Auslandssemester in Halmstad, Schweden
Hannes Kolb zum Auslandssemester (4. Theoriesemester) an der Halmstad University in Schweden. Gefördert durch die Christian Bürkert Stiftung.
Motivation des Aufenthalts Anmeldung und Kurswahl
Die Idee für das Auslandsemester kam von einem Kommilitonen, ich hatte ehrlich gesagt nicht auf dem Schirm, dass es im dualen Studium überhaupt möglich ist. Als ich dann von der Möglichkeit erfahren habe, war für mich eigentlich klar, dass ich ins Ausland möchte. Nach meinem Abitur wollte ich eigentlich schon für eine längere Zeit ins Ausland. Allerdings war das während der Corona-Pandemie und somit nicht möglich. Das Auslandsemester bot sich daher optimal an, diese Erfahrung nachzuholen.
Die Anmeldung für das Auslandssemester verlief dank der sehr guten Unterstützung durch das International Office der DHBW Mosbach insgesamt reibungslos. Wichtig ist, dass man frühzeitig beginnt und alle Fristen im Blick behält. Hierfür gibt es eine hilfreiche Checkliste, die man unbedingt sorgfältig durcharbeiten sollte. Ich empfehle, direkt zu Beginn einen Ordner für alle relevanten Dokumente anzulegen, da sich im Laufe der Vorbereitung einiges ansammelt (Learning Agreement, Sprachzertifikate, Unibewerbung, etc.).
Die Kurswahl war eine der größten Herausforderungen. Zwar stellt die Halmstad University online ein umfangreiches Kursangebot zur Verfügung, jedoch ist die Auswahl an Kursen, die mit den DHBW-Inhalten kompatibel sind, stark begrenzt. Gemeinsam mit meinem Studiengangsleiter habe ich eine passende Auswahl getroffen, wobei ich darauf achten musste, dass ich keine Ausgleichsleistungen benötige. Bei Fragen und Unsicherheiten erhielt ich immer zeitnah Unterstützung vom International Office.
Versicherung, Reisedokumente, Finanzen
Da Schweden zur EU gehört, war meine europäische Krankenversicherung grundsätzlich ausreichend. Auf dem Erasmus Agreement ist als eine weitere Versicherung eine Unfallversicherung angegeben. Diese habe ich mir aber gespart, da es mich ca. 200€ gekostet hätte.
Für die Einreise war nur der Personalausweis notwendig – sämtliche weiteren Unterlagen wie Zulassungsschreiben oder Versicherungsnachweise wurden digital eingereicht und akzeptiert.
Besonders wichtig: In Schweden wird fast nur noch bargeldlos gezahlt, das heißt die Mühe Bargeld zu organisieren kann man sich sparen! Meine normale Kreditkarte, die ich schon vor Schweden hatte, hat problemlos funktioniert – Hauptsache, man hat eine Kreditkarte. Hier gibt es zahlreiche verschiedene kostenlose Möglichkeiten. Allerdings würde ich die von Revolut empfehlen, da es Transaktionen unter anderen internationalen Studenten sehr vereinfacht. Zur Info: eine „normale“ Überweisung ist auf Grund von verschiedensten Währungen meistens mit zusätzlichen Kosten verbunden. Ich dachte jeder wird schon PayPal haben, allerdings waren das eigentlich nur die Deutschen. Die Schweden wiederum benutzen „Swish“, welches man allerdings nur einrichten kann, wenn man ein Schwedisches Bankkonto besitzt, wofür man wiederum mindestens ein Jahr in Schweden leben muss.
Anreise
Es gibt mehrere Möglichkeiten zur Anreise: Flugzeug, Bahn oder Fernbus. Ich bin mit dem FlixBus angereist. Das dauerte zwar fast 19 Stunden, aber hat nur 50€ gekostet. Außerdem habe ich bereits dort die Reise mit meinem Zimmerkollegen gestartet und wir haben gemeinsam letzte Formalitäten ausgefüllt.
Alternativ, gibt es auch viele die mit dem Zug gefahren sind, das ist aber wesentlich teurer.
