Persönliches Karriereziel entscheidend
Interview zum Master-Angebot der DHBW
Viele Bachelorabsolventen möchten nach dem Abschluss ihre akademische Laufbahn mit einem Master fortsetzen. Die Nachfrage ist groß: Mehr als die Hälfte aller Fachhochschulabgänger und sogar drei Viertel der Universitätsabsolventen nehmen ein Masterstudium auf. Auch an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) steigt der Bedarf nach akademischer Weiterqualifizierung. Zum Master-Infotag Anfang Dezember kamen mehr als 100 Interessierte an die DHBW Mosbach, um sich über das Angebot eines „Dualen Masters“ zu informieren. Aber ist ein Masterstudium immer sinnvoll? Für wen eignet sich das Programm der DHBW? Dazu und weiteren Fragen steht Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann, Prorektorin und Dekanin der Fakultät Wirtschaft der DHBW Mosbach, im Interview Rede und Antwort.
Frau Professor Jeck-Schlottmann, die DHBW Mosbach hat Ende November knapp 630 Absolventen verabschiedet. Was raten Sie diesen jungen Leuten – sofort zurück in den Hörsaal?
Jeck-Schlottmann: Nein, das sicher nicht. Die duale Bachelorausbildung bietet alles, was sich Unternehmen von Berufseinsteigern wünschen: fundiertes Fachwissen kombiniert mit Schlüsselkompetenzen und Praxiserfahrungen in Wirtschaft und Technik. Das bestätigt unsere hohe Übernahmequote jedes Jahr aufs Neue. Und genau das war auch das Ziel der Bologna-Reform: kürzere Studienzeiten mit hoher Employability. In der Wirtschaft ist der Bachelor längst angekommen. Auf der Bologna-Konferenz „Bologna@Germany“ haben 62 Personalvorstände namhafter Unternehmen eine entsprechende Erklärung unterzeichnet.
Wie erklären Sie sich dann die hohe Nachfrage nach Masterstudienangeboten?
Jeck-Schlottmann: Das Problem ist, dass es dem Bachelor nach wie vor an gesellschaftlicher Akzeptanz mangelt. Weite Teile der Öffentlichkeit sind der Ansicht, der Bachelor sei ein Abschluss zweiter Klasse und erst der Master kröne die akademische Laufbahn. Das war so von der Bologna-Reform nicht beabsichtigt. Sie stellt klar die Berufsbefähigung des ersten Abschlusses in den Mittelpunkt. Ziel eines Masterstudiums ist hingegen, die Studierenden zu wissenschaftlicher Arbeit und Methodik zu befähigen. Außerdem werden theoretisch-analytische sowie Managementfähigkeiten vermittelt. Wer also daran Interesse hat oder gar eine Promotion plant, für den ist der Master genau das Richtige. Dennoch sind die Übergangsquoten sehr viel höher. Das hängt mit Studiengängen, Branchen, Berufsfeldern und der Art des Bachelors zusammen. In Physik zum Beispiel gibt es Übergangsquoten von nahezu 100 Prozent. Laufbahnrechtlich ist in einigen Berufen ein Master oder eine Promotion zwingend, z.B. in der Lehre oder der Wissenschaft. Absolventen mit einem Bachelorabschluss, der die Anforderungen von Bologna hinsichtlich Berufsbefähigung weniger gut erfüllt, schließen häufig ein Masterstudium an, um ihre Berufschancen zu erhöhen. Per se führt der Master aber nicht zwingend zu Führungspositionen oder höherer Vergütung.
Wenn ich mich für ein Masterstudium entschieden habe, wo bin ich besser aufgehoben? An der Uni oder hier an der DHBW?
Jeck-Schlottmann: Auch hier kommt es ein wenig darauf an, wie die Interessen gelagert sind. Wer in die Grundlagenforschung möchte und eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, der sollte sich an der Universität bewerben. Ein konsekutives, also ein sich direkt an das Bachelorstudium anschließendes, Masterprogramm ist dann ratsam. Es baut auf das erworbene Wissen auf und setzt das Bachelorstudium vertiefend fort. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass es aufgrund des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels für viele Unternehmen interessanter ist, wenn nach dem Bachelorstudium zunächst Berufserfahrung gesammelt und erst später ein weiterbildender, anwendungsorientierter Master angeschlossen wird. Wenn man außerdem noch die Argumente Halbwertszeit des Wissens und verlängerte Lebensarbeitszeit in die Waagschale wirft, spricht vieles für einen weiterbildenden Master. Die Inhalte sind perfekt auf die berufliche Erfahrung abgestimmt. Das Konzept eignet sich daher insbesondere für praxisorientierte Menschen, die darüber hinaus Wert auf lebenslanges Lernen legen. Die Duale Hochschule hat sich bei ihren Masterangeboten für diesen zweiten Weg entschieden.
Wie sieht das Konzept des Dualen Masters aus?
Jeck-Schlottmann: Das DHBW-Masterprogramm ist berufsintegrierend und -begleitend, d.h. die Studierenden gehen wie gewohnt ihrer Arbeit im Unternehmen nach und besuchen überwiegend am Wochenende die Masterseminare. Zusätzlich ist Selbststudium gefragt. Hier setzen wir auch stark auf unsere bewährten E-Learning-Tools. Vorausgesetzt wird mindestens ein Jahr Berufserfahrung und die im DHBW-Bachelorstudium üblichen 210 Creditpoints. Da das Studium auch beim Master sehr intensiv ist, ist es von Vorteil, wenn Interessierte einen guten bis sehr guten Bachelorabschluss vorweisen können.
Welche Abschlüsse können erlangt werden und welche Perspektiven eröffnen sich durch das Masterstudium?
Jeck-Schlottmann: An der DHBW Mosbach schließt das Masterprogramm entweder mit dem Master of Engineering, dem Master of Science oder dem Master of Business Administration ab. Da die Weiterqualifizierung stets in Kooperation mit einem Unternehmen erfolgt, ist die Wahrscheinlichkeit auf einen langfristigen Arbeitsplatz mit entsprechender Verantwortung, auch in Führungsposition, sehr hoch. Die Masterarbeiten beschäftigen sich häufig mit einer aktuellen Problemstellung im Unternehmen, zu der auf wissenschaftlicher Basis eine Lösung erarbeitet wird. Die enge Bindung zwischen Dualem Partner und Absolvent wird so noch weiter gestärkt.
Frau Professor Jeck-Schlottmann wir danken für dieses Gespräch.
