Ein Semester in Schweden: Zwischen Rentieren, Nordlichtern und Freundschaften fürs Leben

Johannes Bauer zum Auslandssemester (4. Theoriesemester) am Blekinge Institute of Technology in Schweden. Gefördert durch die Christian Bürkert Stiftung.

Mein Name ist Johannes Baur und ich studiere Holztechnik im vierten Semester an der DHBW Mosbach. In den vergangenen Monaten, von Januar bis Juni 2025, habe ich ein Auslandssemester an der Blekinge Tekniska Högskola (BTH) absolviert. Mit der Unterstützung der Christian Bürkert Stiftung konnte ich in Schweden eine unvergessliche Zeit erleben mit Erinnerungen und Freundschaften, die mich für immer begleiten werden.

Als ich mich dazu entschloss, ein Auslandssemester zu absolvieren, war mein Ziel klar: raus aus dem Alltag, neue Erfahrungen sammeln und andere Kulturen kennenlernen. Schweden wurde, nicht nur wegen der hohen Lebensqualität und atemberaubenden Natur, sondern auch, weil ich Lust auf ein ruhiges, reflektiertes Lebensgefühl hatte, schnell zur ersten Wahl.

Von der Euphorie zur Realität - der Start in Karlskrona

Die Anreise nach Schweden erfolgte mit dem Auto gemeinsam mit einer Kommilitonin. Die Fahrt über die beeindruckende Öresundbrücke war dabei schon das erste kleine Highlight unserer Reise. Angekommen in Karlskrona wurde jedoch schnell klar, dass nicht alles nach Plan verlaufen würde. Meine Unterkunft ein empfohlenes Wohnheim im Zentrum entpuppte sich, anders wie mir zuvor berichtet wurde als Ort ohne andere Erasmus-Studierende. Nach nur wenigen Wochen kam dann zudem die Nachricht: Der Vermieter ist insolvent. Folglich musste ich innerhalb kürzester Zeit ausziehen und das mitten in der Prüfungsphase.

Was zunächst wie ein Rückschlag wirkte, entwickelte sich schnell zum Positiven. Ich fand ein renoviertes Studio direkt am Campus, gut organisiert, mit deutscher Ansprechpartnerin und rückblickend die beste Entscheidung.

Campusleben, Studienalltag und internationale Begegnungen

Die BTH ist eine kleine, moderne Hochschule, die sofort eine familiäre Atmosphäre vermittelt. Man kennt schnell die Dozierenden, spricht sie beim Vornamen an und fühlt sich durch die vielen Gruppenräume und Lernbereiche fast wie zuhause.

Akademisch war die Herausforderung spürbar, da einige Kurse auf Master-Niveau stattfanden. Doch durch gute Vorbereitung, Gruppenarbeiten und Hilfestellung durch andere Studierende war das Niveau gut zu bewältigen. Besonders spannend war die Arbeit an praktischen Projekten, die stark im Fokus standen und eigenverantwortliches Arbeiten förderten.

Soziale Kontakte waren ebenfalls schnell geknüpft, insbesondere zu anderen Erasmus-Studierenden. Die kleine Größe der Hochschule führte dazu, dass man sich ständig über den Weg lief. Aus spontanen Gesprächen wurden gemeinsame Abende, Ausflüge und Freundschaften.

Kulturschock, Lieblingsorte und unvergessliche Momente

Was mich an Schweden besonders begeistert hat, ist die Balance aus Ruhe, Natur und Offenheit. Die Schweden selbst wirken zunächst reserviert, wenn man jedoch erst einmal in Kontakt kommt, sind sie sehr freundlich und herzlich. Durch Gruppenarbeiten und die Zeit in meiner ersten Unterkunft konnte ich auch einige schwedische Freundschaften aufbauen und wurde sogar in Städte wie Lund und Göteborg eingeladen.

Die Wochenenden nutzten wir oft für Ausflüge ob in nahegelegene Städte wie Kalmar oder Växjö oder auf größere Reisen nach Stockholm, Göteborg oder einem Event auf einer Fähre zwischen Stockholm und Tallinn mit Studierenden aus ganz Europa.

Auch Lappland oder die norwegischen Fjörde standen auf der Liste. Gemeinsam mit einer internationalen Gruppe fuhren wir dort hin und hatten eine einmalige Erfahrung mit Huskytouren, Schneeschuhwandern und Nordlichtern.

Sprache, Alltag

Im Alltag funktionierte alles auf Englisch, mit Einheimischen wie auch unter den Studierenden. Dennoch habe ich einen Schwedisch-Kurs besucht, um zumindest ein paar Grundlagen zu verstehen. Das war nicht zwingend nötig, aber kulturell sehr bereichernd.

Finanziell war Schweden moderat teurer als Deutschland, vor allem bei Alkohol und Restaurantbesuchen. Dank der Erasmus-Förderung sowie der zusätzlichen Unterstützung durch die Christian Bürkert Stiftung ließ sich der Aufenthalt jedoch gut stemmen. Freizeitaktivitäten waren zudem oft gemeinschaftlich organisiert und damit vergleichsweise günstig.

Mein Fazit: Warum ich diesen Aufenthalt nie vergessen werde

Dieses Auslandssemester war eine der prägendsten Erfahrungen meines bisherigen Lebens. Es hat mich nicht nur akademisch, sondern vor allem persönlich wachsen lassen. Ich habe gelernt, mit Herausforderungen umzugehen, flexibel zu bleiben und neue Perspektiven einzunehmen. Die Vielfalt an Kulturen, Denkweisen und Menschen hat meine Sicht auf die Welt nachhaltig beeinflusst.

Ich bin unendlich dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte und insbesondere danke ich der Christian Bürkert Stiftung, die mir mit ihrem Stipendium diese besondere Zeit ermöglicht hat. Ohne diese finanzielle und ideelle Unterstützung wäre vieles nicht in dieser Form realisierbar gewesen.

An alle, die mit dem Gedanken spielen, ein Semester im Ausland zu verbringen: Tut es. Es lohnt sich immer!