gelte also, Diversität auf allen Ebenen als Ressource zu nutzten, sowohl in Unternehmen als auch im Bereich der Hochschulkultur.

Für die aus Schäftersheim stammende Umweltwissenschaftlerin und Geodätin Martina Klärle, die als Professorin unter anderem an den Hochschulen in Frankfurt, Osnabrück und Münster tätig war, weckte ihr Besuch im Kursaal Erinnerungen: Hier spielte sie Theater, warb für regionale Weine, führte Streitgespräche über Windkraft, nahm an der Tagung der Landessynode teil und stellte jetzt die DHBW – eine der insgesamt 50 Universitäten und Hochschulen des Landes – als perfekt zum Land passend vor: 10 000 Dozentinnen und Dozenten vermitteln in Theorie und in Kooperation mit den Unternehmen in der Praxis an zwölf Standorten in 30 Bachelor-Studiengängen an der „bodenständig, anpackend, pragmatisch und strategisch“ aufgestellten Hochschule genau das, was die Region brauche, um den Fachkräftebedarf zu decken.

Was die DHBW im ländlichen Raum umgesetzt habe, entwickle sich auch international zum Exportschlager, so Klärle. Und: Es seien bereits rund 40 Prozent der Studierenden, die über ihre Betriebe – rund 9000 duale Partner – Auslandserfahrungen sammeln. Gespannt hofft die DHBW-Präsidentin auf die Entscheidung über den geplanten Zusammenschluss mit acht anderen Dualen Hochschulen zur European University. Die Digitalisierung, die durch die Pandemiephase deutlich beschleunigt wurde, bewertet Klärle bei kluger Anwendung als „Ermöglicher für Nachhaltigkeit“. KI-Nutzung etwa erlaube allein im Stromnetz rund 20 Prozent Einsparungen. Relevant sei dafür gute Ausbildung, die Menschen zu Ermöglichern machte – und generell gehe es auch darum, Absolventen zu Demokraten unserer Zeit zu bilden, damit sie zu erfolgreichen Botschaftern für Nachhaltigkeit und Soziale Verantwortung werden.

Podiumsdiskussion

Zur Podiumsrunde gesellten sich dann Landtagsvizepräsident Wolfgang Reinhart, Ralf Sturm (Group Director HR der ebm-papst Unternehmensgruppe) und der Bad Mergentheimer Campussprecher Nikita Stassiuk zu Seon-Su Kim, Martina Klärle und Elke Döring.

Reinhart, „Mitverursacher“ des anfangs eher belächelten Modells der DHBW, betont die in der heutigen hybriden Arbeitswelt gestiegenen Chancen für den ländliche Räume. Im Ländle mit seiner dezentralen Historie gelte es die Chancen der Dualen Idee zu nutzen. Ralf Sturm will den ländlichen Raum gar auf die Überholspur bringen, und hält das in der Region, die einer der stärksten innovativen Wirtschaftsräume sei, für durchaus realistisch.

Coolen Studienort schaffen

Campussprecher Stassiuk hofft nicht nur auf mehr Mitstudierende, sondern auf mehr von ihnen, die auch nach Bad Mergentheim ziehen, um mehr Studentenleben zu ermöglichen, das die Stadt zum coolen Studienort machen könnte. Man scheint auf gutem Weg zu sein, so Döring angesichts der wachsenden Studierendenzahlen. Sie fordert mehr Durchlässigkeit bis zur Promotion. Sicher noch in diesem Jahr werde das Promotionsrecht ausgeweitet, so Klärle optimistisch, die die DHBW gerade für kleinere Unternehmen als perfekte „Transferhochschule“ sieht.

„Standorte mit Leuchtturmthemen“ locken, das weiß sie aus eigener Erfahrung, Studierende an – was es erlauben sollte, die Studierendenzahl auch am kleinsten, aber sehr international aufgestellten Campus Bad Mergentheim auf rund 1000 zu verdoppeln. Um das zu errreichen, so ergänzte Friedrich Bullinger (MdL von 2006 bis 2018), sei allerdings auch eine deutliche Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur nötig.