11. Mosbacher Finanz- und Steuertag behandelt breites Themenspektrum


Der Alltag im Unternehmen wird hektischer, auch im Bereich Unternehmensrechnung, Finanzen und Steuerwesen. Der 11. Mosbacher Finanz- und Steuertag
(MoFiSta) griff am 18. Juni diese Problematik auf: Rund 90 Unternehmensvertreter und deren Berater diskutierten zusammen mit dem Studiengang RSW-Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, Unternehmensrechnung und Finanzen (BStUF) der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach und dem Institut für Wirtschaft und Steuer (IWS).

Prof. Dr. Ingo Zempel, Wirtschaftsprüfer und Geschäftsführer der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) in Berlin, eröffnete den Vortragsreigen. In seinem Referat erläuterte er den rund 90 Teilnehmern, darunter auch Studierenden der DHBW Mosbach, die Ziele, Maßnahmen, Prüfungsergebnisse sowie aktuellen Entwicklungen im Kontext der DPR. Diese in der Presse auch als „Bilanzpolizei“ bezeichnete Organisation prüft seit 2005 die Rechnungslegung von kapitalmarktorientierten Unternehmen. Ziel ist es, zur Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit der Jahres- und Konzernabschlüsse solcher Unternehmen beizutragen. So führt sie im Auftrag der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) stichproben- und anlassbezogene Prüfungen der Jahres- und Konzernabschlüsse von Unternehmen durch, die den geregelten Kapitalmarkt in Anspruch nehmen. Dabei führen die Untersuchungen der DPR vor allem bei Unternehmen, die keinem Börsenindex wie DAX oder MDAX angehören, auch immer wieder zu einzelnen Fehlerfeststellungen.

Umsatzsteuerbetrug und Verwaltungsvereinfachung

Neuerungen im Umsatzsteuer- und Verfahrensrecht widmete Rüdiger Weimann, Diplom-Finanzwirt und anerkannter Umsatzsteuerexperte aus Dortmund, seinen Vortrag. Er stellte geplante europarechtliche Neuerungen vor, auf die sich betroffene Unternehmen und deren Berater möglichst frühzeitig vorbereiten sollten. Geplant ist u.a. die Einführung einer „Zertifizierung“ von umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen, insbesondere für Zwecke der Vermeidung des Umsatzsteuerbetrugs sowie der Verwaltungsvereinfachung im innereuropäischen Warenverkehr. Ziel ist, die Vertrauenswürdigkeit der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen aus Sicht der Finanzverwaltung zu dokumentieren. Die damit notwendige Umstellung des Systems der Umsatzsteuerabrechnung im innereuropäischen Warenverkehr soll voraussichtlich 2022 in Kraft treten. Vorgeschaltet sind jedoch einige „Sofortmaßnahmen“, die europarechtlich schon ab 2019 greifen sollen und vom Referenten dargelegt und kritisch beleuchtet wurden.

Das Steuermodernisierungsgesetz

Mit Blick auf die Abgabenordnung ging Prof. Dr. Stefan Holzner, Experte für Verfahrensrecht der Hochschule für Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg, ausführlich auf Neuerungen des Steuermodernisierungsgesetzes ein. Dazu zählen unter anderem die Verlängerung von Abgabefristen für Steuererklärungen, sowie die Setzung von rechtlichen Rahmenbedingungen für die risikoorientierte und datenverarbeitungsgestützte Auswertung und Prüfung von Steuererklärungen durch die Finanzverwaltung. Letzteres sichert rechtlich ab, dass die Finanzbehörden nicht mehr jede Steuererklärung manuell, sondern nur noch in Stichproben prüfen müssen, die basierend auf einem „Risikofilter“ identifiziert werden.

Einsatz mediativer Elemente in der Beratung

Prof. Dr. Elke Heizmann, Steuerberaterin, zertifizierte Mediatorin, Leiterin des Studiengangs RSW-BStUF und Mitveranstalterin des MoFiSta zeigte auf, wie sich Berater durch Erweiterung des Dienstleistungsspektrums besser im Wettbewerb behaupten können. In ihrem Vortrag „Mediation – mehr als nur ein neues Geschäftsfeld“ betonte Heizmann, dass durch Einsatz mediativer Elemente die Beratungsqualität in anderen Bereichen gesteigert werden kann. Gerade Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte sind in ihrer beruflichen Tätigkeit häufig mit Konfliktsituationen konfrontiert (z.B. Erbauseinandersetzungen, Streit zwischen Gesellschaftern, innerbetriebliche Konflikte) und können mittels Mediation einen wichtigen Beitrag zur Konfliktlösung erbringen.

