Digitalisierung in Baubranche und Haustechnik
Tagung an der DHBW Mosbach
„Smart Home, BIM und Industrie 4.0“ lauteten die Themen der zweiten Mosbacher Fachtagung „Branche meets Hochschule“ des Studiengangs BWL-Branchenhandel mit den Spezialisierungen auf die Bau- und Holzwirtschaft. Über 110 Besucher aus Industrie, Handel und Handwerk sowie die Studierenden des dritten Semesters folgten am 14. September 2017 im Audimax der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach den Branchentrends zur Digitalisierung.
Nach der Begrüßung durch Studiengangsleiter Prof. Dr. Alexander Neumann führten vier Fachvorträge in die jeweiligen Themen ein, die am Nachmittag in Workshops von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nochmals vertieft diskutiert wurden. Eine Präsentation dieser Ergebnisse im Plenum sowie Schluss- und Dankesworte der Professoren Neumann und Speth schlossen die Veranstaltung ab.
Den Anfang machte Alexander Neumann selbst mit Details zum Trendmarkt „Smart Home“: Dieser gelte als interessanter Wachstumsmarkt, für den jedoch viele Händler sowie auch Handwerker noch nicht professionell genug aufgestellt sind. Dies zeigten die Ergebnisse einer Marktforschungsstudie, die seitens des Studienganges im Frühjahr 2017 durchgeführt wurde, so der Professor. Jetzt sei der passende Zeitpunkt, auf diesen interessanten Trend zu reagieren und sich als spezialisierter Ansprechpartner für seine Kunden zu positionieren. In diesem Kontext übergab die Birk KG (SHK-Großhändler und Mitglied der GC-Gruppe), vertreten durch Linda Schmidt, einen Gutschein an die DHBW zur Einrichtung einer Smart Home Box von Coqon im Labor 4.0 zur Veranschaulichung der Möglichkeiten von Smart Home im Rahmen des Studiums.
Spannend anhand von mehreren Videos und Beispielen aus der Praxis stellte Dr. Robert Freidinger die Chancen und Herausforderungen der „Industrie 4.0“ vor. Basis für alle Aspekte seien Daten, die sinnvoll erfasst, ausgewertet und gespeichert werden müssen mit dem Leitgedanken: „work smarter, not harder“. Im I.o.T. (internet of things) werden neue Produkte, Serviceleistungen und vor allem auch ein Aufbrechen der Branchengrenzen möglich, so der Referent. Hersteller, Handwerker und Händler entwickeln sich vom Produkt- zum Daten- bzw. Servicelieferanten, die Phase nach dem Kauf bietet vielfältige Möglichkeiten zur weiteren Wertschöpfung beim Kunden bei Wartung, Service, Updates und Upgrades.
Zum in der Baubranche noch in den Startlöchern befindlichen Thema BIM (Building Information Modelling) fanden zwei Vorträge statt: Michael Schröder, Leiter Produktmanagement Keramik der Geberit AG, führte in die Bedeutung sowie Problematik der Umsetzung von BIM seitens der Hersteller ein und benannte die wesentlichen Fortschritte sowie aber auch den aktuellen Stand in der Anfangsphase der Umsetzung. Den Engpass in der umfassenden Anwendung von BIM-Daten von der Planung über die Bauausfertigung sowie die weitere Instandhaltung von Bauwerken sieht er vor allem im Handwerk. Denn für kleinere bis mittlere Handwerksbetriebe ist die Einführung einer entsprechenden Software inklusive zugehöriger Schulungen zeit- und kostenintensiv, so dass für diese BIM-basierte Bauprojekte nicht realisierbar seien. Tobias Pfoh, Absolvent des Studienganges und heute mit BADnet als Berater in der SHK-Branche tätig, zeigte die Veränderung der Prozesse aufgrund der Digitalisierung anhand von Beispielen in der Badsanierung auf: Ein Generalunternehmer führt die professionelle Auftragsbearbeitung von der Beratung über die Planung, Konstruktion, Kalkulation, Auftragsvergabe, Einkauf, etc. von Anfang an durch, die Badmodule werden in der Werkstatt vorgefertigt und zeitsparend im Bad verbaut. Im Handwerk kann dies zu einer Reduktion des Arbeitsaufwandes von etwa 40 Prozent führen. Digitalisierung sieht Pfoh als positive Reaktion auf die Verknappung von Arbeitszeit durch den Mangel an Nachwuchskräften im Handwerk sowie als Chance, sich beim Endkunden professionell als Komplettbad-Profi zu positionieren.
Drei Workshops am Nachmittag vertieften die drei Schwerpunktthemen: Mit großem Interesse diskutierten die Teilnehmer die Trends und Handlungsfelder für die Marktteilnehmer. Das Fazit: Wer in der Branche erfolgreich vorne mit dabei sein will, muss auf Digitalisierung setzen! Die vielfältigen Einsatzgebiete fordern zunächst zwar Investitionen in Zeit und Geld, zahlen sich aber in verkürzten und transparenten Prozessen, kundennäheren Angeboten, professionelleren Serviceleistungen sowie Zeit- und Kosteneinsparungen deutlich wieder aus.
Mit Dankesworten und einem Ausblick auf die Fachtagung 2018 zum Schwerpunktthema „Personalgewinnung für die Branche“ endete die offizielle Veranstaltung, einige Studierende sowie Alumni der DHBW trafen sich im Anschluss noch zum Gedankenaustausch. Die Geberit AG, Hersteller von Komplettsystemen vor und hinter der Wand im Bad, ermöglichte die Veranstaltung durch ihr Sponsoring.