Die bequemste Möglichkeit ist es mit dem Flugzeug nach Kopenhagen zu fliegen und von dort mit dem Zug nach Halmstad. Das Zugticket kann man ganz einfach über die App „Hallandstrafiken“ - CPH Airport KastrupàHalmstad C(Tag) – für ca. 25€ kaufen.
Alternative Flughäfen wären in Malmö oder Göteborg. Hier sind die Flüge aber deutlich teurer.
Studienumfeld
a) Wohnen
Möglichkeit 1 ist die organisierte Variante: Wer frühzeitig mit der Planung beginnt, kann sich eigenständig nach „Landlords“ (private Vermieter) umsehen und eine eigene WG beziehen. Diese Option ist meist etwas teurer, bietet aber ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Wohnungen sind in der Regel größer, haben eine bessere Ausstattung und eine ähnliche oder sogar bessere Lage als die Wohnheime der Hochschule. Für alle, die ein bisschen Eigeninitiative mitbringen und Wert auf ein individuelles Wohnumfeld legen, kann das eine sehr attraktive Lösung sein. Allerdings kann man hier auch Pech mit den Mitbewohnern haben…
Möglichkeit 2 – die bequemere Variante – besteht darin, einfach das offizielle Formular der Halmstad University auszufüllen, um ein Zimmer in einem der studentischen Wohnheime zu erhalten. Dieses Formular wird recht kurzfristig vor Beginn des Semesters verschickt, aber keine Sorge: Normalerweise bekommen alle Studierende eine Unterkunft. Die Miete liegt je nach Wohnheim und Zimmertyp zwischen 250€ und 620€.
Zur Auswahl stehen folgende drei Wohnheime:
- Patrickshill: Das günstigste Wohnheim mit Einzelzimmern (ca. 440€) und Doppelzimmern (ca. 220 €). Hier wohnen die meisten internationalen Studierenden. Die Zimmer sind einfach, aber in Ordnung, und das Gemeinschaftsleben ist sehr lebendig. Hier findet fast jeden Tag eine Party in irgendeiner Form statt. Die Küchen sind allerdings ein großer Nachteil, da sie teilweise von bis zu 12 Personen verwendet werden.
- Hertig Knut: Dieses Wohnheim ist inzwischen weniger gefragt, was ich persönlich nicht ganz nachvollziehen kann. Es liegt direkt an der Hochschule – Lage und Preis-Leistung sind meiner Meinung nach gut. Ich kannte dort nur eine französische Mitstudentin und war dort nur einmal, weshalb ich eventuell ein falsches Bild habe, aber das Wohnheim hat viel Potenzial. Es ist etwas teurer als Patrickshill, bietet dafür aber auch etwas mehr Ruhe und eine bessere Ausstattung.
Die genauen Preise und Details zu den Unterkünften erhält man übrigens direkt im Formular der schwedischen Hochschule. Dort kann man zwei Präferenzen angeben (welches Gebäude, welcher Zimmertyp,…)
Ich habe in der dritten Option, „Herden“ gewohnt, dem neuesten und sehr gepflegten Wohnheim. Die Zimmer sind alle gleich ausgestattet und werden als Einzelzimmer (640 €) oder Doppelzimmer (320 €) vermietet. Ich habe im Vorfeld Kontakt zu meinem späteren Mitbewohner aufgenommen – ebenfalls Student der DHBW – und wir haben uns gemeinsam für ein Zimmer beworben. Ich hatte viel Glück, denn das Zusammenleben hat sehr gut funktioniert und wir sind bis heute befreundet. So haben wir eigentlich immer gemeinsam gekocht und gegessen sowie an den meisten Aktivitäten gemeinsam teilgenommen.
Der große Vorteil von Herden: Es ist sauber, man hat eine eigene Küche und wenig Putzaufwand. Nachteil: 40 Personen teilen sich eine Waschmaschine. Dafür gab es aber eine gut funktionierende WhatsApp-Gruppe über die sich abgesprochen wurde wann wer wäscht, falls die Waschmaschine belegt war. Ein Gemeinschaftsraum fehlt – dennoch war die Stimmung sehr gut und wir haben uns so hin und wieder auch mal auf einen Kaffee getroffen.
