Vortrag von Prof. Dr. Klaus-Georg Deck: "Sleep - Eat - Ride: Tour Divide"

Als „Grenzerfahrung“ betrachtet Prof. Dr. Klaus-Georg Deck seine Teilnahme an der Tour Divide, dem weltweit längsten Mountainbike-Rennen von Banff in Kanada bis nach Antelope Wells in New Mexico (USA). In seinem Vortrag zum Abschluss des Hochschulsportjahrs 2012 an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach erzählte er von den Vorbereitungen und Herausforderungen dieses Rennens.

In 22 Tagen, zwei Stunden und 55 Minuten überwand er bei der Fahrt durch die Rocky Mountains an der Wasserscheide zwischen Pazifik und Atlantik 4418 Kilometer und 55000 Höhenmeter. Zum Vergleich: Viereinhalb Mal von Norden nach Süden durch Deutschland und 120 Mal auf den Königsstuhl zeigt ein bisschen die Dimension dieses Vorhabens, wäre aber wahrscheinlich leichter zu bewältigen  gewesen. Denn die Infrastruktur in Deutschland ist wesentlich „komfortabler“ als die Bedingungen entlang der Strecke. Endlose Weite, atemberaubende Natur und vielleicht sogar mehr Bären als Menschen…

Zwei Jahre lang hat sich der Professor für Wirtschaftsinformatik an der DHBW Mosbach auf diese Tour vorbereitet. Er ist durch Deutschland „geradelt“ – zumindest einmal in drei Tagen von Heidelberg nach Hamburg -, er hat sich dutzende Male bei Tag und vor allem auch bei Nacht auf den Königsstuhl gekämpft. 160 bis 200 Kilometer fuhr er jeden Tag mit dem Rad, bei einer Jahresbilanz von 15 000 Kilometern war er mehr auf zwei als auf vier Rädern unterwegs. Im Winter ist er gelaufen, insgesamt 2000 Kilometer, und jede Woche zweimal mindestens fünf Kilometer schwimmen sollte Rückenproblemen vorbeugen.

„Schwimmen ist wirklich sehr gesund und ein guter Ausgleichssport“, gab er den Zuhörern mit auf den Weg. Außerdem gab er Tipps, wie man als Biker sinnvoll sein Gepäck optimieren und transportieren kann, wie Wunden versorgt, das Fahrrad repariert und die Familie auf dem Laufenden gehalten werden kann. Zur Sicherheit hatte er einen „Tracker“ bei sich, damit man ihn genau orten konnte. Seine Frau und die „beiden Jungs“ konnten im Internet beobachten, wo er gerade war. Welchen widrigen Bedingungen, Schnee, Wind, Sonne, Tieren, Hunger, Durst, Verletzungen oder ganz einfach unwegsamen „Highways“ – er ausgesetzt war, davon wussten sie zum Glück nichts.

„Eat, sleep, ride“, das war die Devise. 14 Stunden verbrachte er täglich auf dem Rad, lernte dabei „mindestens 25 verschiedene Sitzpositionen“ kennen und aß bis zu 11000 kcal täglich, immer „auf Vorrat“. „Ich war erstaunt, wie viel man nicht nur essen muss, sondern auch kann“, sagte er bei der Präsentation seines Schokoladenriegel-Weißbrot-Junk-Foods, das er sich meistens in Tankstellen am „Wegesrand“ kaufte.

„Was hat ihn dazu angetrieben, warum macht er so was?“, fragen sich viele im Publikum. Deck ist passionierter Ausdauersportler, Ironman – für ihn war die Tour Divide nach allen früheren sportlichen Erfahrungen eine Herausforderung, „der man sich nur einmal im Leben stellt“. Dafür hat er seinen inneren Schweinehund bei den „jahrelangen“ Vorbereitungen überwunden, ebenso körperliche Strapazen und Selbstzweifel während der Tour.

Die größte Herausforderung aber war die oft tagelange absolute Einsamkeit, die gar nicht zu überwinden ging. Sie war einfach da, und irgendwann hörte er sich selbst reden, Kinderlieder singen… Auch diese Reise zu sich selbst war für ihn eine Grenzerfahrung. Sehnsucht nach Geborgenheit. Sie gipfelt in Dankbarkeit. Für das Glück, das Etappenziel vor dem Schneesturm erreicht zu haben, beim Rahmenbruch des Mountainbikes nicht auf rasanter Talfahrt gewesen zu sein, einen satten Bären zu treffen, der ihn friedlich vorbeifahren ließ. Für das Glück, zu leben.

Im Ziel angekommen, war es ihm übrigens gar nicht so wichtig, auf welchem Platz er war. Von 100 Teilnehmern hatte die Hälfte aufgegeben. Deck hat durchgehalten und es geschafft: auf Platz 15!

Für die Studierenden mag er ein Vorbild sein. Schweinehund-Überwindung, Power, Ausdauer und immer das Ziel im Blick  - das haben sie mit Sportlern gemeinsam. Viele von ihnen lassen sich durch den hohen Anspruch in der Qualität der Lehre nicht nur zu intellektuellen Höchstleistungen anspornen, sondern nutzen zum Ausgleich auch das vielseitige <link internal-link>Hochschulsportangebot.