Die kommunikativen Spielregeln der Macht für sich nutzen

Kommunikationstrainerin Marion Knaths im Rahmen der Frauenwirtschaftstage zu Gast an der DHBW Mosbach

Wie Frauen die kommunikativen Spielregeln der Macht für sich nutzen können

Viele Frauen kennen die Situation: In einem Meeting sagt eine Frau etwas. Zweimal. Keiner hört zu. Wenig später sagt der Kollege das Gleiche und bekommt dafür sogar Beifall. Oder die: In einem Meeting wird von Männern mehrfach das Gleiche gesagt. Die Frau denkt sich, das werde ich nicht auch noch tun, nur um etwas gesagt zu haben. Sie schweigt, weil sie dann schneller aus dem Meeting und zurück zur eigentlichen Arbeit kommt. Marion Knaths kennt solche Situationen zuhauf. Hat sie selbst erlebt, vor allem aber als Trainerin von Führungskräften geschildert bekommen von ihren Klientinnen. Im Audimax der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mosbach (DHBW) schilderte sie wortgewandt, witzig und anschaulich, wie Frauen die kommunikativen Spielregeln im Business für sich nutzen können, um im Spiel um die Macht nach oben zu kommen.

Eingeladen hatte die DHBW zusammen mit der Gleichstellungsbeauftragten des Neckar-Odenwald-Kreises, Angelika Bronner-Blatz. Rund 60 Frauen und einige wenige Männer waren der Einladung zu der Präsenzveranstaltung am Campus Mosbach gefolgt. Eingebettet war sie in die landesweite Aktion für Gleichstellung; die „Frauenwirtschaftstage“ werden seit 2004 vom Stuttgarter Wirtschaftsministerium gefördert und widmen sich der gleichberechtigten Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben und in der Wirtschaft. Darauf wies zur Begrüßung Prof. Dr. Elke Heizmann hin. Sie habe, offenbarte die Prorektorin und Dekanin der Fakultät Wirtschaft, Knaths Buch „Spiele der Macht“ mit Gewinn und Wiedererkennungseffekt gelesen. Interesse am Thema hatte außerdem Prof. Dr. Doris Nitsche-Ruhland, Vizepräsidentin des DHBW-Präsidiums, sowie Prof. Gudrun Reichert, die örtliche Gleichstellungsbeauftragte der DHBW.

Führende Frauen waren also gut vertreten, als es in Mosbach um Kommunikation im Zusammenhang mit Macht gehen sollte. „Ohne die Kommunikation der Macht zu beherrschen, können Sie nicht die Spitze einer Machtpyramide erreichen.“ Marion Knaths sagte und zeigte unumwunden, wie die Strukturen aussehen. Hier der vertikale Strich, der für hierarchische Systeme steht, dort ein Netz oder Polygon, Vieleck, wie es auch die DHBW Mosbach als Zeichen vielfältiger Beziehungen nutzt. Bei Knaths steht es für non-hierarchisch. Es sei so: „Im Business haben wir es in der Regel mit hierarchischen Systemen zu tun.“ Und in diesen fänden sich umso weniger Frauen je höher die Ebene sei. Wie aber die Frauen in diesem System zu Erfolg kommen können, das hängt nach Auffassung der Trainerin maßgeblich mit der Art und Weise zusammen, „wie wir kommunizieren - neben guter Leistung…“

Eine Stunde lang sprach die Gründerin und Inhaberin des Hamburger Führungsseminare-Unternehmens „sheboss“ frei und mit nur sehr wenigen Hilfsmitteln der Präsentation über die (verborgenen) Spielregeln in Unternehmen und Organisationen, genderspezifische Kommunikation und hinderliche Glaubenssätze sowie die Wirkung von Stimme, Mimik, Gestik und des Verhaltens im Raum. Mehrfach bezog sie Zuhörerinnen in ihren Vortrag ein, ließ sie eine Übung zur Selbstwahrnehmung machen, beschrieb praxisnah Situationen aus dem Arbeitsalltag. Marion Knaths zeigte mit ihrer Präsenz, worum es ihr geht und was zählt im Umgang der Geschlechter miteinander, der Rangniedrigeren mit den Ranghöheren. Nicht die Auflösung des hierarchischen Systems war ihr Thema, sondern wie es Frauen gelingen kann, sich in diesem nach oben zu arbeiten. „Denn die Stereotype sind in unseren Köpfen.“

Beispiel Körpersprachefallen: in ihrem schlichten schwarzen Outfit (mit hellbraunen Herrenschuhen wie dem Punkt unter einem Ausrufezeichen) nahm die Kommunikationstrainerin eine typisch weibliche, „schmale“ Haltung vor ihrer Zuhörerinnenschaft ein. „Das A und O aber ist, mit breiter Brust aufzutreten, die große Linie.“ Schulterbreit zu stehen und im Sitzen die Ellbogen weg vom Körper zu halten, gehe auch mit Rock und Highheels.  Die innere Haltung folge der äußeren. „Die Kollegen fühlen anders, weil sie anders sitzen.“ Beispiel Begrüßungsrituale: Wer wen wie berühren dürfe (Schulterklopfen), sei keine Frage des Geschlechts, sondern der Rolle und des Rangs. „Darin zeigt sich, wer sich den Raum nimmt. Nehmen Sie ihn sich, aber achten Sie auf den Rang.“

Beispiel Lächelreflex bei Frauen, wenn’s kritisch wird: „Das bedeutet Kompetenzverlust. Vermeiden sie mädchenhaftes Auftreten, aber seien Sie fraulich mit Würde.“

Dass Marion Knaths die Berufslebenswirklichkeit vieler Frauen im Audimax treffend erkannt hatte, hatte sich schon in Reaktionen während ihres Vortrags gezeigt. Die abschließende Gesprächsrunde machte es einmal mehr deutlich. Frauen schilderten konkrete Situationen und fragten nach einer Empfehlung, was sie tun könnten. Wie gehe ich damit um, wenn ich abgekanzelt werde? Was kann ich tun, wenn ein Kollege uns Frauen komplett ignoriert? Wie erkenne ich, wann der Zeitpunkt für den nächsten Karriereschritt dran ist und wie gehe ich es an? Wie kann ich mir in einem politischen Gremium mehr (Be)achtung verschaffen? Wie betrete ich einen Raum richtig? In den Ratschlägen, die Knaths gab, klang eine Empfehlung meistens mit: „Fordern Sie, und lassen Sie sich auch fördern.“ Als Trainerin und Buchautorin hat die Hamburgerin ein erfolgreiches Geschäft daraus gemacht. Als Parole  könnte auch der Titel ihres jüngsten Buches aufgefasst werden, setzte man ein Komma zwischen die beiden Worte: „Frauen Macht!“ Dass das mit dem Fordern (von mehr Verantwortung oder Gehalt) für Frauen oft noch ein „unangenehmes“ Empfinden verursacht, machte der Beitrag einer Zuhörerin deutlich, der es geholfen hatte, von ihrem Freund (!) angespornt worden zu sein mit dem Tipp: „Für ein paar 1000 Euro mehr Gehalt im Jahr kannst du 20 unangenehme Minuten beim Chef in Kauf nehmen.“

 

 

 

 

 

Fotos: Ursula Brinkmann