Internationales Studienkolleg: Erfolgsbrücke ins duale Studium

Dritter Jahrgang des Studienkollegs feierlich verabschiedet

Im Kreis der teilweise von weither angereisten Eltern und Familie, von Freunden und der Hochschule bekamen die Kollegiatinnen und Kollegiaten des internationalen Studienkollegs am DHBW-Campus Bad Mergentheim ihre Abschlusszeugnisse. Für sie ist es viel mehr als nur ein weiterer Meilenstein in der Ausbildung: Es ist der Lohn für unzählige Stunden des Lernens in einem neuen, fremden Land und die Eintrittskarte für ein Studium in Deutschland. 

Im Mittelpunkt der feierlichen Abschlussveranstaltung im Schloss Bad Mergentheim standen die 25 Absolventinnen und Absolventen des dritten Jahrgangs des Studienkollegs, die vor knapp einem Jahr aus insgesamt 16 Ländern nach Bad Mergentheim gekommen waren. Großzügig gefördert von Porsche, der Familienstiftung Sturm und der Stiftung Pro DHBW Mosbach konnten die internationalen Talente ein intensives Vorbereitungsjahr absolvieren.

In ihrem Grußwort betonte Campusleiterin Prof. Dr. Kim Linsenmayer, wie wichtig Mut, Durchhaltevermögen und Offenheit für Neues sind: „Viele von Ihnen haben einen weiten Weg hinter sich – geografisch, sprachlich und kulturell. Der heutige Abschluss ist ein Beweis für Ihre Stärke und Ihren Mut. Wir sind stolz darauf, dass Sie Teil unserer DHBW-Welt sind und gratulieren Ihnen herzlich zu Ihrem Erfolg.“ Rund 10.000 Kilometer, so weit weg ist die Heimat von Angela Maharani aus Indonesien. Sie und Nanda Sanju aus Indien sind im Studienkolleg beste Freundinnen geworden. „Unsere Freundschaft begann im Deutschunterricht – wir haben schnell festgestellt, dass wir viele ähnliche Erfahrungen gemacht haben“, erzählen sie im Duett. Beide waren zuvor ein Jahr als Au-pairs in Deutschland, beide wollen Technik studieren. Nanda ergänzt lachend: „Wir haben uns gegenseitig unterstützt – ich habe ihr beim Lernen geholfen, sie hat für mich gekocht. In Indien nennen wir so etwas auch ein Barter-System, ein Tauschsystem ohne Bargeld!“ Ein Studium in Elektrotechnik und Chemieingenieurwesen möchten die beiden nun beginnen „und unbedingt in Kontakt bleiben, auch wenn wir dann in unterschiedlichen Städten leben!“

Ein ganz anderer Weg führte Kilian Chueca ins Studienkolleg. Geboren in Deutschland, aufgewachsen in Brasilien und Peru, kehrte er mit seiner Familie 2022 zurück nach Deutschland. „Durch bürokratische Hürden bei der Anerkennung des peruanischen Schulabschlusses blieb uns nur das Studienkolleg“, erzählt er. „Dank eines Hinweises vom Arbeitsamt bewarb ich mich und wurde aufgenommen. „Heute sind wir unglaublich stolz auf ihn – mit viel Eigeninitiative hat er das Jahr gemeistert und bereits einen Vertrag für ein duales Studium in der Tasche, nämlich bei Würth Elektronik“, ergänzt Kilians Mutter. Seine Geschichte zeigt, dass das Studienkolleg auch für Rückkehrer aus dem Ausland eine echte Chance sein kann.

Im Studienkolleg in Bad Mergentheim absolvierte Kilian u.a. Kurse in Mathematik, Informatik und den Naturwissenschaften, um sich gezielt auf die Anforderungen eines technischen Studiums in Deutschland vorzubereiten. Prof. Dr. Axel Gerloff, Leiter der Nebenstelle des Studienkollegs Konstanz an der DHBW in Bad Mergentheim, hob hervor, dass die Unternehmen insbesondere in technischen Studiengängen Nachwuchskräfte suchen. „In dem Studienvorbereitungsjahr werden die internationalen Studieninteressierten optimal darauf vorbereitet.“ Am Ende des einjährigen Programms legen alle Teilnehmenden die sogenannte Feststellungsprüfung ab, also den Nachweis der Hochschulreife als Voraussetzung für ein Studium.

Deutschkenntnisse werden fürs Studienkolleg vorausgesetzt, die Teilnehmer müssen also bereits in den Heimatländern Sprachkurse besuchen. „Ich habe zehn Monate lang Deutschkurse besucht, in Jakarta in Indonesien, und dort mein B2-Zertifikat bekommen“, erzählt Dominikus Kirana. „Ich wollte in Deutschland studieren, weil es ein gutes Bildungssystem hat und gute Unternehmen gibt. Deswegen sollte meine Karriere hier anfangen.“ Die Sprachkenntnisse zu verbessern war auch das Hauptziel von Taha Jahangiri aus dem Iran. „Das technische Wissen ist mir dagegen leicht gefallen. Ich will Informatik studieren. Da ist man immer beschäftigt, ein Problem zu lösen, und muss analytisch denken.“ Wegen organisatorischer Probleme kam er verspätet zum Studienkolleg, wurde aber mit offenen Armen empfangen und von den Dozenten intensiv dabei unterstützt, den Stoff aufzuholen. Wie er Bad Mergentheim findet? „Nach meiner Ankunft war ich für eine Nacht in Frankfurt, das war sehr chaotisch. Aber als ich hier angekommen bin, war alles sehr ruhig und sehr entspannt. Das hat mir gut gefallen.“

Das breit gefächerte Jahresprogramm ermöglichte den Studienkollegiatinnen und -kollegiaten zahlreiche Einblicke in die Praxis, etwa bei Exkursionen zu SAP in Walldorf, IONCOR in Bad Friedrichshall, ebm-papst in Mulfingen, ins Center for Applied Energy Research in Würzburg und in das Röntgenmuseum sowie im Rahmen des Porsche4School-Projekts mit Besuch im Porsche Museum und des Porsche Ausbildungszentrums in Stuttgart. Zudem boten Veranstaltungen wie das Café International am Campus Bad Mergentheim und der Besuch der Experimenta mit KI-Ausstellung in Heilbronn Möglichkeiten zum Austausch und zur Präsentation der eigenen Herkunftsländer.

Rund die Hälfte der 25 Absolventinnen und Absolventen hat wie sich wie Dominikus und Taha für ein duales Studium an einer der neun DHBW-Studienakademien entschieden, die übrigen nehmen ein Studium an einer Universität oder einer Hochschule für angewandte Wissenschaften auf. Mit ihrem erfolgreichen Abschluss sind die Absolventinnen und Absolventen nicht nur bestens für ihren weiteren Bildungsweg gerüstet, sondern bereichern als künftige Fachkräfte und Brückenbauer zwischen den Kulturen die gesamte DHBW-Familie und die Wirtschaftsregion Baden-Württemberg.