Prof. Reinhold Geilsdörfer im Interview mit den Fränkischen Nachrichten
Fränkische Nachrichten,
29. Januar 2011,
von Sabine Braun
"Noch einmal eine große Herausforderung"
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge räumt Professor Reinhold Geilsdörfer in diesen Tagen seinen Schreibtisch in Mosbach aus: Der bisherige Leiter der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) am Standort Mosbach - früher bekannt als Berufsakademie Mosbach - wird zum 1. März Präsident der Dualen Hochschule Baden-Württemberg insgesamt und damit "oberster Chef" aller acht Hochschulen mit ihren vier Außenstellen. "Eine große Herausforderung", auf die sich der gebürtige Boxberger freut.
Über Mosbach nach Stuttgart
Geilsdörfer lässt in Mosbach eine Hochschule mit derzeit 2800 Studenten hinter sich. Einen Standort, den er zusammen mit Professor Alexander von Freyhold vor 30 Jahren aus dem Nichts entwickelt hat.
Der Zufall führte ihn damals in die Kreisstadt: "Ich hatte einen Lehrauftrag an der Fachhochschule in Heilbronn und fand Spaß daran, Lehrer zu sein. Als dann in Mosbach die Stelle an der neuen Berufsakademie ausgeschrieben war, habe ich mich beworben."
Mit 18 Studenten fing alles an. Geilsdörfer erinnert sich daran, Bedenken gehabt zu haben, ob es möglich sein würde, an diesem Standort im ländlichen Raum eine Akademie aufzubauen. "Aber wir haben massiv gekämpft und es ist gut gelaufen":
Ende der 80er Jahre bekam die Hochschule ein eigenes Gebäude im Lohrtal und wuchs ständig weiter. Immer mehr Dozenten unterrichteten immer mehr Studenten in immer mehr - zuletzt 40 - Studiengängen. Und auch an mehreren Standorten. Ebenfalls sehr gut entwickle sich der Standort Bad Mergentheim mit den drei Studiengängen International Business, Gesundheitsmanagement und Food Management. Positiv sieht Geilsdörfer auch die neue Außenstelle in Heilbronn. "Wenn wir mit dem Erreichten nicht zufrieden wären, müssten wir größenwahnsinnig sein".
Politische und strategische Arbeit
Nun übergibt er sein "Kind" an Nachfolger Dr. Dirk Saller; "ein Kind, das schon ganz schön erwachsen ist". Mosbach habe sehr von der Hochschule profitiert und werde weiter profitieren. Denn "Saller wird den Job sehr gut machen".
Im Präsidium in Stuttgart wartet eine vor allem politische und strategische Arbeit auf Reinhold Geilsdörfer. Der Prozess, die acht bislang sehr eigenständigen Akademien zu einer Hochschule zusammenzuführen, habe gerade erst begonnen.
Die "neue Marke Duale Hochschule" müsse bei jungen Leuten und vor allem bei der Industrie noch bekannter werden. Internationalität ist ein großes Thema, wobei das duale Modell auch ein "Exportschlager" für Lateinamerika sei. Die Möglichkeiten, den Studienabschluss "Master" auf den "Bachelor" draufzusatteln, sollen erweitert werden, weil die Nachfrage der Studierenden sehr groß ist. Das soll demnächst auch berufsbegleitend möglich sein. In Vorbereitung auf den Doppeljahrgang 2012 müssen im Rahmen des Hochschulpakts noch Plätze geschaffen werden.
Nicht zuletzt muss sich auch die Duale Hochschule darauf einstellen, dass mit rückläufiger Schülerzahl bald ein Wettbewerb um junge Studierende einsetzt. "Aber da habe ich für uns kaum Bedenken".
Noch viele Ideen
Zwar nimmt sich Geilsdörfer gelegentlich Freiräume für Hobbys und Reisen. Doch sein Lebensstil sei "schon sehr berufsorientiert", sagt der junge 60-Jährige. Folgerichtig reagiert er fast empört auf die Frage, ob es keine Alternative war, sein Berufsleben in Mosbach gemütlich "auslaufen" zu lassen. "Rente? Ganz unvorstellbar. Dafür habe ich noch zu viele Ideen".
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