„Hierarchische Machtverhältnisse sind Geschichte“
Karriereziel: Macht und Geld?! In unserer erfolgsorientierten Gesellschaft ist dies ein weitläufig anerkanntes Streben. Heribert Rohrbeck, CEO der Bürkert Gruppe, wurde ebenfalls mit dieser Erwartung ins Berufsleben geschickt. „Meine Eltern gaben mir damals auf den Weg: ‘Spare, lerne, leiste was, dann hast Du, kannst Du, bist Du was!‘.“ So begann er seine Karriere mit dem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik. Heute führt er ein Unternehmen mit über 2600 Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von 400 Mio. Euro. Trotzdem sagt er: „Hierarchische Machtverhältnisse sollten in modernen Unternehmen längst der Geschichte angehören.“ Dreißig Besucher dieser Studium Generale Veranstaltung am Campus Bad Mergentheim der DHBW Mosbach ließ der 52-jährige Manager auf unterhaltsame Weise an seinem großen Erfahrungsschatz teilhaben.
„Ich möchte Geschichten aus meinem Leben aufgreifen und mit Ihnen ins Gespräch kommen“, rief Rohrbeck den Studierenden zu Beginn zu. In seinen mittlerweile 25 Berufsjahren hat er viel erlebt und selbst klein angefangen. Nach dem Studium und seiner Diplomarbeit bei Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB, heute European Aeronautic Defence and Space Company - EADS) begann er im Bereich Entwicklung eines Luft- und Raumfahrttechnik Unternehmens und lernte die strenge Hierarchie eines Großkonzerns kennen. „Ohne Ellbogeneinsatz kommt man dort nicht weit, das habe ich schnell feststellen müssen“, so Rohrbeck. Er wollte Verantwortung übernehmen, sah sich aber den Zwängen dieser klassischen Hierarchie unterworfen. Nach sieben Jahren wechselte er 1993 zu seinem heutigen Arbeitgeber. „Ich habe nach einer neuen Herausforderung gesucht und diese bei Bürkert gefunden“, begründete der Manager seinen Schritt. Dort wollte man etwas „Neues“ ausprobieren: „Ich sollte ein Team führen, dass sich aus Fachleuten unterschiedlicher Abteilungen zusammensetzt.“ Was heute bei Bürkert eher normal klingt und unter dem Begriff „Prozessorganisation“ verstanden wird, war damals ein Novum. Das klassische Denken „von oben nach unten“ wurde aufgesprengt.
Internetstruktur als Vorbild für moderne Unternehmenskultur
Als CEO ging Rohrbeck später sogar noch einen Schritt weiter: „Wir haben uns das Internet zum Vorbild für unsere Organisation genommen.“ Verschiedene Server auf der ganzen Welt sorgen dafür, dass alle Menschen ausfallsicher und rund um die Uhr das WWW nutzen können. Bürkert hat nach diesem Muster weltweit z.B. „Systemhäuser“ etabliert. Die Verantwortung wurde dezentralisiert und ein Netzwerk aufgebaut, das ausfallsicher und flexibel Kundenprojekte bearbeitet. „Das ist unser Wettbewerbsvorteil: Wir reden miteinander auf Augenhöhe und verzichten auf die klassische Machtausübung“, erklärte Rohrbeck.
Die Philosophie die dahinter steckt ist genauso einfach wie genial: „Jeder an seinem Arbeitsplatz ist der oder die wichtigste Person, wenn man sich entsprechend in dieses Netzwerk einbringt und dabei auch die Bodenhaftung nicht verliert.“ Auch Fehler werden bei Bürkert nicht vertuscht und einem Team nicht zum Nachteil ausgelegt. „Fehler passieren, aber selbst die negative Erfahrung bringt uns gemeinsam weiter“, sagte Rohrbeck.
Auf die Frage, ob ihm selbst schon einmal so richtig etwas daneben ging, antwortete Rohrbeck offen: „Da gibt es einige Dinge“, aber er erfuhr selbst immer eine hohe Toleranz seiner Vorgesetzten und ergänzte: „Wichtig ist es, aus seinen Fehlern zu lernen.“
