Frauen in Führung - Erfahrungen und Erwartungen
„Frauen sind klug, Männer sind erfolgreich. Frauen machen hervorragende Abschlüsse, Männer machen Karriere“, so formulierte Prof. Erika Gauch, Professorin und Gleichstellungsbeauftragte der DHBW Mosbach provokant die Eingangsthese zur Podiumsdiskussion. Anlässlich der Frauenwirtschaftstage am 21. Oktober diskutierten erfolgreiche und erfahrene Karriere-Frauen aus der Region sowie Studentinnen der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach über Chancen und Hindernisse von Frauen auf dem Weg nach oben. In einer Hinsicht waren sich die drei Business-Frauen auf dem Podium einig: Während inzwischen viele Frauen auf der mittleren Führungsebene angekommen sind, sind in den Vorständen, an der Spitze der Unternehmen, Frauen eher noch die Ausnahme.
Ulrike Winterbauer ist eine von 10 Frauen unter 600 männlichen Vorstandskollegen der Volksbank. Um es bis an die Spitze zu schaffen, musste sie etliche Umwege einschlagen und Hürden nehmen: Nach ihrem Hauptschulabschluss absolvierte sie zunächst eine Lehre bei der damaligen Spar- und Kreditbank Helmstadt eG. An der Abendschule machte Ulrike Winterbauer die Mittlere Reife nach und erwarb zusätzliche Qualifikationen durch eine Vielzahl an Weiterbildungen und Aufstiegsfortbildungen. 1991 wurde sie dann in den Vorstand der Volksbank Neckartal eG berufen und ist dort zuständig für Unternehmenssteuerung, Marktfolge, Organisation, Rechnungswesen, Beauftragtenwesen und Innenrevision. „Es war viel Zeit, Engagement und Durchhaltevermögen erforderlich, aber es gab immer auch wertvolle Unterstützung durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zu denen ich im Lauf der Jahre eine Vertrauensbasis aufbauen konnte", sagt die erfahrene Bankerin heute. Insbesondere die langjährige Zugehörigkeit zum Unternehmen, die gute Kundenbindung und natürlich ihr Erfolg, der sich in Auftragsvolumina widerspiegelt, hätten letztlich ihre Karriere ermöglicht. Insbesondere bräuchten junge Frauen heute ein gehöriges Maß an Ehrgeiz, um nicht nur auf der mittleren Managementebene hängen zu bleiben, sondern bis an die Spitze zu gelangen, so Winterbauer.
Davon ist auch Anke Cherdron, Geschäftsführerin der Druckerei Laub GmbH & Co. KG überzeugt. Für sie stand bereits in jungen Jahren fest, später das Familienunternehmen zu übernehmen. „Ich bin ganz wörtlich im Unternehmen aufgewachsen, mein Vater funktionierte damals die Hälfte unserer Wohnung zum Unternehmen um“. Ihr Studium der internationalen BWL wählte sie ganz gezielt, um optimal auf die Herausforderungen in der Geschäftsleitung des Familienbetriebs vorbereitet zu sein. Klar sei schon immer gewesen, dass sie irgendwann in Dallau landen würde. Einen wesentlichen Unterschied in der Arbeitsweise von Frauen sieht Anke Cherdron darin, dass bei Frauen an erster Stelle steht, dass der Betrieb funktioniert und erst an zweiter, dann man selbst gut dabei aussieht (Selbstmarketing). „Bei Männern ist das genau andersherum“, ist sich die Dallauerin sicher. Zudem sei es wichtig, als Frau nicht auf das Lob der anderen zu warten, um sich seiner Sache sicher zu sein. Eine gute Leistung sei zwar die Grundvoraussetzung, um in die Führungsriege aufzusteigen, dennoch dürfe man sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Ein Tipp, den sie dem überwiegend weiblichen Auditorium mit auf den Weg gab: „Tüten Sie Ihre Ideen schon vor wichtigen Meetings ein, überzeugen Sie Mitstreiter, um sich im entscheidenden Moment durchsetzen zu können.“
Für Irmtraud Feil-Jung ergabe sich die Karriere nicht zuletzt aus der familiären Situation. Als Brotverdienerin hatte sie die Verantwortung für ihre Familie. Nach ihrer Ausbildung zur Steuerfachangestellten und der Geburt ihres Sohnes legte sie die Steuerberaterprüfung ab und wurde 1995 Gesellschafter-Geschäftsführerin der Odenwald Treuhand Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. „Danach“, so sagt sie, „war die Fortbildung zur Wirtschaftsprüferin ein wichtiger Schritt in meiner beruflichen Laufbahn. Diese Prüfung als Frau und ohne Studium abzulegen, war eine große Herausforderung.“ Heute ist sie in der Odenwald-Treuhand neben der Tätigkeit als Steuerberaterin für mittelständische Betriebe für die Ausbildung zuständig.
Irmtraud Feil-Jung ist davon überzeugt, dass Frauen häufig im ersten Moment zu bescheiden oder vielleicht sogar zu vorsichtig auftreten. Dabei bestünde dazu kein Anlass: „Wenn wir gefordert sind, dann sind wir genauso gut – es ist ja schließlich keine Eigenschaft des Geschlechts, gut oder schlecht zu sein.“ Daher sei es umso wichtiger, dass Frauen das notwendige Selbstbewusstsein an den Tag legten und auch dazu fähig seien, ihre Leistungen selbst darzustellen. Irmtraud Feil-Jung findet die Idee, eine Frauenquote in Unternehmen einzuführen sinnvoll, um eine richtige Mischung hinzubekommen. Der Weg zur Gleichberechtigung sei noch lange nicht abgeschlossen.
Neben den „gestandenen“ Vertreterinnen der regionalen Wirtschaft kam auch die junge Generation zu Wort. Isabelle Papenbreer und Verena Baxhenrich haben gerade das zweite Studienjahr begonnen und stehen am Anfang ihres berufliches Weges. Beide bezeichnen sich als sehr zielstrebig, daher hätten sie sich auch bewusst für das duale Studium entschieden. „Ich will damit später auf jeden Fall auch etwas erreichen“, so Isabelle Papenbreer. Schließlich wolle sie nicht studieren, um später in einer Position zu landen, die sie auch mit einer normalen Ausbildung bekommen hätte. Insbesondere durch Leistung will sie ihren Arbeitgeber von sich überzeugen, wobei sie sich durchaus bewusst ist, dass Selbstmarketing mit dazu gehört. Für Verena Baxhenrich gehören Mut und Ehrgeiz bereits zum Studium. Diese Eigenschaften seien die Grundvoraussetzungen, um an der DHBW erfolgreich zu sein.