Kinder und Karriere: Immer am Ball bleiben

Erst Karriere, dann Kinder - das war der Tenor der Podiumsdiskussion zum Thema "Kinder und Karriere - Frauen können beides" im Rahmen der überregionalen Frauenwirtschaftstage an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach. Dass Kinder Karrierekiller sein können, umriss Erika Gauch, Professorin für Volkswirtschaftslehre und Gleichstellungsbeauftragte der DHBW Mosbach, in ihrer launigen Einführung. Sie stellte verschiedene Familienmodelle vom Allein- bis zum Doppelverdienerhaushalt vor und kritisierte die "politischen Fehlanreize".

Statt Finanz- sollten Sachleistungen wie zum Beispiel ausreichend viele Betreuungsplätze auch für Krippenkinder, flexible Arbeitszeitmodelle und Maßnahmen für ein verändertes gesellschaftliches Leitbild geschaffen werden. Immer noch sei die Arbeitswelt auf den alleinverdienenden Vater ausgerichtet, den "Alltagswahnsinn" von Familie und Beruf müsse meist die Frau meistern. Die Frauen selbst sollten indes von ihrem "Perfektionswahn" und dem "permanent schlechten Gewissen" lassen und - so ihr ganz persönlicher Tipp als erfahrene Mutter mittlerweile erwachsener Kinder - "in der Kindererziehung locker und gelassen bleiben".

"Ganz locker" sahen das dann auch die beiden DHBW-Studentinnen Verena Rapp (Studiengang Bank) und Christina Rudolf (Studiengang Industrie) mit der Doppelbelastung ihrer Mütter. Sie wollen "Kinder lieber später als früh" und finden es - aus jetzt erwachsener Sicht - überhaupt nicht schlimm, dass ihre Mütter gearbeitet und sie zeitweise bei Oma, im Kindergarten/Hort betreut wurden oder auch alleine zu Hause waren. "Ich habe ein ganz tolles Verhältnis zu meinen Eltern", sagte Christina Rudolf. "Ich bin sehr früh selbständig geworden und habe gelernt, mich - als Schwester von zwei Brüdern - durchzusetzen", sagte Verena Rapp.

Prof. Dr. Christine Azarmi (Fakultät Wirtschaft), Prof. Dr. Isabelle Simons (Fakultät Technik) von der DHBW und Karin Markert, Leiterin Ausbildung und Nachwuchsförderung der Wittenstein AG auf dem Podium brachten klar zu zum Ausdruck, dass sie es geschafft haben, Familie und Beruf "glücklich, zufrieden und erfolgreich" zu vereinbaren. Sie machten den vielen Studentinnen im Publikum Mut zu beidem. "Wichtig ist, dass Sie klar für sich entscheiden, was Sie wollen", betonte Simons. Und dann tatsächlich "erst mal die Karriereleitern so weit hochklettern, dass Sie sich im Unternehmen unentberhlich machen." Bei ihr klappt es auch mit der "Aufgabenteilung" in der Partnerschaft.

"Vielleicht meint es ein Mann gar nicht böse, wenn er sagt, eine Mutter könne man nicht ersetzen ...", überlegte Prof. Dr. Christine Azarmi, die bekannte, dass hauptsächlich sie die Erziehung ihres zweijährigen Kindes übernommen hat. "Schwierig wird es, wenn das Kind mal richtig krank ist."

"Manchmal tut es weh", gab Karin Markert, Mutter von drei Kindern, unumwunden zu. "Natürlich gibt es solche Momente", sagte sie und meinte, dass ihr Mann als Lehrer einen "glücklicherweise familienfreundlichen Beruf" habe. Sie berichtete von ihren Auslandserfahrungen in El Paso (USA) an der Grenze nach Mexiko, wo Kinder selbstverständlich immer dabei sind. "Das wir uns so schwer tun, ist ein westdeutsches Problem", sagte sie.

Dass Frauen bis heute gegen die blödeseten Vorurteile und Sprüche kämpfen müssen, bestätigten alle Diskutanten. Im kritischen Publikum wurde hinterfragt, wie die Karrierefrauen mit dem Partner zurechtkommen und ob sie nicht das Gefühl hätten, "etwas zu verpassen". Gauch konterte: "Sie verpassen immer was: Entweder bereuen Sie im Alter, nicht gearbeitet zu haben oder nicht jedes Musikvorspiel ihres Kindes miterlebt zu haben." Kinder und Karriere - Frauen können beides - das war dann auch der Mut machende Konsens auf dem Podium. Allerdings sei es wichtig, auch bei der Karriere immer "am Ball" zu bleiben, sagte DHBW-Prorektorin Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann, die kurz das zukunftsweisende Projekt "familienfreundliche Hochschule" vorgestellt hatte: "Halten Sie den Kontakt zu den Unternehmen, nehmen Sie an Weiterbildungen teil und arbeiten Sie stundenweise in der Firma, vielleicht ja sogar im Home Office."