Architektur der Nachbarstadt zu Besuch am Bildungscampus

Vernissage zur Neckarsulmer Industrie- und Wirtschaftsarchitektur eröffnet Ausstellung

Warum eine Ausstellung über Neckarsulmer Industriearchitektur am Heilbronner Bildungscampus? Dahinter steckt mehr als gute Nachbarschaft. Campusleiterin Prof. Dr. Nicole Graf erzählte dem Publikum zur Begrüßung, dass der Neckarsulmer Bürgermeister Klaus Grabbe 2009  als Erster die Idee hatte, in der Region eine Außenstelle der Dualen Hochschule zu errichten. Graf dankte Grabbe für diesen entscheidenden Impuls und übergab das Wort an den Laudator. „Der Bildungscampus mit seiner modernen Gebäudeformation ist etwas Besonderes“, begründete Grabbe die Wahl des Ausstellungsortes.

Unter den Gästen an diesem Abend waren - neben Unternehmenspartnern, Professoren und Studenten -  vor allem die Menschen, die die Gebäude entworfen und gebaut haben und jene, die dort leben und arbeiten. Die Ausstellungsmacher Berhard J. Lattner und Joachim J. Hennze haben diese besonderen Orte dokumentiert, interpretiert und den Geschichten hinter den Fassaden nachgespürt. Das Ergebnis ist eine Ausstellung, die zeigt, wie Architektur sein kann: vielfältig und vielgestaltig, bunt, ohne modisch zu wirken, aber vor allem nachhaltig und umweltverträglich. Aus einem Archiv von über 900 Lichtbildern hat Lattner 52 großformatige Exponate der Industrie- und Wirtschaftsarchitektur gewählt. „Architektur kann viel: in der einfachsten Bauweise Schutz geben, in ihrer ambitionierten Form repräsentieren. Konzernzentralen und Wirtschaftsbauten sind die Kirchen und Schlösser von heute“, so Architekturhistoriker Hennze.

Klaus Grabbe hat viele der Neckarsulmer Bauten von der Geburtsstunde an begleitet. Was die Architektur in der ehemals kleinen Weinbau- und Deutschordensstadt so erfolgreich macht, lässt sich seiner Meinung nach auf eine einfache Formel reduzieren: Verantwortung, Kompetenz und Empathie.  Verantwortung bedeutet, dass eine Stadt aktiv mitgestaltet, Grundstücke erwirbt und diese Grundstücke nur verkauft, wenn die neuen Gebäude Qualitätsmaßstäbe setzen. „Wir alle kennen die grauenhaften Beispiele von Firmen in Plastikhallen, die bestenfalls regendicht gebaut sind und leider auch eine Unternehmensmentalität widerspiegeln.“ Um das zu verhindern, haben Stadt und neue Eigentümer gemeinsam Leuchttürme der Architektur geschaffen. Neue Adressen bildeten eine Nachbarschaft, in der man sich wohlfühlt und die bis heute andere Firmen mit Weltruf anzieht.
Die Musikstücke von Alwin Bazinek und Elke Büttner folgten den Jahrhunderten der Architektur auf den Spuren von Strawinsky über Swing bis hin zur modernen Eigenkomposition „Industrie“.

Der Bildungscampus bietet mit seiner lichtdurchfluteten Architektur den Studierenden nicht nur beste Lernbedingungen, sondern auch Identität und Inspiration.  „Die eigene Adresse ist Teil des Unternehmens, ein Teil der Identität“, so Grabbe. Nicht nur für Studierende, sondern für alle Interessierten ist die Ausstellung von Lattner/Hennze noch bis zum 31. Juli zu sehen, Öffnungszeiten sind Mo-Fr von 8-20 Uhr.