Die meiste Zeit war das Fortbewegungsmittel das Fahrrad. Eigentlich hatte jeder ein Fahrrad und ich würde sagen, dass es eigentlich, das Wichtigste in Halmstad ist. Fahrräder bekommt man für etwa 50 € gebraucht über Gruppen internationaler Studenten oder lokalen Händler. Alle Strecken (Uni, Stadtzentrum, Partys) lassen sich gut mit dem Rad von Herden bewältigen (max 25 min).
Rückblickend würde ich sagen bin ich sehr zufrieden mit der Wahl, was aber sehr an meinem Mitbewohner lag, mit dem der Aufenthalt angenehm war. Anfangs wäre ich lieber in Patrickshill, da dort schon mehr geboten war und es im Winter nicht immer das angenehmste war die ca. 25 min mit dem Fahrrad zu fahren. Nach wenigen Wochen habe ich die eigene Küche und die Ruhe aber wirklich schätzen gelernt. Schließlich konnten wir es uns aussuchen wann wir Party wollten und wann nicht. Als Tipp für Patrickshill: Das Gebäude ist in 5 Flügel unterteilt. Dabei ist der „D“ Flügel, der Party Flügel in dem es dann auch immer am dreckigsten war. Bei dem Formular konnte man den Flügel auswählen in den man möchte…
Angebote der Hochschule
Die Hochschule bietet sehr viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung zum Beispiel einen Chor. Besonders erwähnenswert ist das Hochschulsportangebot (HSIF). Hier wurde jede Woche Floorball, Fußball, Volleyball und Basketball angeboten. Außerdem fängt im zweiten Cycle die „Student League“ an – einem Fußballturnier der Hochschule. Hier waren dort jeden Montag in einem Turnier Spiele.
Für musikalisch Interessierte gibt es bei „Nolltrefem“, eine Art Jugendhaus, voll ausgestattete Proberäume inklusive Studio – kostenlos nutzbar nach abschließen einer Mitgliedschaft vor Ort. Die Räumlichkeiten an sich kann man dann via Instagram reservieren. Dort haben wir sogar eine Band gegründet und am Ende des Semesters life gespielt.
c) Soziales Umfeld
Allgemein hat man deutlich weniger Vorlesungen wie an der DHBW und dadurch mehr Freizeit. Allerdings muss man auch mehr für die Uni erledigen als in der DHBW. Dazu später mehr!
Der Kontaktaufbau fiel mir sehr leicht, da alle Studierenden offen und interessiert an neuen Begegnungen waren. Ich habe viele Freundschaften geschlossen – nicht nur mit Deutschen, sondern auch mit internationalen Studierenden aus ganz Europa und darüber hinaus. Das Buddy-Programm bietet eine zusätzliche Gelegenheit, um direkt Anschluss zu finden.
Besonders beliebt war die wöchentliche Studierendenkneipe „Smalands Nation“. Hier musste man einmalig eine Mitgliedschaft für 5€ abschließen und konnte dann über das ganze Semester in die Kneipe.
Studium
a) Beschreibung der Hochschule
Die Halmstad University ist sehr modern und skandinavisch designt – mit viel Holz, Pflanzen, hellen Farben und einer sehr angenehmen Lernatmosphäre. Es gibt zwei Cafés, eine gute Mensa und ein sehr empfehlenswertes Uni-Gym für etwa 25 €/Monat. Man kann sich am ganzen Campus verteilt irgendwo hinsetzen, um zu lernen. Außerdem ist die Bibliothek ein beliebter Lernort mit langen Öffnungszeiten.
Ungewohnt ist, dass man Dozenten immer mit dem Vornamen anspricht…
b) Lehrveranstaltungen
Marketing – 7,5 Credits
Da ich vor dem Auslandssemester noch keine Berührungspunkte mit Marketing hatte, war dieser Kurs für mich ein spannender Einstieg in das Thema. Die Vorlesungen fanden in Präsenz statt und wurden von einem Dozenten, Afshin, gehalten. Dieser war sehr strukturiert und die Vorlesungen ziemlich monoton. Allerdings habe ich hier einiges gelernt.
