20 Jahre Studiengang Rechnungswesen: Jubiläum mit Weitblick
Prof. Dr. Dres. h.c. Paul Kirchhof trägt zu Herausforderungen des Steuerrechts anlässlich 20 Jahren RSW-BStUF vor
Am 12. Mai 2025 feierte der Studiengang RSW – Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, Unternehmensrechnung und Finanzen (BStUF) der DHBW Mosbach sein 20-jähriges Bestehen. Rund 170 Gäste – darunter Studierende, Alumni, Lehrende, Duale Partner und weitere Wegbegleiter – kamen im Audimax der DHBW Mosbach zusammen, um gemeinsam auf zwei Jahrzehnte erfolgreicher Hochschulbildung im dualen System zurückzublicken.
Den Auftakt bildete ein Sektempfang mit „Meet and Greet“, bei dem die Gäste in lockerer Atmosphäre Erinnerungen austauschten und neue Kontakte knüpften. Anschließend eröffnete Prof. Dr. Stefan Leukel, der als aktueller Studiengangsleiter die Moderation des offiziellen Festaktes verantwortete, diesen mit einer kurzen Begrüßung der Gäste. Eine per Video übertragene Grußbotschaft der DHBW-Präsidentin Prof. Dr. Martina Klärle leitete anschließend über zum Präsidiumsvortrag vor Ort: Prof. Dr. Doris Nitsche-Ruhland, Vizepräsidentin der DHBW, würdigte in ihrem Beitrag insbesondere die erfolgreiche Entwicklung des Studiengangs in den vergangenen Jahren, die sie auf die kontinuierlich hohe Qualität der Ausbildung zurückführte.
Prof. Dr. Elke Heizmann, Rektorin der DHBW Mosbach und frühere Leiterin des Studiengangs, nahm das Publikum sodann mit auf eine Zeitreise durch 20 Jahre RSW-BStUF – von der Gründung des Studiengangs im Jahr 2005 über seine kontinuierliche Weiterentwicklung bis hin zu aktuellen Herausforderungen. Anhand von verschiedenen Sprichworten und Zitaten schaffte sie es, wichtige Meilensteine des Studiengangs und seine besonderen Charakteristika herauszustellen.
In mehreren Videosequenzen mit Grußworten und Erfahrungsberichten von Alumni sowie in einer kleinen Fragerunde wurde deutlich, wie prägend die Studienzeit an der DHBW Mosbach in einem positiven Sinne für viele Absolventinnen und Absolventen war – nicht nur fachlich, sondern auch menschlich. Dabei wurde ebenso der „Status Quo“ beleuchtet und festgestellt: RSW-BStUF ist ein Studiengang, der sich stetig weiterentwickelt und aktuelle Themen wie z. B. Nachhaltigkeit und Digitalisierung aufgreift.
Im Gespräch zwischen Prof. Dr. Rainer Bräutigam und Prof. Dr. Lisa Maria Fell stand schließlich die Zukunft des Studiengangs im Mittelpunkt: Welche Kompetenzen werden in zehn Jahren gefragt sein? Wie gelingt es, den hohen Qualitätsanspruch in Zeiten gesellschaftlicher und technologischer Umbrüche sowie zunehmender Regulierung in den Bereichen Steuerrecht und Rechnungswesen zu sichern? Mit Blick auf die bisherige und auch zukünftig geplante enge Einbindung der Dualen Partner und externen Lehrbeauftragten war hier eine große Zuversicht zu spüren, auch diese Herausforderungen zu meistern.
Ein inhaltlicher Höhepunkt des Festakts war schließlich der Festvortrag von Prof. Dr. Dres. h.c. Paul Kirchhof, ehemaliger Richter am Bundesverfassungsgericht. In seinem Vortrag „Die Steuerlehre vor den Herausforderungen einer Überregulierung, einer Digitalisierung und eines überforderten Staates“ analysierte er tiefgründig und pointiert die aktuelle Lage des Steuerrechts. Kirchhof stellte die zentrale Frage: Welche Aufgaben soll der Staat eigentlich übernehmen – und welche besser nicht?
Er forderte eine Rückbesinnung auf den Grundgedanken jeder Steuer: den Belastungsgrund. Gleichzeitig warnte er vor einer Überfrachtung des Steuerrechts mit Umverteilungsansprüchen, die dieses strukturell überfordern. Auch die zunehmende Bürokratisierung sei kritisch zu sehen – etwa wenn eine Reduzierung der Aufbewahrungsfrist von zehn auf acht Jahre bereits als „großer Wurf“ gefeiert werde. Kirchhof kritisierte zudem ein Steuerbild, das Unternehmer unter Generalverdacht stellt, und appellierte an ein freiheitsfreundlicheres Staatsverständnis.
Die Digitalisierung des Steuerwesens sieht er ambivalent: Künstliche Intelligenz könne Entscheidungsvorschläge liefern, ersetze aber nicht die bewertende Arbeit von Steuerberaterinnen und -beratern. Diese seien als „Vertrauensschaffer“ wichtiger denn je – sowohl für Unternehmen als auch für den Staat.
In der abschließenden Fragerunde wurde unter anderem die Frage nach Gerechtigkeit im Steuerrecht diskutiert. Kirchhof betonte, dass Gerechtigkeit ein langfristiger Maßstab sei und dass es angesichts der Interpretationsbedürftigkeit von Gesetzen auch ihm schwerfalle, hier einen einheitlichen Maßstab zu definieren. Auch die verbreitete Unzufriedenheit mit dem Staat thematisierte er: Die grundlegenden Errungenschaften wie Rechtssicherheit, Frieden und wirtschaftliche Stabilität würden oft zu wenig gewürdigt.
Wie treffend formulierte es Prof. Dr. Elke Heizmann zum Abschluss: „Was diesen Studiengang besonders macht, ist nicht nur seine fachliche Tiefe, sondern die persönlichen Beziehungen der Menschen untereinander.“ Prof. Dr. Rainer Bräutigam ergänzte, dass die Veranstaltung einen überaus gelungenen Rahmen für das Jubiläum geboten hat und auch wichtige Impulse für die weitere Entwicklung des Studiengangs mitgenommen werden konnten.