Studium Generale am Campus Bad Mergentheim: Strategien gegen den Stress
„Stress kennt jeder“, sagte Prorektor Prof. Dr. Seon-Su Kim zum Auftakt des Studiums Generale am Campus Bad Mergentheim der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach. Er freute sich, Prof. Dr. med. Reinhard Plassmann, Ärztlicher Direktor des Psychotherapeutischen Zentrums Kitzberg-Klinik & Co KG, für den Vortrag „Emotionale Selbstorganisation in Stresssituationen“ gewonnen zu haben. Das Studium Generale erweitere damit nicht nur das Wissen über weitere Fachgebiete neben dem dualen Studium, sondern gebe Mitarbeitern, Studierenden und allen weiteren Interessierten auch konkrete Tipps zur Bewältigung von Stresssituationen.
Um zu starke emotionale Belastungen ausgleichen zu können, müsse man die biologisch bestimmte Arbeitsweise der emotionalen Systeme verstehen, sagte Plassmann und erklärte, wie man im Negativen auch das Positive entdecken und nutzen kann. So setzen negative Emotionen wie Wut oder Angst Energie frei, um über die als bedrohlich empfundene Situation nachzudenken und sie möglichst zu ändern. Emotionen haben laut Plassmann biologisch bedingt „eine enorme Macht“, die Verstand und Vernunft blockieren und körperlich krank machen kann. Das Positive: „Wir brauchen emotionale Systeme zum Denken, Entscheiden, zum aufmerksam sein und zum Energie haben“, so Plassmann, denn „der größte Teil der Denkvorgänge findet unbewusst statt und wird von Emotionen gesteuert“. Ob langsame oder schnelle intuitive Entscheidungen oder ganz bewusste, wichtig sei, dass wir uns mit unserem bewussten Verstand und dem unbewussten und wesentlich schneller funktionierenden „Gefühl“ verbünden. Das ist emotionale Selbstorganisation.
Bei zu starken emotionalen Belastungen kann die „Emotionsstärke“ durch eine „Selbstberuhigungspause“ und das Unterbrechen des eigenen Verhaltensmusters reguliert werden. Aus dem Fenster gucken, eine Tasse Tee trinken, Hände waschen oder der Plausch mit der Kollegin über ein Alltagsthema könne schon dazu führen, dass die „schockartige emotionale Belastung“ durchbrochen wird und man nicht mehr alles nur negativ sieht. Die „Emotionsstärke“ kann durch das Ausbalancieren der positiven „Ja“-Emotionen wie Freude, Hoffnung, Stolz, Neugier, Liebe mit den negativen „Nein“-Emotionen wie Furcht, Ärger, Scham, Schuld reguliert werden. Dafür sollte man seinen Ideen und der „inneren Kommunikation“ Raum, bzw. Zeit geben.
Ganz dringend rät Plassmann von „Lösungen, die nicht lösen“ ab: Alkohol, Drogen oder zu viel Fernsehen oder Internetkonsum blockieren und rauben „extrem viel Zeit und seelische Energie“. Genug Schlaf, Entspannung sowie Arbeitsaufgaben und Arbeitsumgebungen, die wir positiv bewerten, sind da eher Garanten für ein ausgeglichenes Selbstbewusstsein und seelische wie körperliche Gesundheit.