Im Zentrum des Kurses stand ein Projekt, bei dem wir ein eigenes Produkt entwickeln und vermarkten sollten. Hier habe ich mit meinem Mitbewohner und zwei Französinnen zusammengearbeitet. Das war anfangs etwas anstrengend, da deren Englisch nicht das beste war. Am Ende haben wir die Gruppenarbeit gut gemeistert. Dieses Konzept wurde in einer Präsentation vorgestellt. Zusätzlich gab es eine schriftliche Prüfung mit allgemeinen Fragen zum Stoff. Insgesamt war der Kurs sehr gut machbar.
Project Management I – 7,5 Credits
Inhaltlich war der Kurs sehr interessant, allerdings litt er etwas unter einer mangelhaften Struktur. Der Unterricht wurde von vier verschiedenen Dozentinnen (Leitung war Deycy) gehalten, was dazu führte, dass die Themen teilweise wenig koordiniert und eher sprunghaft vermittelt wurden. Gerade für Studierende, die bisher noch keinen Projektmanagementkurs belegt hatten, war der Einstieg nicht ganz einfach.
Trotzdem konnte ich durch das Gruppenprojekt – gemeinsam mit vier deutschen Teammitgliedern– viele praktische Erfahrungen sammeln. Neben dem Projekt war eine schriftliche Prüfung Teil der Bewertung. Auch dieser Kurs war sehr gut zu bewältigen.
Signals and Sensors – 7,5 Credits
Dieser Kurs war mit Abstand der herausforderndste. Die Inhalte waren stark elektrotechnisch geprägt und setzten bereits ein gutes Grundverständnis voraus, das alle der schwedischen Kommiliton:innen mitbrachten – ich jedoch nicht. Der Einstieg erfolgte ohne große Einführung, was mir den Start zusätzlich erschwerte. Hier gab es 4 verschiedene Dozenten, wobei die „Studiengangsleiterin“, Elena Haller sehr unstrukturiert, unmotiviert und unaufmerksam war. Es gab Gefühlt keinen, der etwas andres gesagt hat…
Ein zentraler Bestandteil des Kurses waren sogenannte „Labs“, also praktische Aufgaben, die in MatLab programmiert werden mussten. Da ich zuvor noch nie programmiert hatte, war ich anfangs ziemlich überfordert. Glücklicherweise war meine Gruppe sehr hilfsbereit, und gemeinsam haben wir die Aufgaben gemeistert. Die schriftliche Prüfung am Ende war ebenfalls fordernd. Ich hätte mir deutlich mehr Praxisbezug gewünscht – der Kurs war sehr theorielastig und mathematisch orientiert.
Development of New Goods and Services – 7,5 Credits
Dieser Kurs widmete sich dem Prozess der Produktentwicklung – von der Idee bis zur Markteinführung. Inhaltlich war er sehr spannend, jedoch teilweise ähnlich zu Marketing. Allerdings war hier auch ein gewisser Anspruch vorhanden. Die Dozentin (Maya) stellte extrem viele Materialien bereit, was mitunter überwältigend wirkte und für etwas Chaos im Kursverlauf sorgte.
Auch hier mussten wir ein Gruppenprojekt inklusive Präsentation halten. Hier habe ich mit einem Niederländer und einem deutschen zusammengearbeitet. Anders wie bei den anderen Gruppenarbeiten hat hier nicht jeder gleichermaßen mitgearbeitet, weshalb am Ende viel Arbeit bei mir hängen geblieben ist. Außerdem war eine schriftliche Klausur Teil des Kurses. Hier musste man klar differenzieren was wirklich wichtig ist und was nicht, denn sonst hätte man viel Stoff unnötig gelernt und der Stoff war wirklich viel.
Swedish as a Foreign Language – 7,5 Credits
Zusätzlich habe ich aus Interesse diesen Kurs belegt. Er war sehr einfach, locker gestaltet und bot eine gute Möglichkeit, erste Einblicke in die schwedische Sprache und Kultur zu erhalten. Die Dozierenden (Camilla und Joel) waren sehr herzlich. Da alle Kursteilnehmer den Kurs nur zum Spaß hatten, waren nie die gleichen Personen da, denn der Kurs hat sich häufig mit anderen überschnitten. In diesem Fall wurde der andere Kurs besucht. Es waren ausschließlich internationale Studierende in diesem Kurs, sodass man sehr viele neue Kontakte knüpfte und später alle kannte.
