Grüne Daten, smarte Energie

In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen an Unternehmen im Hinblick auf Energieversorgung und Nachhaltigkeitsberichterstattung deutlich verschärft. Schwankende Energiepreise, steigende CO₂-Kosten sowie neue gesetzliche Vorgaben – etwa durch die EU-Taxonomie oder die CSRD – setzen Unternehmen zunehmend unter Handlungsdruck. Gleichzeitig wächst der gesellschaftliche Anspruch an verantwortungsvolles Wirtschaften, was eine transparente Darstellung ökologischer und sozialer Auswirkungen und Maßnahmen verlangt. Für viele KMU bedeutet das nicht nur höhere Betriebskosten und Investitionen in Energieeffizienz und alternative Versorgungslösungen, sondern auch den Aufbau neuer Strukturen zur Datenerhebung und Berichterstattung. Diese Entwicklungen stellen insbesondere kleinere Unternehmen vor die Herausforderung, begrenzte Ressourcen gezielt einzusetzen, um sowohl wettbewerbsfähig als auch regelkonform zu bleiben.

Kosteneinsparung und Ressourceneffizienz: Durch nachhaltige Praktiken können Unternehmen Ressourcen wie Energie, Wasser und Materialien effizienter nutzen, was zu erheblichen Kosteneinsparungen führt. Beispielsweise reduzieren energieeffiziente Technologien den Energieverbrauch und senken damit die Betriebskosten. Darüber hinaus können recycelte Materialien und optimierte Produktionsprozesse die Abfallmenge verringern und die Ressourcenausbeutung minimieren.

Gesetzliche Anforderungen: Viele Regierungen haben Gesetze und Vorschriften erlassen, die Unternehmen dazu verpflichten, bestimmte Umwelt- und Sozialstandards einzuhalten. Die Einhaltung dieser Vorschriften ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch notwendig, um Strafen und Sanktionen zu vermeiden. Beispiele hierfür sind die Reduzierung von Treibhausgasemissionen, die Implementierung von Abfallbewirtschaftungsprogrammen und die Sicherstellung von fairen Arbeitsbedingungen.

Kundenanforderungen: Verbraucher werden immer bewusster und bevorzugen Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen, die nachhaltige Praktiken anwenden. Unternehmen, die auf die Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen und nachhaltige Lösungen anbieten, können ihre Marktposition stärken und Wettbewerbsvorteile erzielen. Darüber hinaus können Unternehmen, die transparent über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen kommunizieren, das Vertrauen ihrer Kunden stärken und ihre Marke positiv aufwerten.

Unser Projekt schafft die technischen und kaufmännischen Voraussetzungen in den Bereichen Datenfluss für Nachhaltigkeitskennzahlen, Gleichstromnetze und smartes Energiemanagement. Herzstück dabei ist die ‚Digitale Fabrik‘, die über die letzten zehn Jahre kontinuierlich aufgebaut und weiterentwickelt wurde. Geplant sind zusätzliche Sensorik- und Energiemesssysteme, die Integration eines Smart-DC-Grids und informationstechnische Integration eines Software-Moduls als Schnittstelle zur Buchhaltung für Nachhaltigkeitsberichterstattung. Dies ermöglicht die Erfassung, Analyse und Optimierung von Anwendungsfällen im Bereich Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeitsberichterstattung und Energieeffizienz. So werden Technologien praxisnah erprobt, um intelligente Lösungen für KMU zu entwickeln und angehende Fachkräfte für die Themen Energie und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Studierende verschiedener Fachrichtungen - von Elektrotechnik über Informatik bis hin zu Nachhaltigkeitsmanagement - können direkt an realen Systemen lernen und forschen. Sie entwickeln etwa eigene Komponenten für das Gleichstromnetz oder arbeiten an der Optimierung des Energiemanagementsystems und entwickeln damit die ‚Nachhaltige Digitale Fabrik‘.

Nachhaltigkeitsreport

Das Projekt „SustainAbility-ConnAction“ bietet eine innovative Lösung in Form eines Software-Moduls, das speziell auf die Anforderungen von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zugeschnitten ist. Ziel ist es, die Erfassung und Nutzung von Nachhaltigkeitskennzahlen (z. B. CO₂-Emissionen, Energieverbrauch, Abfallmengen) zu automatisieren, um den wachsenden regulatorischen Anforderungen wie ESG-Reporting (Environmental, Social, Governance) gerecht zu werden. Gleichzeitig sollen KMU durch die Digitalisierung entlastet, Kosten gesenkt und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung abgeleitet werden.

Versuchsfeld intelligente Energiesysteme (VINES)

Gleichstromnetze (DC-Grids) bieten eine effizientere und kostengünstigere Energieversorgung. Sie reduzieren den technischen Aufwand, senken Energieverluste und ermöglichen eine direkte Nutzung rückgewonnener Energie. Durch den Wegfall der sogenannten Blindleistung kann der Materialeinsatz um 55 % verringert bzw. die Übertragungseffizienz um 45 % gesteigert werden. Dies führt zu geringeren Installations- und Betriebskosten, einer besseren Nutzung erneuerbarer Energien und einer insgesamt ressourcenschonenden Energieinfrastruktur.

Intelligentes Energiemanagement

Ein zweiter Schwerpunkt entwickelt ein KMU-spezifisches intelligentes Energiemanagement, das lokale Erzeuger, Speicher und Verbraucher optimal vernetzt. Mittels Data Science und KI-Methoden werden Energieflüsse unter Berücksichtigung externer Faktoren wie Strommarktdaten und Wettervorhersagen sowie interner Parameter wie Produktionsplanung und Anlagenzuständen dynamisch optimiert. Ziel ist nicht die Netzautarkie, sondern eine Gesamtoptimierung unter Einbeziehung unternehmensinterner und überregionaler Vorgaben.

Partnerschaft mit der Stiftung Pro DHBW Mosbach

Die Kooperation mit der Stiftung Pro DHBW Mosbach bildet das Fundament unseres Projekts. Durch die großzügige Unterstützung können wir eine Lösung entwickeln, die an der Schnittstelle zwischen ökologischer Transformation und wirtschaftlicher Effizienz konkrete Vorteile bringt: Energiekosten sinken durch die Nutzung von Gleichstrom und ein intelligentes Energiemanagement, Unternehmen profitieren von der einmaligen Erfassung und Mehrfachnutzung von Daten und reduzieren Bürokratieaufwand im Bereich Nachhaltigkeit. Die Stiftung ermöglicht mit ihrem Engagement den Aufbau einer zukunftsweisenden digitalen Infrastruktur, die weit über die Projektlaufzeit hinaus positive Effekte für Wirtschaft und Umwelt in der Region entfalten wird.

Das Projekt verkörpert die Kernwerte der Stiftung in idealer Weise – von der Förderung ökologischer Nachhaltigkeit über die Stärkung von Bildung und Forschung bis zur Demonstration regionaler Innovationskraft. Als Leuchtturmprojekt positioniert es die Region Mosbach als Vorreiter für nachhaltige Wirtschaftsmodelle und schafft ein lebendiges Netzwerk zwischen Stiftungspartnern, Wissenschaft und lokalen Unternehmen. Die DHBW Mosbach etabliert sich durch diese Unterstützung als regionales Kompetenzzentrum, in dem zukunftsweisende Energietechnologien unter realen Bedingungen erforscht und erprobt werden. Die entwickelten intelligenten Energielösungen adressieren gezielt die Bedürfnisse mittelständischer Unternehmen und schaffen konkrete Wettbewerbsvorteile durch Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.