„Irgendwann braucht jeder seine Medaille“

Weltklasse-Biathlet Sven Fischer zu Gast bei den siebten Schlossgesprächen am Campus Bad Mergentheim

Sven Fischer errang bei Weltmeisterschaften 20 Medaillen und wurde vierfacher Olympiasieger. Der Mann, der auch bei Eiseskälte jedes Rennen ohne Handschuhe lief, weiß, wie man auch bei 19 Grad Minus mit viel Kraft harte Anstiege bewältigt. Motivation, Durchhaltevermögen und Spitzenleistung – das sind Qualitäten, die auch von DHBW-Studierenden gefordert werden. Unter dem Thema „Spitzensport und Karriere – ein Widerspruch?“, berichtete Fischer von seiner herausragenden Laufbahn und über Qualitäten, die man entwickeln sollte, um in Sport und Studium erfolgreich zu agieren.


Die IHK Heilbronn-Franken und die DHBW Mosbach haben gemeinsam zum diesjährigen Schlossgespräch eingeladen.
„Es soll ein Abend werden, der Parallelen zieht zwischen dem Spitzensport und den hohen Anforderungen in Wirtschaft und Studium.“ Mit diesen Worten eröffnete Prof. Dr. Seon-Su Kim, Prorektor und Campusleiter der DHBW Mosbach Campus Bad Mergentheim, die Veranstaltung. Die Idee zur erfolgreichen Reihe der Schloßgespräche entstand vor sieben Jahren in einer gemeinsamen Initiative der IHK Heilbronn-Franken und der DHBW Mosbach. "Das starke Engagement der Industrie- und Handelskammer sowie der Stiftung Pro DHBW Mosbach hat diesen Abend möglich gemacht.", so Kim. Der Campusleiter dankte außerdem Landrat Reinhard Frank, Oberbürgermeister Udo Glatthaar sowie dem Beirat und seinem Vorsitzenden, Dr. Manfred Wittenstein für ihre Unterstützung.

3.500 Schritte hatte Freizeitsportler und Landrat Frank an diesem Tag mit seinem Schrittzähler gemessen. Spitzensportler laufen am Tag das 20-Fache. Mit seinem Grußwort dankte er den Hochleistungssportlern als Helden des Alltags für Inspiration und Motivation. „Leistungswille, Teamgeist und Ausdauer“ sind für Elke Schweig ausschlaggebend, um im Spitzensport oder in der Wirtschaft erfolgreich zu sein. Mit diesen Worten leitete sie über zum Vortrag des Ehrengastes Sven Fischer.

„Über den Tellerrand hinausschauen“ 

Nach einem eindrucksvollen Querschnitt seiner sportlichen Laufbahn betrat Sven Fischer die Bühne im vollbesetzten Roten Saal des Deutschordenmuseums Bad Mergentheim. Als Kind hatte Fischer Probleme, Gedichte vor der Klasse vorzutragen. Davon war an diesem Abend nichts zu spüren. Mit viel Charisma nahm er das Publikum mit auf eine Reise durch sein Leben. Er berichtete sehr ehrlich und offen von seiner Kindheit an der Kinder- und Jugendsportschule in Oberhof, von Vorbildern, die ihn prägten, von Entscheidungen und Wendepunkten in seiner Biografie. „Nach einer Knieoperation in der 11. Klasse schien das schnelle Ende meiner Karriere gekommen zu sein. Nach den Vorhersagen der Ärzte war mir plötzlich klar: Jeder Tag kann dein letzter sein.“ Um diese Erfahrung reicher, war er motiviert, sich in den Sport zurück zu kämpfen. Mit der politischen Wende 1989 kam auch die Wende für seine Karriere: „Verglichen mit anderen Ländern, hatten wir Top-Trainingsbedingungen.“ 1994 leitete die erste olympische Medaille seinen Siegeszug ein.

Im Sport sieht Sven Fischer viele Gemeinsamkeiten zu Ausbildung und Wirtschaft. „Als Sportler musst du deinen Sport, deinen Körper und das Sportgerät genau verstehen lernen. Wie funktionieren Adhäsion und Kohäsion am Ski? Welche Auswirkungen hat der Höheneffekt? Um erfolgreich zu sein, stehst du in Pflicht, über den Tellerrand hinaus zu schauen und ständig zu lernen. Im Studium und in der Wirtschaft brauchst du die gleiche Passion.“ Dazu zählt auch die Fähigkeit, Neues zu probieren und sich nicht auf Vergangenem auszuruhen sowie das Bewusstsein, selbst etwas ändern zu können. Nur dann kann man durchstarten und gewinnen. Denn „irgendwann braucht jeder seine Medaille.“

Podiumsdiskussion unter Sportexperten

Gast der Podiumsdiskussion, die von Prof. Dr. Dirk Schwarzer, Studiengangleiter des DHBW-Studienangebots Sportmanagement moderiert wurde, war neben Sven Fischer auch Corinne Kohlmann. Die DHBW-Maschinenbau-Studentin ist eines der größten deutschen Leichtathletik-Talente über 400 und 800 Meter. Kohlmann, die während der Unterrichtsphasen in Mosbach dort jeden Tag allein trainiert, kennt das Gefühl, sich täglich neu zu überwinden und nach den Vorlesungen noch auf den Platz zu gehen. „Abends sitze ich oft mit Muskelkater am Schreibtisch.“ In der Podiumsdiskussion dankte sie der DHBW Mosbach, die ihre ehrgeizigen Ziele unterstützt. „Ich freue mich besonders, dass die Hochschule mich für das Trainingslager im Frühjahr zehn Tage freistellt.“ Für Sportler und Studierende hat sie einen guten Tipp: „Nach der Prüfung und nach dem Wettkampf das Geschehene erst einmal verarbeiten. Es ist wichtig, zu analysieren und es beim nächsten Mal besser zu machen.“

Zu kurz waren die zwei Stunden, um auf alle Fragen aus dem Publikum direkt einzugehen. Die Gäste erwartete im Foyer ein Buffet mit regionalen Spezialitäten vom Landhotel Edelfinger Hof. Sven Fischer gab auch im Anschluss geduldig Autogramme und unterhielt sich mit seinen Fans. Fazit: Ein Spitzen-Abend von Weltklasse-Qualität.