Zusammenfassend:
Im Vergleich zur DHBW war der Präsenzanteil deutlich geringer – meist fanden die Veranstaltungen nur ein- bis zweimal pro Woche statt. Das bedeutete allerdings nicht weniger Arbeit, sondern mehr Selbstorganisation und Eigenverantwortung. Für mich hatte das den großen Vorteil, dass ich Reisen und Freizeitaktivitäten viel flexibler planen konnte.
Das Semester war in zwei Terms/Cycles aufgeteilt (jeweils 10 Wochen), mit jeweils zwei (Schwedisch außen vorgelassen) Kursen pro Abschnitt. Dadurch hatte ich nie mehr als zwei Prüfungen gleichzeitig, was die Prüfungsphasen deutlich entspannter machte. Außerdem würde ich sagen, dass die Klausuren leichter wie in Deutschland waren. Die Prüfungsdauer lag meist bei drei bis fünf Stunden, mit ausreichend Zeit zum Bearbeiten. Wiederholungsprüfungen sind möglich und müssen im Einzelfall mit der DHBW abgestimmt werden – etwa zur Durchführung in einem Online-Format mit Aufsicht.
c) Betreuung
Das International Office in Halmstad war stets freundlich und hilfsbereit. Auf E-Mails wurde meist am selben Tag geantwortet, alternativ konnte man jederzeit persönlich vorbeikommen. Die Dozenten waren ebenfalls Hilfsbereit und gaben schnell Rückmeldung, wenn man sie angeschrieben hat.
d) Studienmaterialien
Es wurden kaum Bücher benötigt – alle Materialien waren digital verfügbar. Für „Signals and Sensors“ gibt es das Buch sogar kostenlos als PDF im Internet.
Studienort
Halmstad ist eine charmante Kleinstadt an der Westküste, die im Frühling und Sommer richtig aufblüht. Besonders der Park im Zentrum und die Strände Östrastranden, Västrastranden und Tylösand (ca. 30–60 Minuten per Fahrrad/Bus) sind wunderschön. Cafés wie Söderpiren laden zum Verweilen ein.
Das Bus- und Bahnnetz ist gut ausgebaut und leicht über Apps wie Hallandstrafiken oder SJ nutzbar. Ich hatte bestimmt 6 neue Apps für Schweden – aber alles ist sehr intuitiv.
Direkten Kontakt mit Einheimisch aufzubauen ist gar nicht so leicht, da die meisten Studenten auch gar nicht von Halmstad kommen. Ich habe in der ganzen Zeit nur 3 Studenten kennengelernt die tatsächlich aus Halmstad kommen. Mit Schweden im Allgemeinen in Kontakt zu treten ist etwas leichter, allerdings sind sie im Vergleich zu uns Deutschen sehr zurückhaltend. Die zwei besten Optionen sind mittwochs zu Smalands Nation zu gehen, oder an den verschiedenen Studienangeboten teilzunehmen. Alle „Betreuer“ dort sind sehr offen und freundlich und tatsächlich auch daran interessiert privat etwas mit einem zu unternehmen.
5. Reiseziele
Ich habe die Gelegenheit genutzt, so viel wie möglich zu reisen. Zu meinen Zielen gehörten:
- Göteborg à Zug ca 60€
- Malmö à Zug ca 40€
- Kopenhagen à Zug ca 50€
- Oslo à Flixbus ca 50€ (immer Hin- und Rückfahrt zusammen)
Extra zu erwähnen gilt der Trip nach Lappland (Björkliden), der von der Student Union (UFO) organisiert wurde. Es war mit Abstand die beeindruckendste Reise, die ich je unternommen habe – ein echtes Muss für alle, die im Wintersemester in Schweden sind! Zwar dauert die Busfahrt stolze 26 Stunden, und ja, irgendwann spürt man wirklich jede Körperpartie – aber die Erfahrung ist das auf jeden Fall wert. Die Natur, die Aktivitäten und das Gemeinschaftsgefühl machen diesen Trip unvergesslich. Nach dieser Reise wirken selbst acht Stunden Fahrt nach Stockholm fast wie ein Katzensprung – man gewöhnt sich schnell an die Distanzen.
