Schlossgeflüster mit Dr. Wittenstein
„Ist das produzierende Gewerbe ein Auslaufmodell?“ Diese Frage stellte Dr. Manfred Wittenstein zu Beginn seines Vortrages beim dritten „Schlossgeflüster“ auf dem Campus Bad Mergentheim der DHBW Mosbach. Etwa 100 Studierende waren der Einladung gefolgt, um Ein- und Ausblicke zu erhalten, welche Herausforderungen die Industrie in den nächsten Jahren bewältigen muss. Die Krise, so Dr. Manfred Wittenstein, habe insbesondere den Maschinenbau schwer getroffen. Der Umsatzrückgang von 20% in Deutschland mache sich schmerzlich bemerkbar. Die wichtigste Frage sei nun: Wie kann sich diese gerne als Old Economy bezeichnete Branche fit für die Zukunft machen? Die Antwort darauf sieht Dr. Manfred Wittenstein in der Antizipation von Megatrends wie dem demographischen Wandel und der Globalisierung. Wichtig sei es, so Dr. Manfred Wittenstein, sich über trendbedingte Veränderungen klar zu werden und rechtzeitig darauf mit neuen Lösungen zu reagieren. Dabei gehe es nicht darum, bestehende Technologien um der Technologie willen immer weiter auszureifen und zu perfektionieren, sondern technologische Innovationen an den tatsächlichen Bedarf der Menschen anzupassen. Bereits beim Innovationsprozess müsse immer im Vordergrund stehen, ein Produkt zu entwickeln, dass einen tatsächlichen Nutzen stiftet. Ein Geschäftsmodell, dass alleine auf Preisdumping aus sei, sei langfristig nicht tragbar, sondern führe unweigerlich in die Insolvenz. Die wichtigsten Themen, mit welchen sich gerade das produzierende Gewerbe auseinandersetzen muss – da ist sich Dr. Manfred Wittenstein sicher - sind unter anderem:
- Klimafreundliche Produkte
- Technologien zum Schutz vor den Folgen des Klimawandels
- Technologien zur Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz
- Entwicklung von neuen Recyclingtechnologien
- Anpassungsstrategien an steigende Rohstoffpreise
- Technologien zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe
- Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien
„Wir müssen innovativ, besser und schneller sein. Eine gute Voraussetzung dafür ist, dass Maschinenbauer gute Technologieintegratoren sind. Je nach Kundenwunsch schaffen Sie es, die Technologie auf die nächste Ebene anzuheben.“ Den Studierenden gab er mit auf den Weg, dass es beim Erfolg eines Unternehmens insbesondere auch auf die Unternehmenskultur ankomme. Verantwortung, Vertrauen, Offenheit, Innovation und Wandel, darin sieht Dr. Manfred Wittenstein die wichtigsten Stellschrauben für den Unternehmenserfolg. Darüber hinaus sei es wichtig sich auszutauschen und über den eigenen Tellerrand hinauszublicken: „Unternehmen mit Netzwerk sind wesentlich produktiver.“ Letztlich sei die Frage, ob das Geschäftsmodell Deutschland noch funktioniere, also doch mit ja zu beantworten: Dadurch, dass das Geschäftsmodell nicht starr sondern beweglich sei, bleibe es zukunftsfähig – wenn rechtzeitig die Parameter angepasst würden. „Um zukünftige Herausforderungen und vielleicht auch Krisen anzugehen ist es wichtig, nicht zu lange an überkommenen Strukturen festzuhalten.“