Popup-Labor zu Gast im Main-Tauber-Kreis

Popup-Labor zu Gast im Main-Tauber-Kreis

Sammelbecken für kreative Ideen, Plattform für den Austausch, Impulsgeber für die Wirtschaft– das Popup-Labor in Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim war vieles gleichzeitig. Angelegt eigentlich nur auf wenige Tage, sollen die Konzepte und Inspirationen nicht nur auf dem Papier stehen bleiben oder noch schlimmer in der Schublade verschwinden, sondern weiterleben. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach begleitet Kommunen und Unternehmen Nord-Baden-Württembergs auf dem Weg in die digitale Zukunft.

Ein „Labor auf Zeit“ sei das Popup-Labor, bekannte Norbert Fröschle, Projektleiter aus dem Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. „Popup-Labor bedeutet, dass sich Menschen aus kleinen und mittelständischen Unternehmen in Innovationswerkstätten auf Zeit treffen – aus so unterschiedlichen Bereichen wie Finanzdienstleistungen,  Energieversorgung, Mechatronik, Kurverwaltung, Pflegediensten, Getränkehandel, Optikerhandwerk, Softwareentwicklung – und dass sie gemeinsam Dinge machen.“ Bad Mergentheim, Tauberbischofsheim und der DHBW-Campus Bad Mergentheim hatten sich erfolgreich für das Programm des Wirtschaftsministerium Baden-Württembergs beworben und boten gemeinsam 19 Workshops und einen Aktionstag „Digitalisierung und Nachhaltigkeit für BW und weltweit“ an. Die 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Workshops freuten Fröschle besonders, denn das Programm entstehe speziell auf das Publikum zugeschnitten: Unternehmen aus der Region und der DHBW-Campus stellten die Referentinnen und Referenten, brachten eigene Themen ein und nahmen die Wünsche der Angemeldeten auf.

„Wir müssen Wissen zukünftig stärker in Wertschöpfung umsetzen“

„Dass das Popup-Labor so großen Zuspruch findet, liegt am Zusammenhalt in der Region“, erklärte Oberbürgermeister Udo Glatthaar. Campusleiter Prof. Dr. Seon-Su Kim ergänzte bei seiner Begrüßung der Unternehmensvertreter und politischen Akteure am Aktionstag: „Wir können im engen Schulterschluss mit den Unternehmen der Region, mit den Kommunen und Schulen Projekte ganz anders umsetzen als manche große städtische Zentren.“ Das Labor auf Zeit, so hoffe er, werde nur ein erster Schritt auf dem Weg in die digitale Zukunft sein: „Die DHBW Mosbach möchte die Lücke schließen, im ländlichen Raum Forschungs- und Kompetenzzentren bilden, die Infrastruktur fördern.“

Motivation und Begeisterung für den digitalen Wandel wolle man mit dem Popup-Labor wecken, Akzeptanz schaffen für die damit verbundenen Veränderungen im Alltag und im Berufsleben, erklärte Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, indem man Werkzeuge und Konzepte aufzeige. „Wir müssen Wissen zukünftig stärker in Wertschöpfung umsetzen“, erklärte Hoffmeister-Kraut. „Damit schlagen wir die Brücke von der Grundlagenforschung hin zur Anwendungsorientierung.“ Das Popup-Labor leiste dazu ebenso einen Beitrag wie das neue, vom Wirtschaftsministerium geförderte Labor für Künstliche Intelligenz am Campus Bad Mergentheim.

„Die Hochschule ist Mittler, Macher, Motivator für Digitalisierungsfragen“

Prof. Dr. Wolfgang Reinhart MdL freute sich, der Ministerin die Experimentierfreude der regionalen Unternehmen zeigen zu können, sei sie doch „eine Kämpferin für den Mittelstand, eine Förderin der Digitalisierung“. Die Stärken Baden-Württembergs lagen schon immer in den dezentralen Strukturen, wie die DHBW mit ihren landesweiten Standorten vorbildhaft zeige. „Duale Partnerschaft, die Verzahnung von Hochschule und Unternehmen wird hier gelebt. Die Hochschule ist Mittler, Macher, Motivator für Digitalisierungsfragen.“

Fünf Impulsvorträge beleuchteten aus unterschiedlichen Perspektiven die regionale Wirtschaft und wie im Innovationswettlauf Aufträge, Beschäftigung und Einkommen nachhaltig geschaffen werden können – auf volkswirtschaftlicher Ebene, für die Regionalwirtschaft und für die Unternehmen. Dr. Gunther Wobser, geschäftsführender Gesellschafter bei LAUDA DR. R. WOBSER, zeigte ein unternehmensinternes Innovationslabor und eine enge Zusammenarbeit mit Startups als Lösungsweg auf. Rainer Bürkert, Geschäftsführer bei Würth Industrie Service, forderte Investitionen in einen stabilen Bildungs- und Wirtschaftsstandort, in Infrastruktur, Internet Schule und Bildung. Nur so könne man für die Digitalwirtschaft attraktiv bleiben, die leichter als jede andere Branche den Standort verlagern könne – auch ins Ausland.

Dr. Benjamin Schmidt, Leiter Business Development beim zentralen IT-Dienstleister der Schwarz-Unternehmensgruppe, forderte Datensouveränität und stellte dem Publikum die eigene, open-source-basierte und ebenfalls im Startup-Ansatz entwickelte „IT aus der Steckdose“ vor, mit denen das Unternehmen zukünftig den Bedarf an sicheren europäischen Cloud-Lösungen decken wolle. Patrick Hantschel, Leiter des Digitalization Centers von WITTENSTEIN, präsentierte die neue Arbeitswelt sowohl im kaufmännischen Bereich wie auch in der Produktion in der Smart Factory, in der die Komponenten miteinander sprechen und Datenflüsse transparent werden. Paul Gehrig, Geschäftsführer des Stadtwerks Tauberfranken, rundete das Programm mit einem Exkurs durch die Projekte des kommunalen Versorgers ab, vom Glasfaserausbau über kostenloses WLAN, Elektroladeinfrastruktur hin zum eigenen TV – und so wird aus Big Data eine Smart City.

Impressionen

Bildquelle: Ludmilla Parsyak Photography / Fraunhofer IAO