Außerdem habe ich mit 10 anderen Studierenden aus Halmstad am „Erasmoose Cruise“ teilgenommen. Dieses Event wurde zum ersten Mal angeboten und wir sind zufällig über Insta darauf aufmerksam geworden. Es ist eine Partyreise im Kreuzfahrtschiff über Nacht von Stockholm nach Tallinn (Estland). Dort hatte man dann ca. 10 Stunden Aufenthalt und anschließend die Rückfahrt nach Stockholm – ebenfalls durch die Nacht. Diese Erfahrung war auch cool. Vor allem hatte ich Tallin nie auf dem Schirm, jedoch ist die Stadt wirklich einen Besuch wert. Anschließend haben wir noch 3 Tage Stockholm erkundet.
Alle Ausflüge ließen sich trotz Vorlesungszeit gut planen – die meisten Kurse hatten keine Anwesenheitspflicht. Mit etwas Selbstorganisation war es kein Problem, den Stoff eigenständig nachzuholen.
Zum Thema Reisen gilt es noch hinzuzufügen, dass dies in diesem Ausmaß ohne das Stipendium der Christian Bürkert Stiftung nicht möglich wäre!
Umgang mit der Fremdsprache
Zu Beginn war es ungewohnt, auf Englisch zu studieren und zu kommunizieren. Doch nach wenigen Wochen stellte sich eine gewisse Routine ein. Heute fühle ich mich sicherer und motivierter denn je, mein Englisch auch im Berufsleben einzusetzen.
Schwedisch habe ich zusätzlich gelernt – viele Vokabeln ähneln dem Deutschen, was den Einstieg erleichtert hat. Der Sprachkurs hat Spaß gemacht und war eine gute Ergänzung.
Sonstiges
Es gibt eine WhatsApp Gruppe von Patrickshill. In dieser sind aber alle Austauschstudierenden drin, also nicht nur die, die tatsächlich in Patrickshill wohnen! Dort verabredet man sich oft für Aktivitäten und natürlich auch für Partys. Über die Gruppe bin auch zu meinem Fahrrad gekommen.
Außerdem möchte ich noch auf einige Apps (in Schweden läuft wirklich alles über Apps) und hilfreiche Instagram Kanäle aufmerksam machen:
- Apps
- Blackboard à wie moodle bei uns
- Hallandstrafiken à öffentliche Verkehrsmittel (Bus und Bahn in der Region)
- SJ à Fernverkehr Zug (Stockholm)
- Flixbus
- Hitract à Hier muss man sich Tickets für alle Events die es gibt kaufen (ca jede Woche eines
- Mazemap à interaktive Karte des Campus
- Insta-Kanäle
- @Erasmoosecruise_sweden à Cruise Stockholm nach Tallin
- @Ufohalmstadstudentunion à Events und Partys
- @Halmstadstudentkar à Events der Uni
- @Nolltrefem à Musikstudios und co
- @Buddyprogram_halmstad à Freiwilliges Programm, um Leute kennen zu lernen
- @Hskfastigheter à„Hausverwaltung“ wenn Unterkunft von Uni
- @Hsif_hh à Hochschulsport
Außerdem kann ich empfehlen Ruhe zu bewahren, wenn du denkst „so langsam könnten mal Infos der schwedischen Seite kommen“, denn die Schweden sind oft etwas knapp mit Informationen! Aber keine Angst, sie werden kommen!
Fazit
Das Auslandssemester in Halmstad war eine meiner besten Entscheidungen. Ich habe tolle Menschen kennengelernt, meinen Horizont erweitert und bin persönlich gewachsen. Natürlich gab es auch mal Tiefpunkte – wie Heimweh oder Stress in Gruppenarbeiten – aber das gehört dazu.
Ich kann jedem nur empfehlen, diese Chance zu nutzen – egal ob mit Vorfreude oder etwas Unsicherheit.