Studium Generale an der DHBW Mosbach: Wieso es sich für Unternehmen lohnt, soziale Verantwortung zu übernehmen

„Die größte Herausforderung für die R. STAHL AG bestand darin, nachhaltiges Unternehmertum mit dem kurzfristigen Leistungsdruck an der Börse zu vereinbaren“, so bringt Martin Schomaker, Vorstandsvorsitzender der R. STAHL AG, eines der schwierigsten Vorhaben in der Unternehmensgeschichte auf den Punkt. Im Rahmen des Studium Generale an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach am 16. März erklärte Schomaker den ca. 60 Zuhörern, wieso sich gerade an sozialen Investitionen der langfristige Erfolg eines Unternehmens entscheiden wird.

Einen wichtigen Anstoß zum nachhaltigen Wirtschaften gab eine Unternehmenskrise 2001/2002. Ein negatives Geschäftsergebnis hatte weitreichende Konsequenzen: Personal wurde abgebaut, ein teurer Sozialplan erstellt und die Firma weitestgehend neu strukturiert. Damit wurden zwar kurzfristig die Ausgaben reduziert, jedoch musste das Expertenwissen erst langwierig wiederhergestellt werden.

In der Krise wurde das Geschäftsfeld der R. STAHL AG grundlegend neu gedacht. Neben dem klassischen Komponentengeschäft setzte sich das Unternehmen mehr und mehr mit dem Systemgeschäft auseinander. Zunächst im Bereich Fördertechnik, der dadurch in einer attraktiven Nische positioniert werden konnte, und 2006 an einen finnischen Wettbewerber verkauft wurde. In den letzten fünf Jahren zog der Systemgedanke dann auch systematisch in die Geschäftssparte des Explosionsschutzes ein. Kunden sollten nicht mehr nur Komponenten, sondern ganze Systemlösungen inklusive Engineerung und Beratung angeboten werden. Das neue Geschäftsmodell fasste schnell Fuß. Innerhalb kürzester Zeit avancierte die R. STAHL AG zum Weltmarktführer für Systemlösungen im elektrischen Explosionsschutz und konnte hochkomplexe Aufträge, wie etwa die Entwicklung und Implementierung einer explosionsgeschützten Motorsteuerung einer Explorationsplattform, für sich entscheiden. Seinen Umsatz mit dem Systemgeschäft konnte R. STAHL in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppeln.
 

 

Das nachhaltige Unternehmenskonzept wurde erstmals in der Wirtschaftskrise 2009 auf den Prüfstand gestellt: Während die Wettbewerber Personal abbauten, hielt die R. STAHL AG am gesamten Mitarbeiterstamm fest. „Auf diese Weise sicherten wir uns einen Technologie-Vorsprung von schätzungsweise 4-5 Jahren“, so Martin Schomaker. Dennoch ist er sich sicher: Ohne die Unterstützung der Familie Stahl, der nach wie vor die Aktienmehrheit der R. STAHL AG gehört, wäre diese werteorientierte Firmenphilosophie an der Börse nur schwerlich durchsetzbar gewesen. „Wenn man nachhaltig arbeiten will, braucht man eine starke Bank, hier die Familie, um nicht übernommen zu werden“. Im Ergebnis konnte die R. STAHL AG im Systembereich sogar in der Krise noch wachsen und den Marktanteil von 12% auf 14% ausbauen.
 

 

Der Vortrag fand im Rahmen der Fotografieausstellung „Industriearchitektur Heilbronn-Franken 2008“ an der DHBW Mosbach statt, die noch bis zum 1. April 2011 im Lohrtalweg 10 in Mosbach zu sehen ist. Der Heilbronner Architekturfotograf Bernhard J. Lattner zeigt in seiner Ausstellung 46 großformatige Motive von Gewerbe- und Industriegebäuden der Region, darunter auch des börsennotierten Mittelständlers R. STAHL AG. „Ich möchte mit meinen Fotografien auf die Vielzahl kleiner und großer Unternehmen aufmerksam machen, die sich aufgrund ihrer Innovationskraft und Leistungsfähigkeit ihren Platz im globalen Wirtschaftsleben erobert haben“, so der Fotograf über die Intention der Ausstellung. Leistungsfähigkeit – und das im globalen Wettbewerb – hat auch die R. STAHL AG bewiesen.

Martin Schomaker, Jahrgang 1956, bekleidete nach Ausbildung und Studium an der Berufsakademie Stuttgart, verschiedene Stellen in der Bosch Gruppe. Seit 1991 ist der Betriebswirt bei R. STAHL, wo er 1997 zum Vorstandsmitglied für Finanzen ernannt wurde. 2002 übernahm er den Vorsitz des Vorstands und verantwortet damit die Unternehmensstrategie sowie die Bereiche Vertrieb, Finanzen & Controlling sowie Personalwesen.