Campus Gespräch mit Gunter Dueck

Aufbruch in ein neues Wissenszeitalter

Knapp 400 Interessierte sind der Einladung der DHBW Mosbach zu den dritten Mosbacher Campus Gesprächen am 5. November in die Alte Mälzerei gefolgt und haben sich von IBM Distinguished Engineer Prof. Dr. Gunter Dueck mit auf eine Reise in die Zukunft nehmen lassen. Duecks wichtigste These lautete, dass man die Dienstleistungsgesellschaft künftig nicht mehr braucht. Standardisierte Arbeit, wie zum Beispiel die Anmeldung beim Einwohnermeldeamt oder die jährliche Steuererklärung werde in Zukunft online von Computerprogrammen übernommen. Arbeit, davon ist Dueck überzeugt, findet dann auf einer anderen Ebene, der Wissensebene statt. Der grundlegende Umbruch spiegele sich in der Rezession. Das Ende einer Infrastruktur markiere zugleich auch den nächsten Aufschwung: „Infrastrukturrevolutionen bedingen die Veränderungen in der Wirtschaft“. Jetzt gerade, so Dueck, sei es wieder so weit, das Internet verändere bereits die Wirtschaft, mache Dienstleistungsberufe obsolet und führe zu einer neuen Exzellenzgesellschaft. Die letzten Krisen haben letztlich immer eine neue Infrastruktur hervorgebracht, die als Basis für den nächsten Boom fungierten. Die Erfindung der Dampfmaschine brachte nicht nur die Weberkrise, sondern war gleichzeitig die Voraussetzung für den Bau des Schienennetzes. Der Bau des Automobils hat zu einem dichten Straßennetz geführt. Und jetzt? Duecks These lautet: „Wissen ist der Grundstein zur Prosperität der Welt“, bislang würden jedoch erst 7% der Wissensgesellschaft angehören. Hatte man 1962 noch die Vision, von jedem Punkt innerhalb von 20 km auf der Autobahn zu sein, ist es heute die Vision einer hochleistungsfähigen Datenautobahn. Je weiter die neue Technologie, das Internet, entwickelt und ausgebaut werde, desto schneller werde die Welt wieder einen Boom in diesem Sektor erleben. „Eine schnelle Datenverbindung muss zum Bürgerrecht werden“. Als Vorbild nannte Dueck Singapur. Hier sei es bereits Standard, dass sich alle zu jederzeit kostenlos ins W-Lan einloggen können. Die fortschreitende Digitalisierung und Virtualisierung wirke in Zukunft wie die Eisenbahn in Amerika oder die Autobahnen hier. Dueck ist sich sicher: Das Ende der Dienstleistungsgesellschaft bedeute keine Massenarbeitslosigkeit, im Gegenteil. „Es gibt viel zu tun in der neuen Wissensgesellschaft, zum Beispiel müssen wir über Smart Energy Grids oder Smart Healthcare nachdenken“. Die neue Dateninfrastruktur soll ganz neue Städteplanungen ermöglichen und die Voraussetzung für neue Geschäftsmodelle schaffen.
Das Publikum war vom „ökonomischen Kabaratt“, wie Dueck seinen Vortragsstil selbst beschreibt, begeistert. Im Anschluss an die Veranstaltung konnten sich die Gäste noch persönlich bei Häppchen und Getränken mit dem Referenten austauschen. Ermöglicht wurde die Veranstaltung durch großzügige Spendengelder der Sparkasse, der Volksbank, der MPDV Mikrolab GmbH und der Stadt Mosbach.