Digitale Lösungen für Ernährung, Konsum und Nachhaltigkeit

Wirtschaftsinformatik-Studierende der DHBW Mosbach präsentieren digitale Lösungen für Gesundheit und Nachhaltigkeit

Digitale Technologien, um gesünder zu leben und nachhaltiger zu konsumieren? Mit diesem Auftrag setzten sich Studierende der Wirtschaftsinformatik an der DHBW Mosbach auseinander. Entstanden sind Prototypen, die zeigen, wie Informatik praxisnah auf gesellschaftliche Herausforderungen antworten kann – von Ernährungsempfehlungen bis zur CO₂-Bewertung beim Einkauf.

Ziel des Seminars war es, einen wissenschaftlich fundierten Zugang zu aktuellen Digitalisierungsthemen zu erarbeiten. Insgesamt 15 Projektgruppen beschäftigten sich dabei auf theoretischer Ebene mit unterschiedlichen Herausforderungen an der Schnittstelle von Technologie, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Themen reichten von der Anwendung Künstlicher Intelligenz zur Bildverarbeitung und Datenkompression über Quantum Computing und OpenSearch-Architekturen bis hin zur Nutzung generativer KI im Software-Engineering und Sicherheitskontext. Alle Gruppen entwickelten ihre Konzepte auf Basis fundierter Literaturrecherchen, Marktanalysen und technischer Experimente – stets mit dem Ziel, theoretisches Wissen in konkrete digitale Lösungen zu überführen.

Ein besonderer Fokus lag in diesem Jahr auf Projekten, die Digitalisierung mit gesellschaftlichem Mehrwert verbinden und diesen in einem funktionalen Prototyp umzusetzen – insbesondere im Bereich Gesundheit und Nachhaltigkeit. Drei Teams widmeten sich daher der Entwicklung von funktionalen Prototypen von Assistenzsystemen, die Verbraucher im Alltag unterstützen: durch bildbasierte Gesundheitsbewertung von Lebensmitteln, durch intelligente Vorratsplanung zur Vermeidung von Lebensmittelabfall sowie durch transparente Nachhaltigkeitsbewertungen beim Einkauf. Gleichzeitig mussten sie sich über Datenschutz und Wirtschaftlichkeit Gedanken machen, wie es auch bei der Entwicklung eines echten Programms notwendig wäre. 

KI erkennt, was gut tut – „Food Image Classification“ für gesündere Ernährung

Mit der Entwicklung einer App zur bildbasierten Lebensmittelerkennung setzen die Studierenden Saskia Grund, Selina Fehn, Maike Harre, Daniel Arnold und Colin Christ auf Künstliche Intelligenz zur Förderung entzündungshemmender Ernährung. Die Anwendung richtet sich insbesondere an Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, da bestimmte Lebensmittel ihre Beschwerden verstärken oder lindern können – inspiriert wurde das Team durch einen ähnlichen Fall im Bekanntenkreis.

Die Nutzer fotografieren ihre Mahlzeit mit dem Smartphone – das System erkennt mithilfe eines trainierten YOLOv5-Modells das Lebensmittel und bewertet dessen entzündungsförderndes oder -hemmendes Potenzial. Die Bewertung erfolgt in einem leicht verständlichen Ampelsystem: Grün (förderlich), Gelb (neutral), Rot (kritisch). Ergänzt wird die Funktionalität durch eine Anbindung an Nährwertdatenbanken wie die USDA FoodData Central. „Wir wollten eine intuitive Anwendung schaffen, die nicht mit Zahlen überfordert, sondern klare Empfehlungen gibt“, so das Team. 

Nachhaltig einkaufen, besser planen – der Smart Grocery Assistant

Ein weiteres Projektteam – bestehend aus Mica Buccella, Matteo Di Paolo, Marlon Hennrich, Anto Ilic und Tobias Schropp – widmete sich der Reduktion von Lebensmittelverschwendung, die laut Studien jährlich rund 7 Millionen Tonnen vermeidbaren Abfalls in deutschen Haushalten verursacht.

Ihr Smart Grocery Assistant kombiniert Vorratsmanagement, Ablaufdatenüberwachung, Einkaufslisten und KI-basierte Rezeptvorschläge in einer App. Die Anwendung erfasst Artikel per Barcode, erinnert an Ablaufdaten, schlägt passende Rezepte zur Resteverwertung vor und erstellt Einkaufslisten automatisch auf Basis der Vorräte. Die App soll in einer kostenfreien Basisversion verfügbar sein, eine Premiumvariante würde erweiterte Funktionen wie personalisierte Einkaufsplanung, Nachhaltigkeitstipps und wöchentliche Auswertungen des Verbrauchsverhaltens bieten. 

GreenScan – Nachhaltigkeit auf einen Blick

Mit dem Projekt „GreenScan“ präsentierten die Studierenden Marvin Ebert, Anton Frenz, Jannis Geißler, Senid Hasic und Moritz Kuch eine App, die Verbrauchern dabei hilft, die Umweltbelastung von Produkten direkt beim Einkauf zu erkennen.

Die Anwendung wertet Informationen aus der OpenFoodFacts-Datenbank aus und berechnet einen Nachhaltigkeitswert basierend auf Öko-Score, Herkunftsland und Transportdistanz. Nutzer erhalten dabei nicht nur eine Bewertung in Form eines A–E-Scores, sondern auch Vorschläge für klimafreundlichere Alternativen. Ergänzend wird der CO₂-Fußabdruck des eigenen Einkaufs visualisiert – ein Ansatz, der Transparenz schafft und Konsumentscheidungen nachhaltig beeinflusst. „Viele Menschen wollen umweltfreundlicher konsumieren, aber wissen nicht, wo sie anfangen sollen. Unsere App liefert verständliche Informationen genau im Moment der Kaufentscheidung“, so das Team. Auch eine Integration in Online-Shops oder Supermarkt-Apps wäre denkbar.

Hochschule mit Haltung

Mit den präsentierten Projekten zeigt die DHBW Mosbach, wie angewandte Forschung und Lehre ineinandergreifen können. Alle drei Anwendungen – ob für gesündere Ernährung, nachhaltigen Konsum oder Ressourcenschonung – orientieren sich an realen gesellschaftlichen Bedürfnissen und demonstrieren, wie der Weg von der Geschäftsidee oder dem Kundenauftrag zur Lösung konkreter (Alltags-)Probleme aussehen kann. „Digitalisierung sollte nicht Selbstzweck sein, sondern den Menschen helfen, bewusster, gesünder und nachhaltiger zu leben“, fasst Prof. Dr. Alexandros Nanopoulos zusammen.