Vernissage am Campus Heilbronn: „Festgehaltene Augenblicke“
Es war eine kleine Zeitreise, zurück ins Heilbronn Ende des 19. Jahrhunderts: Mit dem Swing-Stück „On broadway“ eröffnete gestern die Big Band der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach die Vernissage zur Kunstausstellung „Bauwerke der Heilbronner Ziegelstein-Architektur“. Fotografiert hat sie der gebürtige Italiener Giuseppe die Giandomenico, der nach seinem Physikstudium nach Deutschland gekommen ist und seit Ende der 80er Jahre in Heilbronn lebt. Seine Bilder zeigen allesamt Ziegelsteinbauten, die zum größten Teil zwischen der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Heilbronn entstanden sind.
Eine kurze Einführung in die Zeit der Ziegelsteinbauten gab Prof. Dr. Christhard Schrenk, Direktor des Stadtarchivs Heilbronn. „Heilbronn war eine der dynamischsten Industriestädte in Deutschland“, so Schrenk über die „wahrscheinlich beste Zeit von Heilbronn“. Er beschrieb die Fotografien als „festgehaltene Augenblicke“ mit ganz unterschiedlicher Wirkung auf den Betrachter: „Wenn die Zeit stehen bleibt, kann sich das Bild entfalten. Und wie sich das Bild entfaltet, hängt vom Betrachter ab“. Zugleich hätten die Bilder in diesem Zusammenhang eine unbestrittene stadtkulturelle Bedeutung. Sie erzählten von Betriebsamkeit und Wohlstandsdynamik, aber auch von sozialen Unterschieden. Die Ausstellung dokumentiere einen wichtigen Teil der Stadtgeschichte Heilbronns. Nach dem verheerenden Bombenhagel des 2. Weltkriegs seien diese Zeitzeugen umso wertvoller.
Die Ziegelsteinbauten sind heute in unterschiedlichen Bauzuständen zu finden. Der Künstler Giuseppe di Giandomenico sieht in ihnen Boten einer vergangenen Lebensweise und Zeichen eines urbanen Stillstandes, aber auch Symbole einer sich kontinuierlich wandelnden Gesellschaft und Zeugen einer Metamorphose in der städtischen Architektur. „Die Gebäude spiegeln für mich das Leben dieser Zeit wieder, sie wurden von Menschen für Menschen gebaut. Jedes Gebäude hat sein Selbstbewusstsein und dokumentiert ein Stückchen Stadtgeschichte“, so Giandomenico.
Prof. Dr. Nicole Graf, Leiterin des Campus Heilbronn der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach, freute sich über die Vielzahl an Gästen. Rund 100 Gäste waren der Einladung gefolgt und nutzten die Gelegenheit, sich beim Rundgang nicht nur die Bilder, sondern auch das „Gesamtkunstwerk“, den Campus Heilbronn, genauer anzuschauen. Die Ausstellung ist noch bis Ende April im DHBW-Gebäude auf dem Bildungscampus zu sehen.