Studium Generale: „Beim Fußball weißt du nie, wie’s ausgeht“
Ganz besondere Gäste saßen am gestrigen Nikolausabend auf dem Podium beim ersten Studium Generale am Campus Heilbronn der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach: Erwin Staudt, ehemaliger Präsident des Bundesligisten VfB Stuttgart, <link http: www.sky.de web cms de fussball-staudt-verzichtet-fuer-niersbach.jsp external-link>der momentan als möglicher Nachfolger von Theo Zwanziger als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gehandelt wird, und Jochen A. Rotthaus, Geschäftsführer der TSG 1899 Hoffenheim. In der Podiumsdiskussion sprachen die Sport- und Managementexperten nicht nur über den „König Fußball“, sondern auch darüber, was andere Betriebe vom Sport lernen können. Moderiert wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Dirk Schwarzer, Studiengangsleiter Dienstleistungsmanagement-Sportmanagement am Campus Heilbronn und sportlicher Leiter der Heilbronn Open.
Im Prinzip sei ein Fußballverein nicht anders als ein normales mittelständisches Unternehmen zu führen, erklärte Erwin Staudt den über 300 Studierenden und Gästen. „Unser Vertrieb muss die Rechte verkaufen, unsere Spieler entsprechen der Produktion und unsere Research and Development-Abteilung ist unsere Jugendabteilung“. Im Prinzip passiere hinter den Kulissen „nichts Abenteuerliches“. Das Besondere sei allerdings das Produkt. „Um unser Produkt kümmern sich Millionen von Menschen.“ Moderator Prof. Dr. Dirk Schwarzer hakte nach, wie denn der nachhaltige Erfolg eines so enttäuschungsanfälligen Produktes sichergestellt werden könne. Jochen A. Rotthaus sieht gerade in diesem Überraschungsfaktor die größte Chance. Wie bei einem Überraschungsei müsse die Qualität der Schokolade, also des Business-Modells, verlässlich hoch sein. Der emotionale Kern aber, der Fußball, sorge dann für ein Überraschungsmoment, das für niemanden vorhersehbar sei. „Wenn die Mannschaft gewinnt, sind die Menschen glücklich und fühlen sich bestätigt. Wenn die Mannschaft verliert, gehen sie das nächste Wochenende wieder zum Spiel, weil sie hoffen, dass es dann gelingt.“
„Beim Fußball weißt du nie, wie’s ausgeht“, erklärte Staudt, der gerade in dieser Produkteigenschaft den Reiz für viele sieht. Viele würden über den Fußball Emotionen erleben und ausleben, wie sie es im Rahmen ihres alltäglichen Lebens nicht könnten. „Die Menschen haben immer die Hoffnung, bei einem sensationellen Ergebnis dabei zu sein“. Die Hoffnung, im Stadion an einem gemeinsamen Erfolgserlebnis teilzuhaben, darin sieht Erwin Staudt das Alleinstellungsmerkmal am Fußball.
Um unternehmerisch erfolgreich zu sein, sieht Jochen A. Rotthaus neben einem qualitativ hochwertigen Produkt aber insbesondere auch die gegenseitige Wertschätzung im Unternehmen. „Bei uns gibt es keine Angst vor Hierarchien“, so der Hoffenheim-Geschäftsführer. An einem Spieltag im Rhein-Neckar-Stadion seien 1700 freie Mitarbeiter im Einsatz. Ohne die hohe Motivation aller Beteiligten sei ein solches Event gar nicht realisierbar. Erwin Staudt sieht in den Mitarbeitern zugleich die wichtigsten Unternehmensberater: „Keiner kennt das Unternehmen uns seine Schwächen besser als sie“ – um Prozesse zu verbessern, müssten daher in erster Linie die Mitarbeiter für Verbesserungsvorschläge einbezogen werden.
Ziel des Studium Generale ist es, den Blick der Studierenden und interessierten Öffentlichkeit über den Tellerrand des Studienangebots hinaus zu lenken. „Damit kommen wir unserem humanistischen Bildungsauftrag nach“, so die Campusleiterin Prof. Dr. Nicole Graf, die zum „Students‘ Executive Talk“ künftig zwei Mal jährlich renommierte Referenten an den Campus Heilbronn eingeladen möchte.