Schweden, das Land der 100 Flüsse und 1000 Seen

Tom Grau zum Auslandssemester (4. Theoriesemester) an der Halmstad University in Schweden. Gefördert durch die Christian Bürkert Stiftung.

Doch bevor wir in die unglaubliche Landschaft Schwedens eintauchen, möchte ich mich erst einmal vorstellen: Ich bin Tom Grau, 21 Jahre jung, und studiere Bauingenieurwesen  an der DHBW in Mosbach. Meine Motivation für ein Auslandssemester war nicht nur an einer neuen Universität in einem anderen Land zu studieren, sondern auch einen echten skandinavischen Winter  zu  erleben. 

Nach  ausführlicher  Recherche  fiel  meine  Wahl  auf  Schweden. Nachdem auch die bürokratischen Hürden überwunden waren, startete ich am 17. Januar mit dem grünen Fernbus in Richtung Norden. Nie hätte ich gedacht, dass ich mit meinem Sitznachbar aus der Heimathochschule, den ich damals noch kaum kannte, eine echte Freundschaft entstehen würde, wahrscheinlich, weil wir in derselben Wohneinheit lebten und die gleiche Putzschwelle hatten. Das Meer überraschte uns bei der Ankunft sofort: Die frische Luft, der kurze Fußweg zu einem kleinen Strand und die Dünen waren beeindruckend. 

Halmstad ist eine charmante Kleinstadt an der Westküste, die im Frühling und Sommer richtig aufblüht. Der zentrale Park und die Strände Östrastranden, Västrastranden und Tylösand sind in 30 bis 60 Minuten mit dem Fahrrad  oder  dem  Bus  erreichbar.  Es gibt viele Cafés, die zum Verweilen einladen, und ich finde die skandinavische Kaffeekultur, bekannt als „Fika", bei  der  man  sich  für eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen Zeit nimmt, großartig. Halmstad ist sehr weitläufig und das Fahrrad  ist  das beste Fortbewegungsmittel.  Mein erstes  Fahrrad wurde gestohlen, was mich wunderte, da es nicht besonders war. Dank eines Stipendiums konnte ich mir jedoch ein gebrauchtes neues Fahrrad kaufen. 

Die Hochschule bot viele Möglichkeiten für Sport und Gesellschaft. Für alles gibt es Apps, beispielsweise „Hittract“, mit der Studierende Angebote finden können. Für Musiker gibt es das „Nolltrefem“, eine Art Jugendhaus mit Proberäumen und Studios. Mein Mitbewohner gründete eine Band und spielte sogar live am Ende des Semesters. Mein Mitbewohner brachte mir ein bisschen Gitarre spielen bei, was mir große Freude bereitete. Die Hochschule gilt als innovativ und legt großen Wert auf Selbstorganisation und Gruppenarbeit. Der Unterricht findet meist nur ein- bis zweimal pro Woche statt, allerdings dauert das Studium zwei Monate länger als an meiner Heimathochschule in Deutschland. Die Herausforderung besteht darin, eigenständig Probleme zu lösen und effizient zusammenzuarbeiten. Gerade für ausländische Studierende ist dies eine interessante Erfahrung.

Aber jetzt genug vom Studieren, dank dem Stipendium war auch eine Reise nach Lappland möglich, die uns eine Woche voller beeindruckender Natur und unvergesslicher Erlebnisse bescherte. Wir fuhren 26 Stunden mit dem Bus durch verschneite, kaum befahrene Wälder. In Björkliden angekommen, lebten wir in kleinen Selbstversorgerhütten und unternahmen Touren, zum Beispiel Husky-Schlittenfahrten und Naturerkundungen. Besonders beeindruckend waren die Polarlichter, dieses faszinierenden Naturphänomens am Himmel. Wir tauchten in die Kultur der Sami ein, deren traditionelle Lebensweise einst im Rentiere halten bestand, heute aber durch westlichen Einfluss stark  überrollt  ist. Die Stille, der Schnee, das kalte Wetter und die spektakulären Naturwunder machten diese Reise unvergesslich. 

Dank Erasmus+ und eines Stipendiums der Christian Bürkert Stiftung konnte ich meinen Horizont erweitern, meine Sprachkenntnisse verbessern und mich persönlich weiterentwickeln. Der Kurs „Schwedisch für Anfänger“  half  mir,  die  Sprache  auf  eine  andere  Art zu  lernen,  indem  ich  auf  Kontext  und Sprachgefühl setzte. Schweden ist eine germanische Sprache, die sich ähnlich wie Denglisch mit eigenem Akzent und deutschem Satzbau anfühlt. Auch mein Englisch hat sich durch die Fachstudien  deutlich  verbessert,  sodass  mir  das  Ausdrücken  und  das  Verstehen  von  Texten heute leichtfällt. Insgesamt war das Auslandssemester eine fantastische Erfahrung. Es ist etwas ganz anderes, als nur als Tourist im Land unterwegs zu sein. Durch das Studium taucht man viel tiefer in die sozialen Strukturen ein und bekommt ein realistisches Bild vom Land, seinen Menschen  und  ihrer  Kultur.  

Es  hat meinen  Blick  auf die  Welt erweitert und mir neue Perspektiven eröffnet. Vielen Dank.