Studium Generale
„Technik, Ethik und Ökonomie, wie passt das zusammen?“, fragte sich Prof. Dr. Armin Grunwald, Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), beim Studium Generale an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach. Den ca. 50 Zuhörern erklärte der promovierte Physiker und habilitierte Philosoph, dass nachhaltiges Verhalten und Technik nicht nur kein Widerspruch, sondern notwendigerweise miteinander verbunden sind.
Die Frage nach nachhaltigem Verhalten sei dabei noch ganz neu im gesellschaftlichen und politischen Diskurs. Erst seit den 80er Jahren beschäftige sich die Wissenschaft mit nachhaltigem Wirtschaften. Der Begriff stammt ausgerechnet aus der Forstwirtschaft. Per Definition wird eine nachhaltige Entwicklung als realisiert begriffen, „wenn sie die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“. Zentral sei am Nachhaltigkeitsgedanken, so Prof. Armin Grunwald weiter, dass es nicht darum geht in der Gegenwart zu darben, sondern sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft gut leben zu können. „Es geht darum, Technologien effizienter zu machen, so dass man immer weniger von nicht nachwachsenden Rohstoffen verbrauchen muss“. Es sei also moralisch vertretbar auch nicht-nachwachsende Ressourcen zu konsumieren, da davon ausgegangen werden muss, dass neue Technologien mit immer weniger Ressourcenaufwand auskämen.
Problematisch in der öffentlichen Diskussion sei jedoch, dass Nachhaltigkeit bereits mit bestimmten Lösungen in Verbindung gebracht wird, die unter Umständen weder moralisch vertretbar noch nachhaltig sind. Beispielsweise in der Energiediskussion, als die Politiker den „Sprit vom Acker“ als Lösung für fossile Brennstoffe feierten. Tatsächlich habe sich aber herausgestellt, dass durch den Anbau von Energiepflanzen Risiken für die Nahrungsmittelversorgung und Biodiversität ergeben hätten, so dass die Gesamt-Nachhaltigkeitsbilanz gar nicht so eindeutig ausfällt, wenn nicht sogar negativ sei.
Nachhaltiges Verhalten heiße nicht unbedingt auch gleich Umweltschutz, davon ist Prof. Armin Grunwald überzeugt. Stattdessen gehe es darum, mehr in Technik zu investieren, die einerseits nachhaltiges Verhalten notwendig macht, andererseits aber auch entscheidend dazu beitragen kann. Prinzipiell seien drei strategische Ansätze für den Umgang mit natürlichen Ressourcen denkbar: Erstens die Effizienzstrategie, bei der es um die Steigerung der Ressourceneffizienz geht, zweitens die Konsistenzstrategie, die die Substitution nicht erneuerbarer durch erneuerbare Ressourcen vorsieht und drittens die Suffizienzstrategie, die zu einem bescheideneren Verbrauch der Natur und Konsumzurückhaltung rät.
Dennoch gäbe es keinen Königsweg, wie Nachhaltigkeit zu erreichen sei, so Prof. Armin Grunwald. Vielmehr bestünden verschiedene Handlungsoptionen, die sich erst in der Zukunft als gut oder schlecht erweisen würden. Damit unser Verhalten jedoch tatsächlich nachhaltig sein kann, genüge es nicht, als Individuum umweltschonend zu leben, sondern das nachhaltige Handeln müsste im politischen und wirtschaftlichen System verankert sein.