Vortrag: Die Zukunft traditioneller Messen im Zeitalter des Web 2.0

Haben Messen im Zeitalter des Web 2.0 überhaupt noch Chancen? Werden Messen „sterben“, weil Web-Communities und Online-Messen die Besucher abziehen? Mit diesen Fragen muss sich insbesondere der Ausstellungs- und Messe-Ausschuss (AUMA) der deutschen Wirtschaft auseinandersetzen, der Spitzenverband der deutschen Messewirtschaft, der deutsche Messen im In- und Ausland stärken will. Dr. Peter Neven ist Geschäftsführer des AUMA und bereits seit 25 Jahren mit der Messewirtschaft verbunden. Er stellte in seinem Vortrag am Campus Heilbronn der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach seine Thesen zur „Zukunft traditioneller Messen im Zeitalter des Web 2.0“ vor. Dr. Neven ist sich sicher: „Bei Messen findet Kommunikation in ihrer ursprünglichsten Weise statt, also medienfrei.“ Dass künftig die neuen Medien den Messebesuch vor Ort ersetzen, kann sich der Geschäftsführer nicht vorstellen. „Das geht nur, wenn das Produkt zu 100% medial darstellbar ist“, so Dr. Neven. Zudem gehe es längst nicht nur um das Produkt, sondern auch um den persönlichen Austausch, um das Erlebnis vor Ort. „Mimik und Gestik lassen sich schlecht medial erfassen und abbilden, es lässt sich kein Blickkontakt zum Gegenüber herstellen.“ Und es gehe schließlich darum, Beziehungspflege zwischen Geschäftspartnern zu betreiben. Um ganz sicher zu gehen, hat der AUMA eigene Studien beauftragt, um die Messezukunft zu erforschen. Das Ergebnis: Nach wie vor sind 40% des Marketingbudgets reserviert für Messeauftritte. Und 86% aller Entscheider in deutschen Unternehmen besuchen regelmäßig Fachmessen. Dennoch sieht Dr. Neven in den neuen Medien große Chancen, wenn es darum geht, den klassischen Messeauftritt zu ergänzen. Die größte Herausforderung sieht er hierbei in der authentischen Kommunikation. Die verschwommenen Grenzen im Social Web zwischen einer Person, die als Privatperson kommuniziert und einer Person, die ein Unternehmen repräsentiert, könnten zu Problemen führen, was die Glaubwürdigkeit anbelangt. Für das Gegenüber sei es schwieriger zuordenbar, ob es bei der Kommunikation im Social Web um aufrichtige, persönliche Kommunikation gehe oder womöglich eine Werbekampagne dahinter stecke. „Kommunikation im Social Web muss wirklich authentisch sein, sonst besteht die Gefahr, dass Kunden enttäuscht werden und sich abwenden“, so Dr. Neven. Idealerweise sollten die originalen Begegnungen mit den Unternehmen durch eine kommunikative Begleitung via Neue Medien durchaus ergänzt werden. Dennoch sei die Begegnung vor Ort nach wie vor unersetzbar, so sein Fazit.


Mehr als 50 Zuhörer fanden sich am 16. November am neu eröffneten Campus Heilbronn ein. Es handelte sich um eine Gemeinschaftsveranstaltung des Marketingclub Heilbronn, der DHBW Mosbach und des Alumni-Vereins DHBW Mosbach friends for life.