Vortrag Kryptografie
Prof. Bernhard Esslinger ist Spezialist für Kryptologie. Am Montag, den 9. November, gab er an der DHBW Mosbach einen unterhaltsamen Einblick, wie sehr Kryptologie bereits Teil unseres Alltags ist – und auch schon immer war: „Seit 6000 Jahren gibt es die Schrift und schon seit 3000 Jahren Verschlüsselungssysteme“. Bislang so scheint es, konnte noch jede Verschlüsselung geknackt werden – mit teilweise weitreichenden Folgen: Maria Stuart wurde geköpft, weil ihr Mordkomplott gegen die englische Königin aufgedeckt werden konnte (<link http: de.wikipedia.org wiki babington-verschwörung external-link>weiterlesen), der Kriegseintritt der USA in den 1. Weltkrieg geht maßgeblich auf die Entschlüsselung des Zimmermann-Telegramms und damit der Enigma-Verschlüsselung zurück (<link http: de.wikipedia.org wiki zimmermann-depesche external-link>weiterlesen).
Inzwischen sei das Medium, welches aufgrund der Datenflut und Transaktionsprozesse elementar auf Verschlüsselungssysteme angewiesen ist, das Internet. Betrüger nutzen zum Beispiel Man-in-the-Middle-Techniken (<link http: en.wikipedia.org wiki man-in-the-middle_attack external-link>weiterlesen) und können auf diese Weise an geheime Daten wie Kontonummern und Passwörter gelangen, selbst wenn diese verschlüsselt sind. Setzt man Kryptographie korrekt ein, lässt sich dies aber vermeiden. Doch nicht nur im Datenschutz sieht Esslinger ein Anwendungsgebiet der Kryptologie: Weiter in die Zukunft gedacht seien beispielsweise Autos vorstellbar, die über einen verschlüsselten Code miteinander kommunizieren und selbständig bei Gefahr bremsen. Oder auch im medizinischen Bereich könnten Verschlüsselungssysteme noch eine wichtigere Rolle spielen. Denkbar sei ein mit Funk ausgestatteter Herzschrittmacher, der via Internet vom Arzt überwacht und gesteuert werden könne.
Ganz konkret sprach der Kryptologie-Experte auch über die Bedeutung von Verschlüsselungssystemen für Unternehmen – insbesondere für mittelständische. Bereits bei der Speicherung von Daten müsse sich jedes Unternehmen fragen, ob eine Verschlüsselung nicht sinnvoll sei. Häufig bestehe der Glaube, dass es reicht, sich einmal ein Produkt zum Schutz vor Hackern zu kaufen, doch das funktioniere nicht. Wichtig sei genauso die Sicherheit des Passworts und die aktuelle Software des Rechners, um potenziellen Eindringlingen möglichst wenig Angriffsfläche zu liefern. Esslinger warnte: „Nehmen Sie als mittelständisches Unternehmen Wirtschaftsspionage ernst.“ Gerade für hochspezialisierte Unternehmen sei es ein Desaster, wenn das eigene Know-How "abwandert" und plötzlich im Ausland von Konkurrenten als eigene Idee zum Patent angemeldet wird. Wichtig sei es deshalb, auch im normalen Unternehmensalltag sowohl Kryptologie als auch Awareness-Maßnahmen zum kosteneffizienten IT-Risikomanagement einzusetzen.
Impressionen vom Kryptologie-Vortrag