Heizmann erläuterte ausführlich das freiwillige Verfahren der Mediation durch das Konfliktparteien mithilfe eines neutralen, unparteiischen Mediators ihren Konflikt eigenverantwortlich beilegen können, sowie die persönlichen und formalen Voraussetzungen, die Mediatoren zur Ausübung der Mediationstätigkeit erfüllen müssen. Abschließend wies Heizmann darauf hin, dass seit kurzem auch die Studierenden des dualen Studiengangs „RSW-Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, Rechnungslegung und Finanzen (BStUF)“ die Möglichkeit haben, sich wesentliche Grundkenntnisse der Mediation anzueignen.

Personalgewinnung und Führungskultur

Herausforderungen im Bereich der Personalgewinnung und der Führungskultur für Berater und ihre Mandanten beleuchteten die folgenden zwei Beiträge eindrücklich. Reinhard Herden, Geschäftsführer einer Unternehmens- und Personalberatung, wies auf aktuelle Probleme bei der Personalgewinnung in Unternehmen vor dem Hintergrund von Digitalisierung und demographischem Wandel hin. Er bemängelte, dass die Personalabteilung häufig zu sehr an „Hinterhöfe“ erinnere und es an digitaler Kompetenz in diesem Bereich mangele. Trotz zahlreicher Beteiligter an Einstellungsverfahren ist die Entscheidungsbereitschaft zu gering ausgeprägt. Folge: Personaleinstellungen dauern so lange, dass inzwischen hochqualifiziertes Personal zu Mitbewerbern abwandert, die in der Personalarbeit besser aufgestellt sind.

Zum Abschluss der Vortragsreihe rückte Prof. Dr. Dr. Ingolf Riedel, Inhaber einer Führungsakademie, die Führungskultur im digitalen Zeitalter in den Fokus. Anschaulich und unterhaltsam zeigte Riedel, vormals selbst als Studiengangsleiter an der DHBW Mosbach tätig, unter Nutzung aktueller Erkenntnisse der Psychologie, Gen- und Hirnforschung auf, wie sich Führung im Zuge der Digitalisierung im Führungsalltag verändern wird. Dabei wies er u.a. auf die hohe Bedeutung einer Vertrauens- im Gegensatz zu einer Kontrollkultur hin, die im Zeitalter der Digitalisierung einen wichtigen Baustein für eine erfolgreiche Personalführung bildet.

Anerkennung in der Fachwelt

Steuerberaterin, Mediatorin und Studiengangsleiterin Prof. Dr. Elke Heizmann und Prof. Dr. Stefan Leukel, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, zeigten sich mit dem diesjährigen MoFiSta mehr als zufrieden. Stefan Leukel, der als Moderator durch den Tag führte, stellte fest: „Der Tag konnte den Teilnehmern aufgrund der facettenreichen Themenstellungen der Referenten interessante fachliche, aber auch persönliche Impulse mitgeben.“ Auch Elke Heizmann zeigte sich zufrieden: „Die Vielfältigkeit der Themenstellungen war sehr interessant. Der bunte Blumenstrauß aktueller Themenstellungen spiegelt sehr gut auch die Breite unseres Studiengangs wider, ganz getreu unserem Motto ‚überraschend vielfältig und gar nicht trocken‘.“

Rektorin Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann betonte, dass die bereits elfte Auflage der Jahrestagung zeige, dass diese auch über die Region hinaus als Weiterbildungs- und Netzwerkplattform Anerkennung in der Fachwelt erfährt. Der MoFiSta wird seit seinen Anfängen vom Institut für Wirtschaft und Steuer GmbH (IWS) in Mosbach und der Stiftung Pro DHBW Mosbach e.V. ermöglicht.

 

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