„Ja, und!“ statt „Ja, aber…“

Die Perspektive wechseln, voneinander lernen, sich selbst und andere wertschätzen: Managementtrainerin Tanja Eggers ermunterte im Online-Vortrag Frauen, ihre Wege in Führungspositionen zu gehen. Die DHBW Mosbach war einer von rund 80 landesweiten Veranstaltungsorten im Rahmen der „Frauenwirtschaftstage 2020“.

Wohl kaum ein Mann würde es wagen, in einem öffentlichen Vortrag anhand eines persönlichen Schicksalsschlages deutlich zu machen, wie hilfreich und bereichernd Perspektivwechsel sein können. Tanja Eggers tat es. Die Diplombetriebswirtin und Managementberaterin kennt Perspektivwechsel aus dem eigenen Leben, und sie plädiert für ein Sowohl-als-auch unterschiedlicher Positionen, auch und gerade im Berufsleben. „Was lässt sich von den Stärken des anderen lernen?“, fragte sie in einem Online-Vortrag, den die Duale Hochschule (DHBW) Mosbach zusammen mit der Gleichstellungsbeauftragten des Neckar-Odenwald-Kreises, Angelika Bronner-Blatz im Rahmen der 16. Frauenwirtschaftstage (FWT) veranstaltete. Die landesweite Aktion des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau läuft vom 14. bis 17. Oktober und versteht sich als Plattform für eine aktive Gleichstellungspolitik – mit regionalen Workshops, mit Kongressen, Vorträgen und Beratungen. Die DHBW Mosbach konnte – nicht zum ersten Mal –Tanja Eggers von ANCORIS Consulting gewinnen; Corona-bedingt waren Impulsvortrag und anschließender Austausch in den virtuellen Raum verlegt worden.

Sie, die einst selbst in Mosbach studiert hat, traf dort „bekannte Gesichter“, zu denen auch jenes von Hochschul-Rektorin Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann gehörte. Ebenfalls im Zoom-Videokonferenzraum waren die Organisatorinnen Angelika Bronner-Blatz und Gudrun Reichert, Gleichstellungsbeauftragte der DHBW Mosbach. Letztere war skeptisch gewesen, ob das ungewohnte Format ankommen würde und umso erfreuter, dort etwa 50 Frauen und ein, zwei Männer zu treffen. „Frauen stellen einen Wirtschaftsfaktor dar“, verwies Bronner-Blatz auf 82 Veranstaltungen der FWT, die 2020 unter dem Motto laufen: „Female Leadership – Chefinnen gesucht!“

Dass es Tanja Eggers nicht um ein Entweder-oder zwischen Frauen und Männern geht, machte sie von Anfang an deutlich. „Typisch Mann? – typisch Frau?“ ist für sie zwar eine Fragestellung, der schon die nächste folgt: „Wer tickt wie?“ Doch aus den Antworten leitet sie ab, dass ein Weiterkommen, dass Erfolg darin bestehen, voneinander zu lernen. Diversitiy, Vielfalt in gemischten Teams, auch und besonders in den Führungsebenen, ist als wirtschaftlicher Erfolgsfaktor international erkannt. Der Unterschied macht den Unterschied.

Biologisch-neuronale und durch Sozialisation geprägte Unterschiede werden von Eggers dabei nicht wegdiskutiert. Am Beispiel weiblichen und männlichen Kommunikationsverhaltens wird deutlich, dass Frauen durch Abschwächung und Verharmlosung eigener Leistungen ihrer Karriere nicht unbedingt auf die Sprünge helfen. Männer hingegen können die eigenen Stärken betonen und mit klaren Feststellungen oder Imperativen als Problemlöser auftreten, wo Frauen Probleme „besprechen“; noch dazu in einer konjunktivischen Sprache. „Hätte, könnte, würde“ hat Tanja Eggers auf der entsprechenden Folie ihrer Präsentation durchgestrichen und empfiehlt stattdessen „Machen!“ Da passte es, dass Angelika Bronner-Blatz einen Band aus der Schriftenreihe zur Mosbacher Stadtgeschichte der Geschichts-AG des Nicolaus-Kistner-Gymnasium in die Kamera ihres PC hielt, den sie Eggers zum Geschenk machen wollte: „Nicht nur reden, sondern (mit)machen“.

Folgen Männer eher dem Prinzip des zielgerichteten Wettbewerbs, lassen sich Frauen davon leiten, integrierend und aufmerksam zu handeln. Das stellt die Alumna der DHBW Mosbach wertfrei fest, denn „klare Zielorientierung UND Herzlichkeit sind kein Widerspruch“. Durchsetzungsfreudig und empathisch: es gehe beides. Einen weiteren Perspektivwechsel stellte sie im weiblich/männlichen Verhältnis zu Macht und Einfluss vor. „Sehen Sie es doch so: Mit Macht kann ich gestalten.“ Denn unsere Haltung zu etwas sei unsere Entscheidung. Im Anderen das Ergänzende sehen, selbst aktiv werden, sich zeigen, netzwerken, sich etwas zutrauen und so Veränderungen anstoßen,  – mit diesen Impulsen beendete Tanja Eggers ihren Vortrag, auf eine knackige Formel gebracht lautete der Denkanstoß: „Ja, und! statt Ja, aber…“ Zu Ende war die Online-Konferenz damit noch nicht. Im Chat wurden Fragen gestellt, Antworten so wie Anregungen gegeben, (Selbst)kritik geübt und persönliche, mitunter negative  Erfahrungen weitergegeben. Eine Teilnehmerin empfindet es positiv, Frauensolidarität zu stärken. „Wenn ich es ins Wort bringe, bringt das schon was.“ So gesehen hat das FWT-Online-Treffen an der DHBW Mosbach bestimmt einiges gebracht…